KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
könne, fragte er.
Ich beschrieb so präzise wie möglich die Symptome des Patienten.
Das klänge ganz nach Lichtmaschine, schloss der Meister, nicht ohne die Ergänzung, dass das teuer werden könne.
Ich stammelte etwas von »Garantie«, schließlich sei ich doch neulich schon mal in der Werkstatt vorstellig gewesen, und da hätte es geheißen »nicht so schlimm, Batterie«.
Garantie, klar, keine Frage, wurde nachsichtig bestätigt, aber für die Batterie, die ja wohl einwandfrei funktioniere. Und eben nicht für die Lichtmaschine.
Das leuchtete mir ein.
Dann enthüllte mir der Meister haargenau alle Geheimnisse des Aggregats und beschrieb ebenso genau, warum ein Austausch aufwendig und eben deshalb auch nicht so ganz billig sei. Er tat das mit der rührenden Geduld eines Hundebesitzer, der seinem Welpen beizubringen versucht, nicht auf den Wohnzimmerteppich zu kacken, gewürzt mit dem verzweifelten Humor, mit dem dann schon als Teilerfolg verbucht wird, wenn der Hund sich daran hält und stattdessen ins Schlafzimmer scheißt.
Ich tat, als ob ich alles verstünde, und wir wurden uns einig: Er würde gleich morgen mein schwedisches Dornröschen abholen, es so schnell wie möglich wieder wach küssen und mir in der Zwischenzeit ein hübsches Ersatzauto vor die Tür stellen. Sogar ein Cabrio!
Ich schaute nach draußen auf die Straße, durch die aus überquellenden Gullys die Wassermassen gurgelten. Toll, dachte ich, kommt wie gerufen! Ich wollte immer schon mal Cabrio fahren. Und zwar besonders gerne bei Regen und mit geschlossenem Verdeck!
Ich bedankte mich artig, wir beendeten das Gespräch, ich steckte mein Handy zurück in die Sakkotasche und vertrieb die Gedanken an die bevorstehenden Werkstattkosten mit der tröstlichen Existenz von Frau Schneiderhahn und der hoffnungsvollen Zuversicht auf ihre jahrelange Übung, Rechnungen zügig zu überweisen.
Also, es half nichts, Kragen hochgeschlagen und raus aus dem Auto. Bis zu den Knöcheln in erfrischendem Regenwasser und nach zehn Sekunden nass bis auf die Haut, kämpfte ich mich tapfer vor bis zu meiner Detektei, in der bestimmt schon ein heißer Kaffee auf mich wartete, eine versöhnende Zigarre und eine Spitzenassistentin namens Sonia.
31
Sonia schloss mit einer energischen Bewegung ihren Laptop und strahlte mich zufrieden an. Ihre bedrückte Stimmung vom Vormittag schien komplett verflogen, alles war so, wie ich es an ihr kannte. In ihrem hautengen Kleid und den pinkfarbenen Leggings wirkte sie so sauber, so duftig, so appetitlich und vor allem – so trocken! Und ich stand vor ihr und tropfte aus allen Nähten.
»Du meine Güte!«, sagte sie und ihr Blick bekam etwas Fürsorgliches. »Doch wohl nicht ins Wasser gefallen?«
»War gar nicht nötig. Das Wasser ist eher auf mich gefallen.«
Sie schüttelte den Kopf und stemmte energisch beide Arme in die Hüften.
»Jetzt aber schleunigst raus aus den nassen Klamotten, sonst gibt das eine saftige Erkältung. Und dann mache ich erst mal einen starken Kaffee.«
Die Idee mit den Klamotten war mir auch schon gekommen. Allerdings: Außer einem etwas größeren Handtuch hatte ich nichts im Badezimmer, was ich hätte anziehen können. Deshalb versuchte ich, ihr mit dürftigen Worten und verlegenem Grinsen schonend beizubringen, dass das mit dem Klamottenwechsel unter sittlichen Gesichtspunkten wohl nichts werden würde.
»Papperlapapp!«, sagte sie. »Sie ziehen jetzt die nassen Sachen aus, und ich kümmere mich um den Rest.«
Während ich nach nebenan verschwand und dabei Geräusche verursachte, als hätte ich an den Füßen keine Schuhe, sondern Saugnäpfe in Größe 43, hörte ich, wie sie mit irgendjemandem telefonierte.
Als ich aus dem Badezimmer kam, das blau-weiß gestreifte Badetuch lässig elegant um die Hüften geschlungen, hatte Sonia ihr Telefonat längst erledigt, die Heizung angedreht und frischen Kaffee gekocht. Ich nahm gleich einen ersten Schluck im Stehen. Duftete verdammt gut und schmeckte noch besser. Ich fühlte mich wie ein Seemann, der, nach heil überstandenem Mast- und Schotbruch zurückgekehrt an den Herd in heimischer Stube, von seiner tapferen Frau, kaum dass sie sich die Tränen der Erleichterung aus den Augenwinkeln getupft hatte, voller Fürsorge und Zärtlichkeit empfangen und verwöhnt wird. Und außerdem ich fühlte mich reichlich nackt. Trotz Handtuch. Oder vielleicht gerade deswegen.
»Selber schuld«, murmelte ich, während ich an mir herunterschaute. »Hab ja gleich
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