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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Jaycees Leichnam aus dem Schutzraum. »Ich will nicht, dass Martin sich an ihr gütlich tut, ganz egal, wie sehr wir sie verabscheut haben.«
    Mit angewiderter Miene nickte Camille. »Ich sehe mal nach Kendra. Und … wir fahren wohl am besten zurück zum Hauptquartier und schauen nach, was es dort Neues gibt. Dann müssen wir uns einen Plan für heute Abend zurechtlegen. Alle unsere Spuren führen zum Energy Exchange.«
    »Stimmt, aber wir gehen auf jeden Fall von hinten rein. Durch das unterirdische Seattle. Und wenn wir
ganz viel Glück
haben, treffen wir da unten noch auf ein paar Geister.« Ich schnitt eine Grimasse.
    Camille streckte den Arm aus und klopfte an die Wandverkleidung. »Beschwör es nicht, Süße.«
     
    Kendra fehlte nichts. Ich bat sie, ein paar zusätzliche Leute kommen zu lassen, nur für den Fall, dass noch mehr Treggarts auftauchen sollten. Außerdem sollte sie Peder anrufen, den Riesen, der tagsüber als Türsteher arbeitete, und ihn Jaycees Leichnam und die toten Treggarts durch das Portal in die Anderwelt bringen lassen, weg von Elqaneve.
    Und dann waren wir schon wieder unterwegs. Es herrschte jetzt mehr Verkehr, und trotz des windigen, regnerischen Wetters waren auch viele Fußgänger unterwegs. Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen eilten zu ihren Büros, Leute in Prada und Armani schlenderten durch die Boutiquen, Studenten mit ihren Laptop-Rucksäcken, den Starbucks-Becher fest in der Hand, warteten auf ihren Bus. Autos und die langen Ziehharmonikabusse verstopften die Straßen, und wir kamen im morgendlichen Berufsverkehr nur langsam voran. Der Himmel war bedeckt, aber der Regen hatte vorübergehend nachgelassen.
    Endlich ließen wir die Innenstadt von Seattle hinter uns. Als wir auf den Parkplatz der AETT -Zentrale abbogen, stellte ich fest, dass die Menschenmenge noch größer geworden war. Andy Gambits Fürsprecher hatten inzwischen in eine Ecke zurückweichen müssen, denn die Gegendemonstranten waren viermal so viele. Jemand verteilte Zeitungen, und ich schnappte mir eine, als wir auf dem Weg ins Gebäude an der Menge vorbeikamen.
    Die Überschrift lautete:
Seattle duldet weder Fremdenhass noch Vergewaltiger.
Das klang vielversprechend. Ich überflog den Text.
    Offenbar hatte der schweigende Teil der Stadt nur auf eine gute Sache gewartet. Hier waren Zitate von Leuten abgedruckt, die sich für die ÜW -Gemeinde aussprachen – und diese Meinungen kamen von Hausfrauen, Studentinnen, Polizisten und Geschäftsleuten. Die Statistik zeigte, was ich schon vermutet hatte: Die Kirche der Erdgeborenen Brüder hatte nicht annähernd so viele Mitglieder, wie sie gern behaupteten, und die meisten der befragten Bürger hätten sie am liebsten aus der Stadt verbannt. Sie waren einfach nur eine furchtbar laute Minderheit.
    »Hass kann sich nur verbreiten, wo sich die Menschen nicht entschlossen dagegen aussprechen«, wurde Chase zitiert. Daneben war ein Bild von ihm und Sharah abgedruckt, das Bände sprach.
    Während Camille, Smoky und Trillian draußen blieben, um sich mit Tim und Neely zu unterhalten und sich auf den neusten Stand zu bringen, gingen Shade und ich durch den Haupteingang hinein. Yugi winkte uns zu sich herüber. Er hatte den Fernseher eingeschaltet, der hoch oben an der Wand befestigt war, und es liefen gerade die Nachrichten.
    Die Moderatorin war neu. Ich hatte sie noch nie gesehen, aber sie wirkte lebhaft, klug und selbstbewusst. Ich fragte mich, ob es einen speziellen Kurs für Fernsehreporter und Moderatoren gab, in dem sie die hohe Kunst erlernten, ständig ziemlich high zu wirken.
    Die Moderatorin räusperte sich dezent und sagte: »Vor der Zentrale der Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Teams demonstrieren etwa fünfzig Personen für die Freilassung von Andy Gambit, dem Reporter des
Seattle Tattler,
der in den frühen Morgenstunden wegen des Verdachts der Vergewaltigung festgenommen worden war. Gambit wird vorgeworfen, mehrere Frauen vergewaltigt zu haben, darunter eine Person aus der Anderwelt. Den Behörden zufolge wurde eine Freilassung gegen Kaution jedoch abgelehnt, Gambit bleibt also weiter in Haft.«
    Dann wurden Ausschnitte aus Interviews bei der Demonstration gezeigt.
    »Fremdenfeindlichkeit hat in Seattle keinen Platz. Und wenn Gambit wirklich jemanden vergewaltigt hat, sollte er weggesperrt bleiben …«
    »Vergewaltiger müssten kastriert werden!«
    »Die Kirche der Erdgeborenen Brüder betreibt diese Hetze schon seit einer ganzen Weile. Wir möchten zeigen,

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