KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
von beiden Seiten knusprig angeröstet, in der Zwischenzeit ein paar Scheiben Käse abgeschnitten, die Tomaten ebenfalls in Scheiben geschnitten, das geröstete Brot aus der Pfanne, dafür dann zwei Eier hinein, Käsescheiben aufs Brot, Tomaten drauf, gesalzen, gepfeffert und am Schluss als Krönung die zwei Spiegeleier obendrauf. Fertig. Ging schnell, schmeckte gut und – wichtigstes Argument – konnte sogar jemand wie ich kochen.
Ich nahm die beiden Teller, ging hinüber zu Vanessa und musste mir das Grinsen verkneifen: Mein Kochgehilfe hatte in der Zwischenzeit, hinter meinen Rücken quasi, den Tisch gedeckt. Mit Kerze, Servietten, zwei bauchigen Weingläsern, in denen das Mineralwasser nun geedelt und geadelt vor sich hinsprudelte.
Mit einer kurzen, tausend Mal geübten Handbewegung nahm Vanessa die Spange aus ihrem Mund und verstaute sie ebenso selbstverständlich flink in einem knallorangefarbenen Behälter von der Größe einer Seifendose. Das war weibliche Logik in Bestform, wie sie schon bei Zwölfjährigen wunderbare Blüten treibt: Die Zahnspange möglichst unauffällig verschwinden lassen, sie dann aber dermaßen auffällig verpacken, dass sie ein Blinder bei Nacht und Neumond im Tunnel noch aus hundert Metern Entfernung hätte entdecken können!
»Mein Mann muss später auch mal kochen können«, nuschelte Vanessa, während ein Riesenbissen in ihrem Mund verschwand. »Ich habe jedenfalls nicht vor, meine Zeit mit Hausarbeit und Kochen zu verplempern!«
»Praktisch gedacht! Sag’s gleich jedem, und du wirst dich vor Heiratsanträgen kaum retten können.«
Sie kaute andächtig.
»Schmeckt wirklich ganz gut! Viel besser als befürchtet.«
»Sag’ ich doch. Die alten Inkas wussten eben, was gut ist.«
»Übrigens, Arno: Deine neue Frisur finde ich echt stark! Bloß die Beule passt nicht so gut dazu. Wo hast du die denn her?«
»Gestoßen. Dynamisch, wie ich halt immer so bin, war mir plötzlich ein Deckenbalken im Weg.«
»Ach so!« Das klang fast etwas enttäuscht. Und tatsächlich: »Ich dachte schon, eine Prügelei. Prügelst du dich eigentlich oft, so als Detektiv, meine ich?«
»Nur montags, mittwochs und freitags. Aber jetzt habe ich auch mal eine Frage: Wie kommt es eigentlich, dass du dich so schlecht mit deiner Stiefmutter verstehst?«
»Weil sie sich einfach in mein Leben gedrängelt hat. Weil sie es mit meinem Vater nicht Ernst meint. Und weil sie mich schlecht behandelt.«
»Aber du behandelst sie immer gut, was? Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass es gute Gründe dafür geben könnte, warum sie so ist, wie sie ist? Dass sie vielleicht eine miese Kindheit hatte oder so was? Und dass du es ihr vielleicht auch nicht gerade leicht machst?«
Vanessa verdrehte die Augen.
»Schon möglich, aber kann ich das riechen? Das müsste sie mir vielleicht einfach mal sagen. Mit mir reden, verstehst du? Und mich nicht immer nur wie ein kleines Kind behandeln, dass ihr ja eigentlich soooo lästig ist. So verhält sie sich nämlich, und das geht mir total auf die Nerven!«
»Verstehe schon. Hast übrigens nicht ganz Unrecht: Wenn die Leute mehr miteinander reden würden – reden, nicht plappern –, dann gäb’s wahrscheinlich einen ganzen Haufen Probleme weniger. Fragt sich immer nur, wer mit dem Reden anfängt. Vielleicht ja sogar du?«
Kauend überlegte Vanessa einen Moment und schüttelte dann den Kopf.
»Glaub’ ich nicht.«
Sie schluckte den letzten Bissen hinunter, griff nach der Zahnspangendose, öffnete sie, drehte sich kurz zur Seite und setzte sich die Spange ebenso geschickt und unmerklich ein wie sie sie entfernt hatte. Dann stand sie auf.
»Ich muss jetzt in mein Zimmer, Hausaufgaben machen. Das Essen war köstlich, die Unterhaltung angenehm, ich bedanke mich bei Ihnen, mein Herr!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, flitzte sie davon. In der Küchentür drehte sie sich noch einmal kurz zu mir um.
»Du kümmerst dich doch weiter um Gottfried, oder?«
»Klar! Aber wo wir gerade beim Reden und nicht beim Plappern sind: Du solltest dich darauf einstellen, dass Gottfried etwas Ernsthaftes passiert sein könnte, auch wenn’s schwerfällt. Ich halte es nämlich für kein gutes Zeichen, dass das rosa Halsband ohne dazugehörigen Gottfried gefunden wurde und dass der Hund bis jetzt weder im Tierheim noch bei einem Tierarzt noch sonst wo aufgetaucht ist, ehrlich gesagt.«
Sie nickte widerstrebend. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie diese Möglichkeit absolut nicht
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