Katzenmond
Irren herausfinden wollten, die fünf Leben ausgelöscht hatten.
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Kapitel 5
I m kalten Morgenlicht und unter dem strömenden Regen sahen die geschwärzten Überreste des ÜW -Gemeindehauses aus wie eine ausgebombte Ruine. Ein Teil des Gebäudes stand noch, aber es sah gefährlich instabil aus, und die Feuerwehr hatte es mit leuchtend gelbem Absperrband umgeben. Rauchgeruch hing schwer in der Luft, und es stank nach verkohltem Holz und Fleisch – beißend und durchdringend. Der Regen bildete mit Asche und Ruß zähe, schwarze Rinnsale, die auch die Straße entlang zu den Gullys liefen. Ich sah zu, wie kleine Stückchen dessen, was einmal ein sehr schönes Gebäude gewesen war, lautlos in der Kanalisation verschwanden.
Officer Frostling, vollblütige Erdwelt-Fee, stand Wache. Sie war erst kürzlich zum AETT gestoßen und erwies sich als absoluter Glücksgriff. Ich winkte ihr zu, und sie erwiderte den Gruß. »Delilah, Camille, hallo. Chase hat mir gesagt, dass ihr eventuell heute Vormittag kommt.«
»Hat irgendwer versucht, hier reinzukommen?« Ich blickte mich um. »Oder sich in der Nähe herumgedrückt?« Das Gebüsch in der Nähe des Hauptgebäudes war abgebrannt, doch auf dem Anwesen standen noch genug Bäume, in denen sich jemand verstecken und alles beobachten könnte.
Sie schüttelte den Kopf. »Bisher nicht. Ich habe schon mehrmals die Runde gemacht. Also, es waren schon eine Menge Gaffer da, aber nichts Ungewöhnliches. Die meisten waren menschlich, aber es waren auch ein paar ÜW s da, die noch nichts von dem Brand gehört hatten. Sie wollten bei den Vorbereitungen für den Ball helfen. Ich musste ihnen die schlimmen Neuigkeiten mitteilen.« Ihrem geknickten Gesichtsausdruck nach waren sie nicht gut angekommen.
ÜW s – vor allem Werwesen – waren meist nicht sonderlich höflich oder beherrscht, wenn sie erschreckt oder von einer bestürzenden Neuigkeit betroffen waren. Sie konnten ziemlich schnell unwirsch werden, und ein unwirsches Werwesen war ungefähr fünf Sekunden von einem gefährlichen Werwesen entfernt. Selbst die gefiederten – die waren genauso wild wie die mit Fell oder Flossen.
»Alles in Ordnung?« Ich musterte sie rasch von oben bis unten auf der Suche nach möglichen Verletzungen, doch sie lächelte nur und winkte ab.
»Niemand hat mich bedroht. Keine Sorge. Aber, Delilah, wenn du meine Meinung hören willst: Ihr müsst so bald wie möglich eine Versammlung abhalten, um darüber zu sprechen und die Leute zu beruhigen. Ich habe eine Menge Angst gewittert.« Sie hob das Absperrband an, um uns durchzulassen. »Ihr könnt reingehen, aber seid vorsichtig. Das Gebäude ist nicht sicher, und ihr solltet euch nicht lange darin aufhalten.«
»Danke. Wir müssen den Tatort untersuchen, aber wir passen gut auf. Versprochen.« Ich ging voran und bedeutete Camille, mir zu folgen. Vorsichtig gingen wir um einen Haufen verkohlten Schutt herum. »Camille, wie wäre es, wenn du dich hier draußen umsiehst? Du bist nicht unbedingt dafür anzogen, auf geborstenen Balken herumzuklettern.«
»Ist gut. Aber sei bloß vorsichtig da drin«, sagte sie und ging an der Außenseite des Gebäudes entlang. Sie öffnete ihren Regenschirm – ihre Jacke aus Spinnenseide hielt sie zwar warm, aber nicht trocken.
Ich zog meine Jeansjacke fester um mich zusammen und pustete in die Hände. Es war immer noch bitterkalt, obwohl der meiste Schnee sich im strömenden Regen aufgelöst hatte. Während ich mich näher zu dem Gebäude vorarbeitete, wurde mir allmählich das ganze Ausmaß der Zerstörung klar. Es sah aus, als hätte ein riesiges, feuerspeiendes Maul ein Stück davon abgebissen, bis hinab zum Erdboden. Holz- und Glassplitter lagen überall herum, größtenteils verrußt. Wo einmal die Eingangstür gewesen war, klaffte eine riesige Wunde – der Anblick tat richtig weh.
Rechts davon war nur noch ein Haufen Asche und Holz übrig geblieben, und das Dach war fast vollständig eingestürzt. Links vom Eingang standen noch Mauern – gefährlich schief, aber sie standen. Doch die Dachbalken waren schwer beschädigt, und das restliche Gebäude konnte jederzeit einstürzen. Bei einem scharfen Stich zwischen den Rippen schnappte ich nach Luft. Die waren nach Stacias Angriff im Oktober gut verheilt, aber in Zeiten wie jetzt, wenn ich fror und angespannt war, spürte ich hin und wieder dieses krampfartige Stechen bis tief in die Knochen. Ob die Ursache körperlich war oder das vom Stress kam, wusste ich
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