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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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liebsten einfach meinen Männern erzählen, dann würde Gambit uns nie wieder nerven.«
    »Sag solche Sachen nicht, wenn ich dabei bin! Ich soll verhindern, dass Leute umgebracht werden!« Chase schluckte. »So etwas kann ich nicht gutheißen.
Nein.
Sag es ihnen ja nicht. Kurzfristig wäre das Problem dann vielleicht gelöst, aber langfristig würde nur jemand noch Schlimmerer in seine Fußstapfen treten. Nein, lassen wir Gambit laufen, umso schneller fällt er in die Grube, die er sich selbst gegraben hat. Wartet nur ab. Bei solchen Typen geht das immer so aus.«
    Als wir vom Parkplatz rollten, gab er mir seinen Notizblock. »Wohin fahren wir zuerst? Ihr entscheidet.«
    Ich überflog die Namen. »Reden wir zuerst mit Claudia. Sie hat erwähnt, dass Exo kürzlich jemanden abgewiesen hat, der eine Tagung im Hotel abhalten wollte, weil er ein ungutes Gefühl bei demjenigen hatte. Außerdem wird sie von Schuldgefühlen zerfressen. Ich glaube, sie könnte etwas Ablenkung gebrauchen.«
    Insgeheim machte ich mir Sorgen um die Werwölfin. Wenn Werwesen ihren Gefährten verloren, ging es ihnen wie allen anderen Leuten, aber unter Schock und Trauer kam die tierische Seite nur allzu leicht zum Vorschein. Und dann wurde der Verlust auch für andere gefährlich. Wenn Claudia die Kontrolle über sich verlor, würde sie womöglich in Wolfsgestalt durch die Stadt streifen, getrieben von ihren aufgewühlten Emotionen, und über irgendwen herfallen.
    Das Haus der Reeds lag im Queen-Anne-Viertel. Ruhiges, elegantes Understatement. Wir parkten in der Einfahrt an dem Maschendrahtzaun, der verhinderte, dass ihre Kinder auf die Straße liefen. Die Kinder waren nicht in der Schule, sondern draußen im Garten, und ihr ältester Bruder passte auf sie auf. Ich starrte ihn verblüfft an. Er war eine zweite Ausgabe von Exo, nur viel jünger.
    Wir gingen den Weg zum Haus entlang, und ich schob die Hände in die Taschen und schüttelte den Kopf. Zumindest hatten wir den schlimmsten Teil schon hinter uns – ihr mitzuteilen, dass ihr Mann tot war. Doch jetzt mussten wir sie in ihrem Kummer und Schmerz stören. Ich sträubte mich innerlich gegen das, was wir hier vorhatten.
    Als wir durch das Gartentor kamen, blickten die Kinder kurz zu uns auf und wandten sich dann wieder ihrem Spiel zu. Der Teenager, der auf sie achtgab, nickte uns zu, sagte aber kein Wort. Seine Augen waren geschwollen und rot gerändert. Es war nicht zu übersehen, dass er geweint hatte.
    Chase klopfte an die Tür, und Claudia öffnete. Stumm trat sie zurück und ließ uns herein. Sie deutete in Richtung Wohnzimmer, und wir setzten uns unbehaglich auf die Sofakante, während sie sich in einem Schaukelstuhl niederließ und die Beine in eine Wolldecke hüllte. Ein älterer Mann trat ein – auch er sah Exo sehr ähnlich – und musterte uns von Kopf bis Fuß.
    »Orick, das sind Chief Johnson, Leiter des Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Teams, und Delilah und Camille D’Artigo. Orick ist … war … Exos Bruder.« Ihre Stimme wurde bei den letzten Worten zittrig vor Kummer, und als sie Exos Namen ausgesprochen hatte, verzog sie das Gesicht und ließ den Kopf hängen. »Würdest du uns einen Tee kochen?«
    »Natürlich, Claudia.« Orick grüßte uns mit zwei Fingern an der Schläfe und zog sich nach nebenan zurück, vermutlich in die Küche.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass wir Sie stören, aber gestern Nacht haben Sie erwähnt, dass Exo die Buchung für eine Tagung abgelehnt hatte.« Chase holte Stift und Notizblock hervor. Er hielt Augenkontakt zu Claudia, aber sanft, alles andere als bedrohlich, indem er ihr durch seine Körpersprache signalisierte, dass sie in dieser Situation das Sagen hatte. Klug. Sehr klug. Chase hatte eine Menge dazugelernt, seit wir ihn kannten.
    Claudia zögerte und deutete dann auf einen Kalender auf dem Couchtisch. »Ich weiß nicht, um wen es ging. Wie ich Delilah gestern schon gesagt habe, haben wir uns deswegen gestritten. Aber ich habe vor allem an die Einnahmen gedacht, auf die er dadurch verzichtet hat.« Sie hustete und putzte sich dezent die Nase. »Das klingt abscheulich, nicht wahr? Ich habe nur ans Geld gedacht … Ich habe seinem Urteil nicht vertraut, und was ist passiert?«
    »Das ist nicht Ihre Schuld, Claudia. Sie sind in keiner Weise für diesen Anschlag verantwortlich.« Chase hob den Arm, als wollte er ihre Hand tätscheln, hielt sich jedoch zurück und lächelte ihr nur verständnisvoll zu.
    »Sie haben leicht reden.« Sie schauderte

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