Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
Anderwelt kommst du?«
    »Aus dem Widenwyrd-Tal.« Ihre Stimme war nur ein Flüstern, doch ein Fünkchen Hoffnung leuchtete in ihren Augen auf. »Ich lebe am Ufer des Dahnsberger Sees, und meine Mutter hat mir diese Reise geschenkt. Ehe ich nach Dahnsburg ziehe, um dort zu arbeiten, wollte ich die Kultur der Erdwelt kennenlernen. Wart ihr schon mal am Dahnsberger See? Es ist so schön dort. Friedlich. Wir haben auch unsere Probleme, aber alles ist … so anders als in den großen Städten, zu Hause wie hier in der Erdwelt.«
    Camille nickte. »Ich habe den See einmal gesehen, ja. Und in Dahnsburg war ich schon. Eine unglaubliche Stadt, und König Uppala-Dahns ist ein guter und gerechter Herrscher.«
    Das weckte ihr Interesse. »Du kennst den König der Dahns-Einhörner?« Zum ersten Mal klang ihre Stimme lebendig.
    »Ja«, antwortete Camille leise. »Ich habe den König kennengelernt, und auch seinen Sohn, Feddrah-Dahns. Erzähl mal, was wirst du in Dahnsburg machen?« Sie wandte den Blick nicht von Alfinas Gesicht ab.
    Alfina zuckte mit den Schultern. »Ich trete eine Stelle im Sekretariat des königlichen Hofes an.« Nun stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie streckte uns den Arm hin. »Wie soll ich das hier erklären? Wie soll ich den Rest meines Lebens mit
diesem Wort
auf dem Arm herumlaufen? Es ist zwar in eurer Schrift geschrieben, aber ich werde immer wissen, was es bedeutet. Was die mir angetan haben. Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben.«
    Alfina brach in Tränen aus, und Sharah griff nach einer Salbe. »Hör mir zu«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich werde deinen Arm mit einer speziellen Salbe behandeln. Die Schnittwunden habe ich schon sehr fein genäht. Es werden kaum Narben zurückbleiben. In etwa einem Jahr wird es fast nicht mehr zu sehen sein.«
    Alfina schüttelte den Kopf und hielt sich eine Hand vor Augen, als sollten wir ihre Tränen nicht sehen. »Ihr versteht das nicht … das ist eine ständige Erinnerung daran.«
    Sanft nahm ich ihre Hände. Sie drückte fest meine Finger. »Du weißt, dass so etwas auch in der Anderwelt geschieht. Nicht nur hier. Vergewaltigung gibt es überall … sie ist nicht auf ein Volk oder eine Welt beschränkt. Es geht dabei um Macht, die Macht jener, die ihren Körper als Waffe gebrauchen wollen. Du hast nichts falsch gemacht. Deine Entscheidung, hierherzukommen, war nicht die Ursache dafür.«
    Sie seufzte noch einmal tief und sah mich mit diesen leuchtend blauen Augen an. »Was soll ich tun?«
    »Wir möchten dich bitten, dir ein paar Bilder anzusehen und uns zu sagen, ob du einen der Männer wiedererkennst. Und … bist du schon mal einem Treggart begegnet?« Ich sah ihr forschend ins Gesicht, gespannt auf irgendeinen Hinweis auf ihre Gedanken.
    Sie hielt meinem Blick ruhig stand und sagte dann entschlossen: »Ich werde mir eure Bilder ansehen. Ja, ich weiß, was Treggarts sind. Und mindestens zwei dieser Männer waren Dämonen. Sie waren größer, stärker und wesentlich brutaler. Aber der Mann im Anzug war am schlimmsten. Er wollte mich töten, aber die Dämonen waren sich einig, dass sie mich als Exempel weiterleben lassen sollten. Ich glaube nicht … Danach zu urteilen, wie der Mann im Anzug sich verhalten hat, glaube ich nicht, dass er wusste, was Treggarts sind.«
    »Ein Mann im Anzug?« Camille richtete sich verwundert auf. »Was für ein Mann im Anzug?«
    »So ein kleines Frettchen, das auch dazugehörte. Er hat einen Anzug getragen. Er war einer der Vergewaltiger.« Sie wandte sich an Sharah. »Darf ich mich jetzt anziehen? Ich fühle mich so nackt. Und ich habe Angst. Ich will nach Hause.«
    »Wenn du dir die Bilder angesehen hast, bringen wir dich zu deinem Hotel.« Ich gab Camille einen Wink. »Zieh dich in Ruhe an, wir warten draußen auf dich.«
    Sharah reichte ihr eine Hose und eine lange Tunika, und wir verließen den Raum. Chase saß im Wartebereich. Erwartungsvoll blickte er auf.
    »Konnte sie euch etwas sagen?«
    »Ja, und das gefällt mir überhaupt nicht.« Wir berichteten ihm, was sie uns erzählt hatte. »Die Dämonen unterwandern also tatsächlich die Freiheitsengel und schüren Hass gegen uns. Hat sie dir auch von dem Mann im Anzug erzählt?«
    Chase holte sein Notizbuch hervor. »Ich habe ihre Aussage nicht selbst aufgenommen. Moment … Thayus hat den Notruf angenommen und mit ihr gesprochen. Ja, hier wird auch ein Mann in einem Anzug erwähnt. Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, das genauer durchzulesen, ehe ich euch

Weitere Kostenlose Bücher