Katzenjammer
auf den Tisch und gießt sie voll. Alkohol? Hormone? Egal. Hauptsache, sie fängt endlich mal an zu erzählen.
»Also, du wirst nicht glauben, was gestern passiert ist, als ich bei euch gebabysittet habe.«
»Nun mach’s mal nicht so spannend. Es ist bestimmt nicht so unglaublich wie die Geschichte, die ich dir dann noch erzählen werde.«
»Das werden wir sehen! Ich habe jedenfalls einen ziemlichen Knaller: Sabine Wagner war gestern Abend da!«
»Was?! Die war gestern schon da?«
Nina guckt irritiert.
»Wieso schon da ? Wusstest du, dass die in Hamburg ist? Ich dachte, die wohnt in München.«
»Erklär ich dir später. Erzähl erst mal weiter – sie war also gestern Abend da. Und was wollte sie?«
»Mit Marc sprechen. Ehrlich gesagt, dachte sie, ich sei du. Tja, und dann habe ich sie reingelassen und mich mit ihr unterhalten. Wollte mal hören, was sie so zu sagen hat.«
»Du hast WAS?!«
»Ich habe mich mit ihr unterhalten.«
»Und dabei so getan, als seist du ich? Bist du eigentlich völlig verrückt geworden?« Carolin ist aufgesprungen. Herr Beck auch. Na, wer sagt’s denn? Wenn ich in der Lage wäre, hämisch zu grinsen – jetzt würde ich es tun.
»Na ja, sie ist mehr oder weniger gleich zur Sache gekommen, ich konnte sie kaum bremsen und das Missverständnis aufklären.«
»Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du wolltest sie aushorchen!«
»Also bitte, warum sollte ich denn so etwas tun, das ist doch völliger Quatsch.«
»Ich kann dir genau sagen, warum: Weil du Marc nicht ausstehen kannst und du gehofft hast, irgendetwas Negatives über ihn zu erfahren.«
Jetzt springt auch Nina auf.
»Wie kannst du nur so etwas von mir denken?«
»Entschuldige, das liegt doch wohl nahe. Jeder normale Mensch hätte Sabine gleich gesagt, dass sie ein anderes Mal wiederkommen soll. Ich bleibe dabei: Seitdem das mit dir und Marc nicht geklappt hat, ist er für dich ein rotes Tuch. Und wenn Sabine irgendwelche Schauermärchen über ihn erzählt hat, war es dir bestimmt sehr recht. Du warst doch auch von Anfang an dagegen, dass ich mit Marc zusammenziehe. Allein dieser gruselige Beziehungsratgeber, den du mir geschenkt hast – negativer geht’s ja kaum.«
Jetzt sagt Nina gar nichts mehr, sondern setzt sich wieder auf ihren Stuhl. Carolin macht das Gleiche, die beiden Frauen starren sich an. Herr Beck und ich sitzen nebeneinander und warten gespannt, was nun passieren wird. Schließlich räuspert sich Nina.
»Es tut mir leid, Carolin. Du hast wahrscheinlich Recht. Unsinn – du hast Recht! Marc ist wirklich ein rotes Tuch für mich, und die Tatsache, dass ihr ein Paar seid und jetzt sogar zusammenwohnt, ist schwer zu verdauen. Aber du bist meine beste Freundin, und ich bemühe mich wirklich, dir dein Glück zu gönnen. Meist klappt das gut, manchmal leider nicht. Tja, und gestern Abend war wohl so ein Fall von manchmal . Nimmst du eine Entschuldigung an?«
Carolin nickt.
»Ich kann verstehen, dass die Situation für dich nicht einfach ist. Aber ich hoffe trotzdem, dass du und Marc euch zusammenraufen könnt. Ihr seid mir beide wichtig, es wäre schlimm, wenn ihr euch dauerhaft nicht versteht. Also, als Wiedergutmachung wünsche ich mir, dass du es nochmal im Guten mit ihm versuchst.«
Nina hebt die rechte Hand.
»Versprochen! Aber was wolltest du mir denn erzählen?«
»Sabine war heute Vormittag in der Praxis. Sie hat sich sehr abfällig über mich geäußert, hat Marc angegraben und entschwand mit einem Küsschen für ihn, obwohl ich direkt daneben stand. Jetzt erscheint mir ihr Auftritt allerdings in einem anderen Licht. Genau genommen hat sie sich ja eher abfällig über dich geäußert.« Carolin muss grinsen, und nun fängt auch Nina an zu kichern. Gott sei Dank – alles wieder gut zwischen den Damen!
»Sie sagte, ich – also du – sei eine Frau ohne Format.« Beide prusten laut los.
»Hat sie gedacht, du seist die Sprechstundenhilfe?«
»Offensichtlich. So muss es wohl gewesen sein. Der arme Marc.«
»Wieso?«
»Ich habe ihn anschließend ganz schön zusammengefaltet. Weil ich mich natürlich gefragt habe, was in aller Welt er Sabine über mich erzählt hat. Und weil er auch nicht sofort zu meiner Verteidigung geschritten ist. Na ja, er war natürlich von ihrem Auftritt ebenso überrascht wie ich, aber in meiner Wut hat mich das überhaupt nicht interessiert. Vielleicht war ich doch ein bisschen ungerecht zu ihm.«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«
Carolin rollt mit
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