Katzenjammer
er mag Kinder.«
»Bestimmt!«
Gut, dass ich nicht sprechen kann.
»Dein Vater hat gesagt, dass du noch eine halbe Stunde aufbleiben darfst. Soll ich dir etwas vorlesen?«
Luisa schüttelt den Kopf.
»Nein danke, lesen kann ich ja schon selbst, das mache ich nachher im Bett. Lieber spiele ich noch etwas mit Herkules und Herrn Beck. Oder vertragen sich die beiden nicht? Ich meine, so von wegen Hund und Katze?«
»Im Gegenteil, die beiden sind Kumpels. Sozusagen beste Freunde«, beruhigt sie Nina. Luisa seufzt, setzt Herrn Beck neben mich auf den Boden und sich selbst gleich dazu.
»Das ist schön, wenn man einen besten Freund hat. Oder eine beste Freundin.«
Auch Nina setzt sich auf den Boden.
»Stimmt. Ich bin auch froh, dass ich Carolin habe. Wer ist denn deine beste Freundin?«
Luisa zuckt mit den Schultern. »Niemand. Johanna war meine beste Freundin in München, aber hier in Hamburg habe ich noch keine.«
»Verstehe. Das ist natürlich doof.«
»Weißt du, ich habe schon versucht, ein paar Mädchen aus meiner Klasse einzuladen, aber die wollten leider nicht kommen. Ich habe es neulich schon Carolin erzählt – und die hat sich jetzt etwas überlegt, wie ich vielleicht doch noch Freundinnen finde. Ist aber noch geheim, sie will mich überraschen.«
»Das klingt doch gut. Bestimmt hat Caro eine richtig tolle Idee, du wirst schon sehen.«
Herr Beck robbt an mich heran. »Muss man sich Sorgen um Luisa machen? Das arme Kind!«
»Sag mal, seit wann bist du denn so ein Kinderfreund? Neulich hast du wegen der Gören von Wiese junior noch Gift und Galle gespuckt.«
»Was heißt hier Gift und Galle ? Ich war lediglich ein wenig ungehalten, vielleicht hatte ich auch einen schlechten Tag wegen der ganzen Geschichte mit Frau Wiese.«
Hört, hört. Herr Beck räumt einen schlechten Tag ein. Eine interessante persönliche Entwicklung. Allerdings nicht so interessant wie das Gespräch zwischen Luisa und Nina. Letztere kann es sich nämlich nicht verkneifen, sich mal genauer nach dieser Sabine zu erkundigen.
»Und deine Mama? Wie findet die, dass du jetzt bei deinem Papa wohnst?«
Wenn Marc das wüsste, wäre es ihm bestimmt nicht recht. Ich kann gar nicht genau sagen, warum ich das glaube – aber ich habe das Gefühl, dass Nina die Familiengeschichte eigentlich nichts angeht.
»Mama findet das gut. Wir haben uns das zusammen überlegt.«
»Wer ist denn wir ?«
Mann, diese Nina ist aber richtig neugierig. Warum will sie das bloß so genau wissen?
»Na, Mama, Papa und ich. Und auch Jesko. Das ist Mamas Freund. Der wohnt mit ihr zusammen.«
»Aha. Dann ist ja alles gut.«
Eben. Und so hat es ihr doch auch schon Carolin erzählt. Aber der wollte Nina das wohl nicht glauben. Wobei – so ganz gut scheint es nicht zu sein, sonst hätte Marc keinen Streit mit Sabine gehabt. Glaube ich jedenfalls. Und ich könnte einen großen Kauknochen darauf verwetten, dass Nina auf die gleiche Idee gekommen ist.
Luisa ist längst im Bett, und Herr Beck und ich lümmeln mit Nina vor dem Fernseher auf dem Sofa herum. Eine gute Gelegenheit, Herrn Beck endlich mal von dem Thema zu erzählen, das mich am meisten bewegt: Cherie. Ich habe ihm gegenüber zwar schon die ein oder andere Andeutung gemacht, aber bisher hat er darauf überhaupt nicht reagiert. Was ich schon ein bisschen ungerecht finde. Schließlich habe ich mir auch das ganze Elend über Frau Wiese, Wiese junior, die kleinen Monster und die Sorgen über die Suche nach einer neuen Bleibe von ihm angehört. Da wird er doch mal fünf Minuten Zeit übrig haben, sich anzuhören, wie es um mein kleines Dackelherz bestellt ist.
»Weißt du, was ich dir schon die ganze Zeit erzählen wollte?«
Herr Beck rollt sich herum und dreht den Kopf in meine Richtung. »Nee, was denn?«
»Ich habe jemanden kennengelernt.«
»Ach.« Besonders interessiert klingt Beck nicht, aber das ist mir egal.
»Ja, eine Golden-Retriever-Hündin. Sie heißt Cherie und ist schön. Wunderschön.«
Herr Beck rückt näher an mich heran. »Sag bloß, du hast dich verliebt?«
»Na ja, also, ich weiß nicht so genau. Aber ein bisschen Herzklopfen kriege ich schon, wenn ich sie sehe. Genau genommen ziemlich viel Herzklopfen.«
Wenn er es könnte, würde Herr Beck in wieherndes Gelächter ausbrechen, das sehe ich ihm genau an. So allerdings muss er sich auf etwas beschränken, das wie ein heiseres Fauchen klingt.
»Cherie? Golden Retriever? Oh, Mann, Herkules, die ist doch mindestens doppelt so
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