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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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dieses Haar natürlich noch kein Beweis.«
    »Aber es
muss am Montag in den Wagen gelangt sein, sie war doch schon seit Wochen nicht mehr
auf Besuch bei der Familie ihres Sohnes.«
    »Ja, zweifellos
war sie beim Kinderwagen. Aber hat sie auch Luzia herausgenommen und getötet? Wir
werden sehen.«
    Sie gingen
zu Greta Attinger, die im Vernehmungsraum saß, bewacht von einem jungen uniformierten
Polizeibeamten. Er hatte ihr ein Glas Wasser gebracht. Sie wirkte alt, alt und verschreckt,
aber auch kampfbereit. Sie war ebenso gepflegt angezogen und frisiert wie vor zwei
Tagen. Sie trug ein langärmliges Seidenkleid in hellen Farben und ein feines goldenes
Armband.
    »Sie wissen,
worum es geht, Frau Attinger«, sagte Streiff, als er sich ihr gegenüber niederließ.
    »Ich weiß
nicht, warum ich hierhergebracht worden bin«, stellte sie klar. »Ich weiß auch nicht,
warum gestern zwei Polizeibeamte zu mir gekommen sind, die Haare aus meiner Haarbürste
mitnahmen. Das war eine Verletzung meiner Privatsphäre.«
    »Es geht
hier um ein Tötungsdelikt, Frau Attinger«, erklärte Streiff langsam und deutlich.
»Wir brauchten DNA von Ihnen, um sie mit Spuren zu vergleichen, die wir am Tatort
gesichert hatten.«
    »Und?«
    »Im Kinderwagen
fand sich ein Haar, das von Ihnen stammt.«
    Sie schluckte.
Jetzt hat sie Angst, dachte Streiff.
    »Erzählen
Sie uns, was am Montagvormittag geschah, als Sie zum Haus der Attingers kamen«,
forderte er sie auf. »Aber erzählen Sie es diesmal richtig.«
    »Ich bin
hergekommen, um mit Nadine zu reden, das sagte ich schon. Auf dem Rasen erblickte
ich den Kinderwagen, aber Nadine war nicht da. Ich ging hin, beugte mich über den
Wagen. Dabei muss das Haar hineingefallen sein. Luzia lag im Wagen. Ich wandte mich
ab. Ich sah, dass um die Ecke Lotte im Sandkasten spielte. Sie war ganz versunken,
sie bemerkte mich nicht. Ich war wieder völlig entsetzt vom Anblick des Babys. Deshalb
ging ich einige Meter weiter, den Katzenbach entlang, und setzte mich auf eine Bank.«
Sie brach ab.
    »Wie lange
sind Sie dort gesessen?«
    »Vielleicht
zehn Minuten, ich kann es nicht genau sagen. Ich musste nachdenken.«
    »Und dann
gingen Sie wieder zurück?«, half Streiff.
    »Ja, und
da sah ich Nadine in einiger Entfernung, wie sie mit Lotte an der Hand zum Nachbarhaus
eilte. Da dachte ich, es sei besser, wieder zu gehen. Das ist alles.«
    »Das Auto
Ihres Sohnes haben Sie nicht gesehen?«
    Sie schüttelte
den Kopf.
    »Hätten
Sie auf der Bank nicht sehen müssen, dass jemand mit Luzia das Uferbord hinunterging
und sie in den Bach warf?«
    »Nein, ich
war wohl zu weit entfernt und ich habe in die andere Richtung geschaut. Das heißt,
ich habe gar nicht herumgeschaut. Wie gesagt, ich musste nachdenken. Ich war plötzlich
unsicher, ob ich wirklich mit Nadine reden sollte. Ob Stefan es mir nicht zu sehr
übelnehmen würde. Mein Sohn, er ist nicht mehr mein Junge wie früher, er führt sein
eigenes Leben, seine Familie ist ihm wichtiger als seine Mutter. Und doch hatte
ich recht.«
    »Womit?«
    »Dass er
die falsche Frau geheiratet hat. Eine, die ein solches missgebildetes Kind auf die
Welt gebracht hat.«
    »Das Ambras-Syndrom
ist keine Erbkrankheit«, korrigierte Streiff.
    Sie winkte
ungeduldig ab.
    »Wissen
Sie was«, schlug Streiff vor, »wir fahren jetzt zu dieser Bank, auf der Sie am Montag
saßen, und überzeugen uns davon, was man von dort aus sehen konnte. Kommen Sie.«
Er nahm ihren Arm.
    »Fassen
Sie mich nicht an. Wollen Sie mir etwa Handschellen anlegen?«
    »Keineswegs.
Sie werden nicht davonlaufen.«
    »Ich bin
eine alte Frau«, murmelte sie, »ich bin fünfundsiebzig, Sie haben ja keine Ahnung
vom Leben.« Sie musterte Streiff und Elmer verächtlich. »Los, gehen wir.«
     
    Als sie sich dem Katzenbach näherten,
wurde sie unsicher. »Wissen Stefan und Nadine, dass Sie mich hergeholt haben?«
    »Nein.«
    »Ich will
nicht, dass sie mich sehen. Es ist eine Schande, so mit einer alten Frau umzugehen.«
    Sie gingen
den Bach entlang, Greta warf misstrauische Blicke zu den Häusern. Dann machte sie
Halt vor einer Bank. »Hier, auf dieser Bank habe ich gesessen.«
    Streiff
setzte sich. Ein Stück weiter unten, auf der Höhe des Hauses der Attingers, ungefähr
dort, wo Luzia ins Wasser geworfen worden war, stand Zita Elmer am Uferbord. Sie
war sehr gut zu sehen.
    »Schauen
Sie, Frau Attinger, Sie hätten es sehr gut beobachten können, wie jemand mit dem
Baby zum Bachufer ging. Und jene Person hätte Sie nicht

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