Katzenmond
nicht zum Clan gehört. Ich bereue nicht, was ich getan habe, aber diese Ablehnung kann ich nicht ertragen. Ich könnte nie in einer Stadt leben, und in einer Einrichtung wie dieser hier werde ich niemals wirklich zu Hause sein. In Pumagestalt habe ich mich schon immer wohler gefühlt. Meine Wernatur sehnt sich danach, frei zu sein, umherstreifen zu können, ohne mich eingesperrt zu fühlen. Also habe ich beschlossen, zu Venus zu ziehen.
Ich hätte nie erwartet, dass mein Leben einen solchen Lauf nehmen könnte, aber das Schicksal führt uns gern auf unerwartete Wege. Ich möchte gern glauben, dass ich diese Entscheidung auch irgendwann getroffen hätte, wenn ich nicht gelähmt wäre. Ja, tief im Herzen wusste ich schon immer, dass ich dazu bestimmt bin, frei durch die Berge zu streifen. Das werde ich nun eben in der Anderwelt tun statt in den Cascades.
Bitte bemitleide mich nicht. Ich tue mir selbst nicht leid. Nicht mehr. Ich freue mich auf die nächste Phase meines Lebens. Und ich wünsche Dir und allen Deinen Lieben das beste Leben, das ihr nur haben könnt. Ich bete darum, dass Ihr Euren Krieg gegen die Dämonen gewinnen werdet. Und ich hoffe, dass vor allem Du die Liebe findest, die Du so sehr verdienst. Ich habe Dich geliebt, Delilah, aber jetzt muss ich mich selbst lieben. Deshalb lasse ich die Erinnerungen an Dich zurück und gehe weiter.
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Kapitel 19
I ch starrte auf den Brief in meiner Hand und blickte dann zu Venus Mondkind auf. »Ach, Venus … ist er sich wirklich ganz sicher?« Ich wollte Zach nicht so verzweifelt sehen, mir nicht vorstellen, dass er sich eingesperrt fühlte.
Venus umarmte mich, zog mich fest an sich und tätschelte mir den Rücken. »Ja, kleiner Panther. Er ist sicher. Wir haben uns lange und sehr ernst darüber unterhalten. Ich hatte Königin Asterias Erlaubnis, jederzeit nach Hause zu kommen, wenn Zach mich brauchte. Auch ich gehöre nicht mehr zum Rudel. Sie suchen nach einem neuen Schamanen.«
Er umfing mein Kinn mit einer Hand und sah mir tief in die Augen. »Tief im Herzen weißt du, dass er damit keine übereilte Entscheidung getroffen hat. Zach wird dort drüben bei mir ein besseres Leben haben, als wenn er hier beim Rudel bliebe.«
Langsam ließ ich den Atem ausströmen. Ich vertraute Venus. Er würde mich nicht belügen. Das war nicht seine Art. »Braucht ihr Begleitung?«, fragte ich und notierte seinen Namen und den Grund seines Besuchs im Logbuch des Portals.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich erinnere mich an den Weg. Und Zach wartet schon auf mich. Wir werden durch Großmutter Kojotes Portal zurückreisen. Ich wollte mich nur erst um den Brief kümmern. Eigentlich hatte ich vor, ihn für dich an der Bar zu hinterlegen – ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen.«
Am liebsten hätte ich ihm mein Herz ausgeschüttet und ihm erzählt, welcher Bedrohung wir jetzt gegenüberstanden. Venus Mondkinds Art lud dazu ein, sich ihm anzuvertrauen, aber das war nicht mehr sein Job.
»Danke. Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben.« Aber ich konnte das alles doch nicht einfach so stehen lassen. Ich wollte noch irgendetwas sagen, wusste aber nicht, was. Ich wollte Venus noch ein bisschen festhalten. Er erinnerte mich an mein früheres Leben, ehe das totale Chaos ausgebrochen war. »Sag bitte Königin Asteria Bescheid, dass wir einem weiteren Geistsiegel auf der Spur sind, ja?«
Er nickte. »Das mache ich. Wir sehen uns … na ja … irgendwann in der Zukunft, nehme ich an.« Damit ging er die Treppe hinauf, vorbei an Kendra, die gerade wieder herunterkam.
Sie sah mich fragend an, doch ich schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn. Er ist in Ordnung.« Ich nahm das Putzzeug entgegen, und während sie den Babysitter für Martin spielte und Shade Jaycee bewachte, putzte ich Martins widerliche Sauerei im Schutzraum auf. Das hatten wir nun davon, dass wir einen Ghul beherbergten. Bei Wilbur zu Hause hatten Unordnung und Staub dominiert, aber gestunken hatte es nicht. Ich fragte mich, wie er das mit Martin im Haus anstellte. Das würde eine meiner ersten Fragen an ihn sein, sobald er von der Intensivstation verlegt wurde und wir ihn richtig löchern konnten.
Als ich fast fertig war, erschienen Camille, Trillian und Smoky. Sie ging schon aufrechter. »Wo wart ihr denn?«
»Wir sind bei Tenzos vorbeigefahren, um etwas für meine Brandwunden zu holen.«
Tenzos war eine Ladenkette, deren Filialen vor allem in den großen Städten wie Pilze aus dem Boden sprossen.
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