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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Wandlung, denn in vollständiger Panthergestalt hätte er damit meinen Jagdinstinkt ausgelöst. Doch er verschwand außer Sicht, ehe ich fertig war.
    Da ich nun schon einmal der Panther war, befand ich, dass ich ebenso gut ein bisschen herumschnüffeln konnte. Manchmal sah ich in dieser Gestalt irgendwie klarer, und mein Geruchssinn war natürlich viel besser. Ich erkundete die Ruine und suchte nach irgendeinem Hinweis, der uns weiterhelfen könnte. Mein Strasshalsband – Zeichen meiner Verbundenheit mit dem Herbstkönig und zugleich meine Kleidung, wenn ich mich wieder zurückverwandelte – kribbelte plötzlich, und ich spürte seine Gegenwart.
Er
war hier. Hi’ran, der Herbstkönig. Ich nahm rasch wieder meine zweibeinige Gestalt an.
    Seit Shade und ich zusammen waren, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ein Schauer lief durch meinen ganzen Körper, als er auf dem Nordwind heranritt, ein Wirbel aus Flammen, brennendem Laub und kühlen Herbstnächten. Sein Umhang flatterte, und in seinem Haar, so pechschwarz wie der Umhang, glitzerte Rauhreif, der an den langen Strähnen gefroren war.
    Ein Kranz aus brennenden Ahornzweigen schmückte seinen Kopf, und um den Hals trug er ein goldenes Band, an dem ein Schädel hing – klein und anscheinend von einem Menschen. Seine dunklen Lederstiefel mit hölzernen Schichtabsätzen hinterließen bei jedem Schritt eine Spur aus Frost. Hi’ran war gut über zwei Meter groß, und die Augen des Elementarfürsten schimmerten wie Sternenwirbel vor dem dunklen Haar.
    Seine Schönheit raubte mir den Atem, und ich schlüpfte in seine ausgebreiteten Arme. Er zog mich an sich, und ich lehnte den Kopf an seine Brust. Ich fühlte mich geborgen im Schutz seiner Umarmung, und er murmelte leise Worte, die ich nicht verstehen konnte. Forschend blickte ich in sein Gesicht, er senkte die Lippen auf meine, und dann schoss pfeifend die Luft aus meiner Lunge und in seinen Körper. Er beugte mich sacht hintenüber, sog mir das Leben aus und hauchte es mir mit einem leisen Zischen wieder ein. Er hielt mich ganz fest, und die Energie seiner Aura pulsierte knisternd durch meinen Körper, ließ jeden Muskel und jede Sehne vibrieren, und dann hob ich ab, als er mit einer Hand meine Brust streichelte.
    »Meine Delilah.« Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle. Wieder presste er die Lippen fest auf meine, und seine Zunge zwang mich, seine Macht anzuerkennen. Ich stöhnte leise, als Flammen in mir aufflackerten, und ich wollte ihn, wollte ihn in mir spüren und erleben, wie es war, mich ganz der Macht der elementaren Ernte hinzugeben. Als hätte er meine Gedanken gelesen, strich seine Hand an mir hinab zwischen meine Schenkel, und in der überwältigenden Hitze seiner Berührung kam ich auf der Stelle. Ich schrie auf, als ein Funkenwirbel durch meinen ganzen Körper stob.
    »Mein König«, flüsterte ich, als ich wieder denken konnte. »Was kann ich für dich tun?« In seiner Gegenwart konnte ich stets nur daran denken, was ich tun könnte, damit er stolz auf mich war und mich seines Vertrauens würdig fand. Er war mein dunkler Fürst, er hatte mich ausgewählt und für immer in seine Welt gerissen. Er brachte meine Panther-Seite zum Vorschein, und dafür würde ich ihm ewig dankbar sein.
    »Greta wird dich bald auf die Probe stellen. Eine Prüfung deines Herzens, aber bleibe stark und sei gewiss, dass es so sein muss.«
    Greta war ebenfalls eine seiner Todesmaiden und meine Ausbilderin – sie lehrte mich die Kräfte zu gebrauchen, die der Herbstkönig mir verliehen hatte. Sie wohnte in seinem Harem in Haseofon, dem Tempel seines Reiches. Und ich hatte mich in Hi’ran, den Schnitter, ebenso verliebt, wie ich seinen Gesandten liebte – Shade. Sie waren zwei eigenständige Wesen, aber dennoch verbunden. Und meine Liebe umfasste sie beide.
    Ich nickte. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Hi’ran.«
    »Das ist deine Überzeugung, doch wenn die Zeit gekommen ist, wirst du in Frage stellen, ob du das Richtige tust, das versichere ich dir. Wenn das geschieht, schau in dein Herz, forsche in deiner Seele nach, und du wirst wissen, was richtig ist.«
    Und dann küsste er mich noch einmal flüchtig und verschwand, und ich blieb allein im Schutt zurück. Blinzelnd schüttelte ich den Kopf, und als mein Blick dabei nach unten fiel, sah ich etwas in der Asche glitzern.
    Ich beugte mich vor, hob es auf und schüttelte Staub und Asche ab. Da hörte ich plötzlich einen Schrei von draußen. Ich lief hinaus und sah

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