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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ich sie lange nicht mehr gehört.
    Wir rappelten uns auf, zupften unsere Klamotten zurecht und eilten die Treppe hinunter. Menolly war schon wieder in der Küche, als wir dort hereinplatzten. Camille, Smoky, Trillian und Vanzir saßen am Tisch.
    »Was ist los? Hoffentlich nicht noch eine Bombe?« Trillian drückte Shade und mir einen Becher Tee in die Hand.
    »Chase hat angerufen. Es gab einen hässlichen Vorfall. Wir müssen schnell zum Hauptquartier.« Camille stand gähnend auf und schnappte sich ihren Schlüsselbund.
    »Was ist los?« Eine ungewohnte Stimme von der Küchentür her erschreckte mich. Ich fuhr herum und sah Marion da stehen, fest in den Bademantel gewickelt, den Menolly ihr geliehen hatte.
    »Noch ein Zwischenfall. Wir müssen los. Ihr bleibt einfach hier. Leg dich wieder hin und ruh dich noch ein bisschen aus.« Ich tätschelte ihr die Schulter, und sie nickte. Sie sah so müde und verloren aus.
    Als Marion wieder im Salon verschwunden war, stieß Camille ein tiefes Seufzen aus. »Sie hat so viel durchgemacht. Ihre Schwester verloren, ihr Haus verloren …«
    »Ja, deshalb tun wir das ja alles. Für Leute wie Marion. Um die Treggarts und ihren Oberboss daran zu hindern, dass sie diese Welt in eine noch viel schlimmere Hölle verwandeln, als sie manchmal schon ist.« Ich schluckte mein Selbstmitleid herunter. Ich hatte nur dreieinhalb Stunden geschlafen – na und? Zumindest hatten wir noch ein Zuhause, in das wir nachher heimkommen konnten.
    Camille wandte sich an Trillian und Smoky. »Morio lassen wir hier. Er wird immer noch ziemlich schnell müde. Ich erkläre ihm schon, dass er gefälligst zu Hause bleiben und schlafen wird.«
    Vanzir, der sich gerade Toast mit Erdnussbutter schmecken ließ, gähnte. »Ich bleibe auch hier. Shamas schläft noch. Er muss in einer Stunde aufstehen und zur Arbeit gehen, und im Dienst muss er nun mal hellwach sein. Mann, zwei Stunden Schlaf reichen nicht mal mir.«
    »Rozurial pennt auch noch tief und fest.« Menolly zuckte mit den Schultern. »Er hat so friedlich ausgesehen, als ich vorhin im Gästehaus drüben war, um ihn und Vanzir zu wecken. Da habe ich beschlossen, ihn weiterschlafen zu lassen. Dann sind Roz und Morio nachher fit, falls wir später eine Pause brauchen. Vielleicht sollten wir von jetzt an immer schichtweise schlafen, bis wir Van und Jaycee erwischt haben. Dann sind immer ein paar von uns frisch. Und da wir gerade vom Schlafen sprechen …« Menolly warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war fast halb sechs.
    »Bleib du lieber auch hier. Wir wissen nicht, wie lange wir unterwegs sein werden, und die Sonne geht bald auf.«
    Sie nickte. »Ja. Ich bleibe hier und gehe die letzten Seiten von dem Kalender und dem Telefonbuch durch. Ich will nicht draußen vom Morgengrauen überrascht werden, und wenn man bedenkt, was in letzter Zeit so passiert ist … Falls wir in irgendwas Großes verwickelt werden, erwischt mich am Ende noch die Sonne.«
    Ich nickte und griff nach meinem Schlüsselbund und dem Rucksack. Shade und ich gingen hinaus zu meinem Wagen, Camille, Smoky und Trillian zu ihrem. Die Wolkendecke riss kurz auf und ließ den Nachthimmel durchschimmern, und ich atmete tief die knackig kühle Luft ein. Der Februar war ein grässlicher Monat in Seattle. Regnerisch und kalt, windig und finster, ein letzter Schneesturm hin und wieder … die Stadt kam mir nie so düster vor wie in einer kalten Februarnacht.
    Shade starrte während der Fahrt aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten wandte er sich mir zu. »Ich liebe dich. Das weißt du doch, oder? Ich liebe dich schon seit langer Zeit, lange bevor du mich kennengelernt hast.«
    Ich lächelte, hielt den Blick aber auf die Straße gerichtet. »Das weiß ich. Und ich liebe dich auch.«
    »Wie sehr liebst du mich?« Seine Stimme klang plötzlich ernst. Nun warf ich doch einen Seitenblick auf ihn. Er starrte nachdenklich auf die hin- und herhuschenden Scheibenwischer.
    Ich zögerte, unsicher, worauf er wohl hinauswollte. »Ich habe gesagt, ich liebe dich. Äh … soll ich jetzt die Arme ausstrecken und sagen
so sehr?
« Als er darauf schwieg, biss ich mir nervös auf die Lippe und fragte dann: »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf den Ring, den ich dir geschenkt habe, als wir uns begegnet sind. Den du am Finger trägst, damit du mich immer rufen kannst, wenn du mich brauchst.« Er deutete auf den dicken Rauchquarz, den ich nicht mehr ablegte, seit ich ihn an den Ringfinger meiner rechten Hand gesteckt

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