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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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mich gewissermaßen entschuldigt hatte. Das habe ich mir gemerkt. Wenn ich danach etwas ausgefressen hatte, habe ich mich nie wieder freiwillig gemeldet, sondern immer zugesehen, dass ich ganz schnell Land gewinne.
    Auch Marc guckt Carolin nun so finster an, als hätte er gerade beschlossen, nie wieder irgendeinen Fehler zuzugeben. Das allerdings kann Carolin nicht sehen, weil sie sich schon umgedreht hat und wieder auf dem Weg in die Werkstatt befindet. Ich überlege kurz, mit Marc zu gehen. Immerhin erholt sich Cherie in der Praxis noch von ihrem Unfall. Andererseits soll sie über Nacht bleiben, wird also später auch noch da sein, und vielleicht kann ich bei Carolin ein bisschen gut Wetter für Marc machen. Schweren Herzens trotte ich deshalb hinter ihr in die Werkstatt.
    Drinnen angekommen, legt Carolin die Rose achtlos auf den kleinen Tisch im Flur, auf dem auch das Telefon steht. Dann schnappt sie sich selbiges und geht ins nächste Zimmer, um zu telefonieren. Nicht einmal Wasser für die arme Blume holt sie. Pfui, wie gemein! Ich beschließe, ein Zeichen zu setzen. Carolin soll wissen, dass ich ihr Verhalten nicht gutheiße. Einer muss ja hier zu Marc halten. Stichwort Solidarität unter Männern.
    Das Telefontischchen ist so niedrig, dass ich mit den Vorderpfoten leicht daraufspringen kann. Kaum habe ich das getan, komme ich auch mit der Schnauze an den Rosenstiel. Ich fasse zu und habe die Rose im Maul. Dann ziehe ich sie vorsichtig vom Tisch herunter. Noch einmal fest nachfassen – passt! Ich trabe mit der Rose im Maul zu Carolin, setze mich vor sie und gucke sie möglichst vorwurfsvoll an. Leider telefoniert Carolin und bemerkt mich nicht gleich.
    »Ja, Herr Lemke, ich habe mir die Instrumente bereits angesehen. Sie sind wirklich sehr schön. Das ist natürlich ein sehr großer Auftrag, der einige Zeit in Anspruch nehmen wird.«
    Sie horcht auf die Stimme aus dem Telefon. »Hm, aber Herr Carini arbeitet nicht mehr in Hamburg. Ja. Sie haben Recht, wir waren ein tolles Team. Ihn gewissermaßen einkaufen für diesen Auftrag? Ich weiß nicht, aber ich kann ihn natürlich fragen.«
    Der Mensch am anderen Ende der Leitung redet jetzt sehr eindringlich auf Carolin ein, ich kann seine Stimme ab und zu hören. Carolin hört ihm aufmerksam zu, dann nickt sie.
    »Ja, ja. Das stimmt. Vielleicht hat er Zeit und Lust. Ja, versprochen, ich werde mit ihm sprechen. Danke, Herr Lemke, ich melde mich dann.«
    Sie beendet das Gespräch und schaut den Telefonhörer eine Zeitlang versonnen an.
    »Daniel Carini, wird das wieder etwas mit uns?«
    Sie lächelt, macht einen Schritt nach vorne – und tritt mir auf den Schwanz. Aber richtig! JAUL, aua, geht’s noch? Ich bin doch wohl nicht unsichtbar!
    »O Gott, Herkules, das tut mir leid! Ich habe dich gar nicht gesehen! Mein Armer – und hattest du etwa noch mal Marcs Rose angeschleppt? Und ich beachte dich gar nicht? O je, komm mal auf meinen Arm.«
    Sie hebt mich hoch, geht mit mir zu dem Korbsessel, der neben ihrer Werkbank steht, und setzt sich mit mir. Dann beginnt sie, mich hinter den Ohren zu kraulen. Recht so! Ein bisschen Zärtlichkeit ist jetzt wohl das mindeste, was ich als Wiedergutmachung erwarten kann. Vielleicht auch noch einen Zipfel Fleischwurst.
    »Ein verrückter Tag heute, nicht wahr? Ich weiß langsam gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Erst der Unfall heute früh, mein erster Einsatz als OP-Schwester, der Auftritt von dieser blöden Kuh, der Streit mit Marc – puh, mir reicht’s so langsam.« Zärtlich streicht sie mir über den Kopf. Mhm, wenn ich Herr Beck wäre, würde ich jetzt schnurren.
    »Aber der letzte Anruf war nett. Herr Lemke, ein sehr guter Kunde. Er handelt mit Instrumenten und hat vielleicht einen Großauftrag. Den schaffe ich allein gar nicht, und er hat sich deshalb gleich nach Daniel erkundigt. Du erinnerst dich doch noch an Daniel, oder?«
    WUFF! Natürlich erinnere ich mich an Daniel! Was für eine Frage, Daniel ist schließlich einer der nettesten Menschen überhaupt. Früher hat er zusammen mit Carolin in der Werkstatt gearbeitet, er baut nämlich auch Geigen. Als wir endlich Carolins blöden Freund Thomas los waren, hatte ich lange Zeit gehofft, dass Daniel mein neues Herrchen werden würde. Daraus wurde aber nichts, obwohl Daniel in Carolin verliebt war. Am Ende blieb mit Marc noch genau ein Kandidat übrig, auf den Carolin und ich uns einigen konnten – und trotzdem musste ich gaaanz tief in die Trickkiste greifen, damit aus

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