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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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nur kurz die Ergebnisse meiner Nachforschungen wegen dieses dubiosen Briefs mitteilen. Den schriftlichen Bericht bekommen Sie dann noch in den nächsten Tagen. Aber ich dachte, der aktuelle Stand der Ermittlungen würde Sie vorab schon mal interessieren.«
    Er nickte und wirkte plötzlich wieder etwas tatkräftiger. Und deutlich neugierig.
    »Bin gespannt, was Sie Interessantes herausgefunden haben.«
    »Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht in dieser Angelegenheit. Ich denke, ich fange mit der guten an, oder?«
    Er nickte wieder, und legte beide Hände, gefaltet wie zum Gebet, vor sich auf die Schreibtischplatte.
    »Also, die gute Nachricht ist die«, fuhr ich fort, »dass der Brief nicht von außerhalb kommt, also nicht von jemandem, der Ihnen schaden will. Es wird also keine weiteren Briefe und, wohl noch wichtiger, auch keine Geldforderungen geben.«
    »Schön zu hören. Und die schlechte Nachricht?«
    »Die schlechte klingt zunächst mal genauso wie die gute, nämlich dass dieser Brief eben nicht von außerhalb kommt ...«
    Jüjü kniff die Augen zusammen und ich war ziemlich froh darüber, dass die Überbringer schlechter Nachrichten seit geraumer Zeit nicht mehr gevierteilt oder am Spieß gebraten wurden.
    »... sondern von Ihrer Tochter Vanessa.«
    Die Wirkung meiner Worte war erwartungsgemäß, wenn auch etwas heftiger als angenommen. Jüjü riss die Augen weit auf, dabei fiel gleichzeitig sein Gesicht in sich zusammen, als hätte jemand einen Stöpsel gezogen. Das sah fast komisch aus, aber auf diese besondere Art komisch, die nicht lustig ist.
    »Um Himmels willen, wie kommt denn dieses Kind dazu ...«
    »Vielleicht darf ich das Ganze kurz erklären?«
    »Ich bitte darum!«
    »Also, die Sache ist die: Vanessa hat Ihre Frau mit jemandem gesehen, oder: überrascht, wie sie es nennt, den ihre Frau schon seit ihrer Jugendzeit in Prutting kennt. Wie intensiv diese Beziehung heute noch ist, kann ich allerdings nicht sagen. Um das herauszufinden, müsste man Ihre Frau für eine Weile beschatten ...«
    Jüjü sah mich an, dachte einen Moment lang nach, winkte dann aber ungeduldig ab. Und ich war ziemlich froh darüber, denn nichts hätte ich weniger gerne gemacht, als seiner Frau und Toni Mooseder hinterher zu spionieren. Solche Art von Nachforschungen war eigentlich wesentlicher Teil meines Jobs – schon klar, wusste ich auch, wie kam ein Schnüffler schließlich sonst zu dieser netten Berufsbezeichnung? Aber in diesem Fall wäre es mir unangenehm und lästig gewesen. Andererseits fragte ich mich natürlich, warum es Jüjü augenscheinlich einerlei war, ob seine Frau ein Verhältnis hatte oder nicht. Fand ich eigentümlich.
    »... was nun Vanessa betrifft: In ihren Augen war dieses Treffen eindeutig so etwas wie Ehebruch, über den sie ihren Vater unbedingt informieren wollte. Deshalb hat sie diesen Brief fabriziert.«
    »Warum, um Gottes willen, hat sie denn nicht mit mir darüber gesprochen?«
    »Lassen Sie es mich so sagen: Aus Angst vor der Konfrontation mit ihrer Stiefmutter hat sie es vorgezogen, anonym zu bleiben.«
    »So ein Unsinn. Und diese Andeutungen, meine Frau hätte jemanden auf dem Gewissen, wie kommt sie darauf? Was meint sie damit?«
    »Nichts weiter als ein dummes Missverständnis, eigentlich. Mit dem ›Jemand‹ hat Vanessa ihren Hund gemeint. Sie wissen ja, wie angespannt das Verhältnis zwischen Vanessa und ihrer Frau sowieso schon ist. Dazu die etwas überhitzte Fantasie eines rachsüchtigen Teenagers ... Jedenfalls, Vanessa war der festen Überzeugung, Ihre Frau hätte Gottfried entführt oder entführen lassen, um ein Druckmittel zu haben, mit dem sie ein Gespräch zwischen Tochter und Vater verhindern könnte. Nach dem Motto ›wenn du willst, dass Gottfried nichts passiert, sag nichts deinem Vater‹. Verstehen Sie?«
    Hans-Jürgen Lappé schloss die Augen, um mir das Gedankenlesen zu erschweren. So saßen wir uns schweigend gegenüber, ungefähr eine Minute lang, die für mich so ätzend langsam verging, als säße ich mit dem nackten Hintern auf einer glühenden Herdplatte.
    »Und das ist alles?«, fragte Jüjü schließlich, als ich schon britzebraun geworden war.
    »Ja, das ist im Grunde alles«, sagte ich und hoffte, er würde nicht die leichte Unsicherheit in meiner Stimme bemerken. Denn das war natürlich keineswegs alles, weder im Grunde noch sonst wie. Da gab es unendlich viel mehr, das aus dem grauen Dunst der Vergangenheit in

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