Katzenmond
Andy Gambit bei Camille. Der rote Abdruck ihrer Hand brannte auf seinem Gesicht.
Erst wollte ich hinrennen, doch dann blieb ich stehen und wartete ab. Ich sollte erst eingreifen, wenn Camille mich um Hilfe bat. Sie musste ihre Kämpfe selbst ausfechten – das hatte sie im Lauf der letzten Wochen sehr deutlich gemacht. Hyto hatte ihr beinahe die Selbstachtung geraubt, und das Vertrauen in ihre Fähigkeit, sich zu wehren. Obwohl sie es sich nicht anmerken ließ, wusste ich, wie es ihr zusetzte, dass sie körperlich schwächer war als Menolly und ich.
Sie stemmte die Hände in die Hüften, beugte sich vor und sagte leise zu Gambit: »Wenn Sie es je wieder wagen, mich auf irgendeine Weise anzurühren, jage ich Ihnen meinen spitzesten Absatz mitten durch den Schwanz und behaupte, das sei ein Unfall gewesen. Und
dann
hetze ich Ihnen meine Ehemänner auf den Hals. Alle drei. Verstanden?«
Er rieb sich mit glänzenden Augen das Gesicht. »Miststück. Nutte. Du treibst es mit drei Männern und wagst es, das als Ehe zu bezeichnen? Du kleine Schlampe! Die Ehe ist ein heiliger Bund zwischen einem Mann und einer Frau …«
Ehe er ein weiteres Wort herausbrachte, versetzte sie ihm eine zweite Ohrfeige, die ihn rücklings ins staubige Gras schleuderte. Ich hörte deutlich einen Blitz über uns knallen, als ihre Hand auf seine Wange traf. Vielleicht gewann sie ihr Selbstvertrauen schneller zurück, als ich gedacht hatte.
»Quatschen Sie mich nicht an. Sehen Sie mich nicht an. Und wagen Sie es nicht, mich jemals wieder anzufassen. Wenn Sie es doch tun, bringe ich Sie um.«
Sie beugte sich vor, packte ihn am Kragen und zerrte ihn hoch. Wir alle waren stärker als die meisten Menschen, obwohl Camille nicht so sportlich war wie Menolly und ich. Nun stellte ich überrascht fest, dass sie offenbar trainiert hatte. Während er lauthals protestierte, schrie sie nach Frostling, die prompt um die Ecke gerannt kam. Als die Polizistin Andy Gambit sah, blitzten ihre Augen auf, sie trat zu Camille und riss den Kerl an sich.
»Ich habe Ihnen gestern Abend gesagt, dass Sie sich von hier fernhalten sollen, wenn Sie nicht wegen unerlaubten Betretens festgenommen werden wollen. Danke, dass Sie mir so den Tag versüßen, Gambit!« Sie sprach in das Funkgerät an ihrem Kragen, um einen Streifenwagen herzuholen. Ächzend gab Gambit seine Gegenwehr auf. Frostling musste sogar noch wesentlich stärker sein als ich.
»Sie haben das Recht, zu schweigen. Sie haben das Recht, zu Ihrer Vernehmung einen Anwalt hinzuzuziehen …«
Während sie seine Rechte herunterratterte, verabschiedeten Camille und ich uns mit einem Winken. Als wir in den Jeep steigen wollten, fuhr ein AETT -Streifenwagen vor. Schweigend sahen wir zu, wie Gambit in Handschellen abgekarrt wurde.
»Wie ich ihn hasse.« Camille öffnete die Beifahrertür und kletterte hinein. »Ich wünschte, er würde einfach vom Angesicht der Erde verschwinden.«
»Du hast einen hübschen Abdruck auf seinem Gesicht hinterlassen.« Ich warf ihr einen Blick zu. »Was ist passiert?«
»Er hat mir an die Brust gegrapscht. Ich sollte es einfach Smoky sagen, dann wäre das erledigt.« Sie räusperte sich. »Und, hast du etwas gefunden?«
»Ich hatte nicht viel Zeit, mich umzuschauen, um ehrlich zu sein. Wir müssen zu Chase. Aber schau mal – das habe ich in der Nähe der Tür aufgesammelt.« Ich zeigte ihr meinen Fund. Es war ein flacher Anhänger mit seltsamen Zeichen auf beiden Seiten, aus Gold oder einer Goldlegierung. Das Ding war mir unheimlich.
Sie nahm ihn. »Das bestätigt unseren Verdacht. Es stinkt nach Dämonen. Schlimmer noch, diese Inschrift – das ist Runisch.«
»Runisch? Was zum Kuckuck ist das für eine Sprache?« Das allein klang schon verdächtig, doch mir machte vor allem die Verbindung zu Dämonen Sorgen.
»Hexersprache.« Sie starrte den Anhänger einen Moment lang an, dann schnappte sie nach Luft. »Ich weiß, was das ist! Ein Trigger-Talisman. Das ist ein magischer Sprengzünder. Jetzt haben wir den Beweis, dass Hexer dahinterstecken – oder jemand, der mit denen im Bunde ist.«
Sie drehte das Ding um und sagte langsam: »Also haben wir diesen Gestank nach Dämonen, Zeichen in Runisch und …« Sie hielt sich den Anhänger unter die Nase, sog tief die Luft ein und verzog das Gesicht. »Ich kann das Canya daran riechen. Chase will keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen, aber wir hatten recht. Das hier stammt aus der Anderwelt. Meine Alarmglocken klingeln wie ein
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