Katzenjammer
überlegen Corinna und Gero gemeinsam, wie sie dem Gespenst auf die Schliche kommen können.
»Was meinst du – haben die Mädchen tatsächlich etwas am Fenster gesehen? Oder hat eine schlecht geträumt, und der Rest war allgemeine Hysterie?« Corinna schaut ihren Mann nachdenklich an, der zuckt mit den Schultern.
»Nachdem wir uns wohl einig sind, dass es hier nicht spukt, wird es eher ein Alptraum gewesen sein. Aber sicherheitshalber sehe ich mir die Sache gleich mal von außen an. Vielleicht hat sich auch jemand einen schlechten Scherz erlaubt.«
»Danke, Gero. Das ist nett. Dann reite ich mit den Damen aus und versuche, sie auf andere Gedanken zu bringen. Nimm doch wirklich Herkules mit. Falls uns jemand einen Streich spielt, findet er vielleicht eine Spur.«
Was heißt denn hier vielleicht ? Und wieso Alptraum? Ich weiß doch, was ich gesehen habe! Kinder mögen sich alles Mögliche einbilden – Dackel neigen nicht dazu. Es ist also bestimmt eine gute Idee, nach ein paar Spuren zu suchen. Am besten, wir fangen gleich damit an!
»Hoppla, Carl-Leopold! Du hast es ja auf einmal so eilig! Lass mich wenigstens noch die Tür aufmachen.« Gero von Eschersbach lacht und läuft hinter mir her. So, mal sehen – wie kommen wir denn jetzt auf die andere Seite des Fensters vom Mädchenschlafzimmer? Also an die Stelle, wo das Monster gestanden haben muss?
Gero öffnet erst die Tür zum Flur, dann die Ausgangstür des Westflügels. Dieser Teil des Schlosses hat längst nicht so ein eindrucksvolles Portal wie der Haupteingang in der Mitte des Gebäudes, aber ein paar Stufen müssen wir doch hinunter, um nach draußen zu gelangen. Dort angekommen, geht Gero ein paar Meter an der Hauswand entlang, dann bleibt er stehen. Gut, das ist offenbar die Stelle auf Höhe des Schlafzimmers.
Ich trabe auch dorthin und beginne, an dem Fleckchen Erde vor der Hauswand zu schnüffeln. Tatsächlich nehme ich noch den Hauch einer Geruchsspur wahr. Und ich bin mir sicher: Er gehört zu einem Menschen, nicht zu einem Monster! Eindeutig. So riecht nur ein Mensch. Die Erkenntnis beruhigt mich. Ich meine, nicht, dass ich vor einem Monster Angst hätte, o nein! Aber trotzdem ist mir der Gedanke an ein menschliches Wesen irgendwie sympathischer.
»Hm, was auch immer durch dieses Fenster geguckt haben mag, muss sehr, sehr groß gewesen sein«, überlegt Gero laut. »Denn das Zimmer liegt im Hochparterre, selbst ich kann kaum durch das Fenster schauen, und ich bin immerhin 1,90.«
Gero hat Recht. Ein echter Geist hätte womöglich bis zum Fenster fliegen können, aber der Mensch muss irgendwie anders dort hochgekommen sein. Ich schnüffle noch einmal an der Stelle. Gibt es irgendeine Spur, die uns noch weiterhelfen könnte?
Aha. Hier ist sie wieder, meine Fährte! Ich folge ihr von der Hauswand weg ein paar Meter weiter. Sie verläuft in Richtung der Ställe und endet schließlich vor einem alten Schuppen. Ich setze mich vor dessen Tür und beginne zu bellen. Gero kommt zu mir.
»Na, hast du was gefunden? In diesem Schuppen? Mal sehen.« Er öffnet die Tür. Direkt dahinter steht eine Leiter aus Holz. Jetzt ist mir alles klar: Der Mensch, der uns das Monster vorgegaukelt hat, ist offensichtlich auf die Leiter gestiegen, um ans Fenster zu gelangen. Die Leiter ist jedenfalls von dem gleichen Menschen angefasst worden, der auch die Spur vom Schloss hierher hinterlassen hat. Und nicht nur das: An der Bretterwand des Schuppens lehnt der Dreizack! Aufgeregt laufe ich hinüber, belle und stupse den Stiel mit meiner Nase an.
»Hey, an dir ist ja ein echter Polizeihund verloren gegangen! Das ist doch mit Sicherheit der Dreizack, den die Mädchen gesehen haben. Eine Mistgabel! Und eine Leiter, um an das Fenster zu reichen. Also war die Monster-Attacke doch kein Alptraum. Aber wer versetzt denn hier harmlose kleine Mädchen in Angst und Schrecken?«
Tja, keine Ahnung. Ich habe mich zwar daran gewöhnt, dass Menschen unsinnige Sachen machen, aber das hier ist schon sehr seltsam. Warum sollte das jemand tun? Ich schnuppere noch ein bisschen an Leiter und Mistgabel, aber hier verliert sich die Spur. Ein Grund mehr, den düsteren Schuppen wieder zu verlassen und ein wenig an der frischen Luft herumzustromern. Auch Geros Interesse an der Monsterjagd scheint etwas abgeflaut zu sein. Jedenfalls öffnet er die Schuppentür und geht wieder mit mir nach draußen.
»Was mache ich denn jetzt mit dir, Carl-Leopold? Den Ausritt hast du verpasst, und ich muss kurz
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