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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Sekunden, zu einer geistesgegenwärtigen Antwort aufraffen konnte: »Häh?«
    »Ich sagte: Mein Name ist Sepp Hausenklamm und ...«
    »Ja, ja, das habe ich ja alles verstanden. Aber was war das für ein Quatsch mit der Anzeige? Was für eine Anzeige? Und wofür?«
    »Es geht um Freiheitsberaubung eines Vierbeiners in Tateinheit mit akuter Nötigung. Das ist ein schwerwiegendes Vergehen und wird mit einer Geldstrafe nicht unter ...«
    »WAS SOLL ICH GEMACHT HABEN?«
    »Sie sollen, laut Anzeige, einen Hund namens Gottfried entführt haben. Und das ist, wie gesagt, nach aktueller europäischer Rechtsprechung ein schwerwiegendes Delikt, das mit einer Geldstrafe nicht unter ...«
    »Um Himmels Willen! Das ist doch Blödsinn. Ich habe dieses blöde Vieh nicht entführt. Ganz im Gegenteil.«
    »Nun, es fällt mir jetzt schwer, Ihnen das zu glauben, Herr Mooseder. Aber vielleicht wäre es am besten, wenn Sie mir die ganze Geschichte erzählen.« Ich schwenkte jetzt vom offiziellen in einen vertraulichen Ton über, ganz so, als sei ich der Einzige, der Mooseders verwirktes Leben noch retten könnte, »Und wer weiß, vielleicht können wir Ihnen dann weiterhelfen. Wir sind schließlich keine Unmenschen, wissen Sie!«
    Am anderen Ende der Leitung hörbare Erleichterung. Vanessa, das kleine Biest, gab vor lauter Schadenfreude wieder ihr Ahorn-Sirupfläschchen-Glucksen von sich, was ich normalerweise ganz gern hörte, jetzt aber gar nicht brauchen konnte. Ich kniff ihr ins Bein, damit sie sich zusammenriss und still war.
    »Also, das war so:« fuhr Mooseder fort. »Ich war bei einem ... äh ... Kundenbesuch in München, verstehen Sie. Hatte endlich alles erledigt, wollte mit meinem Gespann nach Hause fahren und, na ja, da sitzt doch dieser Köter im Beiwagen und will einfach nicht aussteigen. Nichts zu machen. Ich setze mich auf die Maschine, werfe den Motor an und denke, jetzt haut das Vieh endlich ab. Aber nichts da, einfach sitzen geblieben, dieser vermaledeite ... na ja, und dann bin ich eben etwas handgreiflich geworden. Wollte den Hund an seinem blöden, rosa Halsband aus dem Beiwagen zerren. Dabei habe ich es ihm über die Ohren gezogen. Und was macht dieser schwarze Teufel? Fletscht die Zähne und beißt mir in die rechte Hand, dass es kracht! Das hat vielleicht geblutet, kann ich Ihnen sagen. Ich bin ins Haus zurück, hab’ mir ein Handtuch geben lassen, um die Hand einzuwickeln. Und dann wieder raus. Sitzt das Vieh doch immer noch im Beiwagen! Nichts zu machen, nicht mal auf die Besitzerin hat er gehört. Blieb mir nichts anderes übrig, als zusammen mit dem Köter zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Hätte ja die Tollwut haben können, dieser blöde Lackel! Im Krankenhaus haben sie mir die Hand genäht – mit sieben Stichen, verstehen Sie, mit sieben Stichen! – und als ich wieder rauskam, war der schwarze Teufel endlich nicht mehr da. Hat mich nicht interessiert, wo der plötzlich war, das können Sie mir glauben. Ich war gerade froh, das Untier los zu sein, und bin nichts wie ab nach Hause. Ganz genau so war das und nicht anders!«
    Eine abenteuerliche Geschichte. Und nicht ohne Komik. Genau wie Vanessa hatte ich alle Mühe, das Lachen zu unterdrücken und das Telefonat gemessen zu Ende zubringen.
    »Und das Halsband? Wo war das rosafarbene Halsband geblieben?«
    »Das Halsband? Ist das etwa wichtig?«
    »Jedes Detail in diesem Fall ist wichtig, Herr Mooseder!«
    »Das Ding lag noch im Beiwagen, glaube ich. Kann aber auch sein, dass ich es genommen und weggeworfen habe. Weiß ich nicht mehr genau. Ich hatte in dem Moment weiß Gott andere Sorgen, können Sie mir glauben!«
    »Nun gut, Herr Mooseder, das hört sich durchaus überzeugend an und deckt sich im Übrigen auch mit einigen entlastenden Zeugenaussagen. Wir werden die Sache noch mal prüfen und melden uns dann gegebenenfalls. Auf Wiederhören!«
    Während ich mein Handy langsam in die Sakko-Tasche gleiten ließ, lief eine Szene vor meinem inneren Auge ab: Toni Mooseder mit eingewickelter Hand, auf dem Kopf die alberne Gulaschkanone von Sturzhelm, in vollem Galopp auf dem Weg ins Krankenhaus, daneben Gottfried mit wehenden Ohren und gefletschten Zähnen, vorbei an Passanten, die Mooseder und dem Hund – »Ach, schau mal, Herbert, wie das Hundchen die Fahrt genießt! Der lächelt ja richtig!« – fröhlich zuwinken. Heiliger Stoßdämpfer – eines stand fest: Das Floß der Medusa war dagegen die reinste Kaffeefahrt!
    Vanessa grinste mich mit blitzender

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