Katzenmond
geweckt hat. Sie konnte mir nicht genau sagen, was das für Kräfte sind. Die besten Ergebnisse würde ich wohl erzielen, wenn ich Magie erlerne, die mit der Astralebene zu tun hat, und mit der Stimme. Sprache, Befehle, Kommunikation und Astralreisen sind anscheinend meine Stärken.«
Er starrte zum Himmel hinauf. Die dicken Wolken versprachen fette Regentropfen, und der Schnee war zwar geschmolzen, dafür litten wir jetzt seit Tagen unter diesem eisigen Regen. Alles fühlte sich klitschnass an, der Boden platschte und quatschte, selbst die Luft kam mir schwer und feucht vor.
»Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll«, sagte er leise.
»Immer einen Tag nach dem anderen nehmen.« Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Und was deine Verwandtschaft zu Sharah angeht – ihr müsst so entfernte Verwandte sein, dass das sicher kein Problem ist.«
»Nein«, flüsterte er. »Wohl nicht.«
Dann wandte er sich ab und ging zur Tür, und wir folgten ihm schweigend.
Marion war in ihrem Büro. Im Café duftete es nach kalorienreichen Keksen, Kuchen und altmodischem Hackbraten in dicker Sauce. Wie üblich war der Laden voll. Das Superurban Café zog ÜW s aus der ganzen Stadt an, aber es kamen auch viele VBM hierher, weil sie von der Qualität des Essens begeistert waren.
Als wir eintraten, lief mir das Wasser im Mund zusammen, und ich entschied sofort, dass ich nicht ohne eines von Marions Zimtbrötchen wieder gehen würde. Erst einmal folgten wir aber einer der Bedienungen durch die vielen Tische nach hinten zum Büro. Marion saß vornübergebeugt am Schreibtisch und addierte konzentriert eine Reihe Zahlen.
Ihr Gesicht wirkte ruhig, gelassen – und ich fragte mich, wie die Kojotewandler eigentlich mit dem Tod umgingen. Sie folgten dem Großen Trickster, und sein steter Begleiter war die Gefahr.
Als wir eintraten, hob sie den Kopf, lächelte halb und stand auf, um uns zu begrüßen. Dann bat sie uns mit einer Geste, Platz zu nehmen. Camille und ich setzten uns auf die zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch, Chase ließ sich auf einem Stuhl an der Wand nieder und zückte sein Notizbuch.
»Ich bin alles durchgegangen, was mir eingefallen ist, aber ich fürchte, ich habe nicht viel für euch. Außer … da wäre eine Sache, aber ich weiß nicht, ob euch das irgendetwas nützen wird.« Marion kam ohne Umschweife zur Sache.
»Was denn?«, fragte Chase, der sich wieder klug nach seinem Gegenüber richtete.
»Trixie hatte einen neuen Freund. Er ist ein Vampir. Trixie hatte schon immer ein Faible für Blutsauger. Ich war dagegen, und unsere Eltern auch, aber sie war erwachsen, was hätten wir also tun sollen?«
»Das ist schwierig«, bemerkte Camille, und ich wusste, dass sie an Trillian dachte, und an unsere Reaktion auf ihn, als wir von der Beziehung erfahren hatten.
»Ja, so etwas gibt nur Stress, und wenn wir irgendetwas gesagt hätten, hätte sie die Beziehung nur vor uns verheimlicht. Also haben wir ihn toleriert. Jedenfalls waren sie neulich in einem Club, und Trixie ist am nächsten Tag ganz verstört zu mir gekommen. Sie hat mir erzählt, dass ein paar von Bryans Freunden – das ist ihr Freund – sie ständig nach den Kojotewandlern hier in der Gegend ausgefragt haben. Sie waren so zudringlich, dass es ihr unheimlich wurde und sie gegangen ist.«
Ich holte tief Luft. »Lass mich raten. Der Club, in dem sie waren, heißt Energy Exchange?«
Marion beugte sich vor und runzelte besorgt die Stirn. »Ja. Woher wusstest du das?«
»Exo Reed hatte ein Gespräch mit ein paar Leuten von dort. Sie wollten eine Art Tagung oder Konferenz im Halcyon abhalten. Und wir glauben, dass Van und Jaycee zu diesen Leuten gehörten – die Hexer, die mit den Koyanni zusammen den Wolfsdorn hergestellt haben.«
Ein Herzschlag, zwei … und dann fragte Marion: »Okay, aber warum zum Teufel lassen sich die Koyanni jetzt mit den Vampiren ein?«
»Wir vermuten, dass die Koyanni sich mit einem sehr mächtigen Nekromanten zusammengetan haben, der ebenfalls mit den Hexern verbündet ist – zumindest mit Van und Jaycee. Vampire treiben sich gern mal mit Nekromanten herum, zumindest drüben in der Anderwelt. Kann gut sein, dass Bryan versucht hat, alle möglichen Informationen von Trixie zu bekommen, um sie an die weiterzugeben. Wahrscheinlich bezahlen sie ihn dafür. Ich würde darauf wetten, dass er einer ihrer Speichellecker ist. Sicher ein Einzelgänger, der zu keiner der ansässigen Vampirgruppen gehört. Solche
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