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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Vernehmungstisch wie
ein Kind, das mit dem Fußball eine Scheibe eingeschlagen hat. Schuldbewusst, reuig,
verschüchtert. Ja, sie wünschte sich immer noch so sehr ein Baby und sie hatte im
Brockenhaus ein Bettchen und ein paar Spielsachen gekauft. Damit alles vorbereitet
war, wenn das Kindchen käme. Ja, sie ging spazieren in Parks und zu Kinderspielplätzen
und schaute in die Kinderwagen. Ja, es war ähnlich wie damals, als der kleine Michael
zu ihr gekommen war. Sie wusste, dass sie das nie mehr machen durfte. Aber sie hatte
doch so gut für das Kleine geschaut, damals.
    Sie gab
alles zu – nur nicht, dass sie am Montagmorgen am Katzenbach ein Baby geraubt und
ins Wasser geworfen hatte. Jedes Mal, wenn Streiff sie darauf ansprach, schüttelte
sie heftig den Kopf. Nie würde sie ein Baby töten, sie wollte doch eins haben zum
Liebhaben und Aufziehen. Streiff reichte ihr ohne Kommentar ein Foto von Luzia.
Ein leiser Schrei entfuhr Lieselotte Bär. »Was ist denn das?«
    Sie sah
auf, und plötzlich war ihr Blick herausfordernd: »Hat mich denn jemand gesehen in
Seebach? Wenn nicht, müssen Sie mich gehen lassen.«
    »Das werden
wir abklären, ob Sie jemand gesehen hat. Und auch, ob sich am Kinderwagen Ihre Fingerabdrücke
finden.«
    Lieselotte
Bär verlangte, Frau Heiniger, ihre Sozialarbeiterin, anrufen zu dürfen.
    »Weiß die
denn von dem Kinderzimmer in Ihrer Wohnung?«, wollte Streiff wissen.
    Nein, sie
trafen sich alle drei Wochen in einem Café. Frau Heiniger war schon länger nicht
mehr an der Fabrikstrasse gewesen. »Weiß Frau Heiniger, dass Sie wieder so gern
ein Baby hätten?«
    Bär schüttelte
den Kopf. »Nein, davon sage ich nichts. Ich sage, dass es mir gut geht.«
    Vermutlich
war es Lieselotte Bär ja auch gut gegangen in letzter Zeit. Sie hatte wieder einen
Lebensinhalt, indem sie das Kinderzimmer eingerichtet und sich auf die Ankunft eines
Babys vorbereitet hatte.
    »Warum sind
Sie übrigens ausgerechnet nach Einsiedeln gefahren?«, fragte Zita Elmer.
    Frau Bär
zuckte die Schultern. »Ich kenne den Ort von früher. Es gibt schöne Spazierwege.«
    »Sie sind
beim Spital, in der Nähe des Babyfensters, gesehen worden.«
    »Ja«, gab
die Frau leise zu. »Ich hatte irgendwie gehofft, dass eine Frau käme, die ihr Neugeborenes
nicht behalten konnte und die es ins Babyfenster legen wollte. Dann hätte ich sie
doch bitten können, es stattdessen mir zu geben.«
    Streiff
und Elmer ließen Lieselotte Bär ein paar Minuten allein.
    »Wollen
wir die Frau nicht dabehalten?«, fragte Elmer. »Wenn wir ihr länger zusetzen, wird
sie vielleicht einbrechen und es zugeben.«
    »Vielleicht«,
meinte Streiff. »Aber vielleicht gibt sie es dann einfach zu, um in Ruhe gelassen
zu werden. Nein, wir haben zu wenig in der Hand gegen sie. Wir werden nochmals mit
der Sozialarbeiterin und den Nachbarn sprechen. Aber wir lassen sie erst mal gehen.«
    »Es ist
ja nicht nur das eingerichtete Kinderzimmer. Sie hat Windeln und Babynahrung eingekauft.
Wirklich so, als erwartete sie, in nächster Zeit einen Säugling zu betreuen.«
    »Trotzdem«,
wandte Streiff ein, »die Faktenlage ist zu dünn. Aber wir lassen natürlich den Kinderwagen
und die Umgebung auch auf Spuren von ihr untersuchen.«
    »Alibi für
die Tatzeit hat sie jedenfalls keins«, hielt Elmer fest. »Immerhin wird sie in nächster
Zeit kein weiteres Baby rauben.«
     
    Am späten Nachmittag kamen die Ergebnisse
vom Kriminaltechnischen Dienst. Es war nichts festgestellt worden, was auf Sibel
Evren oder Lieselotte Bär hindeutete. Hingegen ließ sich ein Haar, das im Kinderwagen
gefunden worden war, Greta Attinger zuordnen. Beat Streiff, der sich für den Abend
mit Valerie verabredet hatte, rief sie an, um Bescheid zu geben, dass es spät werden
könnte.
    »Habt ihr
den Mörder?«, rief Valerie ins Telefon.
    »Kein Kommentar«,
lachte er, »das wirst du hübsch in der Zeitung nachlesen.«
    Zita Elmer,
deren Mann bis spätabends arbeiten musste, organisierte Schwiegermutter Margrit,
die Leo in der Krippe abholen, mit ihm essen und ihn ins Bett bringen würde.
    Um sechs
Uhr traf der St. Galler Polizeiwagen mit Greta Attinger an Bord in Zürich ein.
    »Was denkst
du, wird sie es zugeben?«, fragte Zita, als sie sich auf die Befragung vorbereiteten.
    »Ich kann
es nicht recht einschätzen«, sagte Streiff. »Einerseits ist sie eine harte Nuss.
Anderseits ist sie aber doch eine alte Frau. Vielleicht ist sie innerlich schwächer,
als sie gegen außen wirkt. Zudem ist

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