Katzenmond
und sagte dann: »Vielleicht finden Sie etwas in seinem Terminkalender. Das war vor etwa einer Woche. Ja, am Mittwoch, jetzt weiß ich es wieder. Am Donnerstag kommt die Müllabfuhr, und ich war ärgerlich, weil Exo vergessen hatte, die Tonnen an die Straße zu bringen. Nach unserem Streit ist er direkt ins Hotel gefahren, und ich erinnere mich, dass ich meinen Sohn darum gebeten habe.« Sie sprach langsam, als wollte sie so lange wie möglich für diese Worte brauchen – als könnten solche Erinnerungen an den gewöhnlichen Alltag den Schmerz auslöschen.
»Dann sehen wir mal nach, ob uns da etwas ungewöhnlich erscheint.« Ich holte den Kalender, während Chase Claudia weiterhin sanft seine Fragen stellte. Ich blätterte in dem Kalender, während Claudias Stimme leise hinter mir durch den Raum drang. Camille stellte sich neben mich und lugte mir über die Schulter.
Ich blätterte anderthalb Wochen zurück und nahm mir den Montag vor. Da erschien mir nichts ungewöhnlich. Am Dienstag auch nicht. Aber am Mittwoch war zwischen den Linien für vierzehn und fünfzehn Uhr etwas eingetragen.
V & J/Energy Exchange.
»V und J? Van und Jaycee?«, platzte es aus mir heraus, ehe ich mich besinnen konnte. Ich riss den Kopf hoch und sah Camille an.
Die wurde bleich und schüttelte langsam den Kopf. »Energy Exchange.
Verdammt.
Wir hätten uns den Laden schon längst vornehmen sollen. Ich wusste doch, dass der nur Ärger bedeuten kann, seit wir das Schild zum ersten Mal gesehen haben. Und ich wette … Wir hatten schon die Vermutung, dass die etwas damit zu tun haben könnten.« Sie blickte auf, als Claudia sich auf einmal zwischen uns über den Tisch beugte.
Claudia fuhr zusammen. »Ja, das war der Name, den er erwähnt hat. Jetzt fällt es mir wieder ein, er hat gesagt, es ginge um eine Tagung einer Gruppe … Vampire? Nein, keine Vampire … ach, ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nicht genau erinnern.«
Wir sammelten unsere Sachen ein und durften auch Exos Kalender mitnehmen. Ich fragte mich, was uns als Nächstes erwarten mochte. Wir hatten vermutet, dass Van und Jaycee mit dem anrüchigen Club in Verbindung standen – aber nach der Sache mit den Koyanni hatten andere Dinge uns wieder abgelenkt. Der Energy Exchange Club war vermutlich ein Treffpunkt der magischen Szene – hauptsächlich Hexer. Es würde mich nicht überraschen, wenn er auch Nekromanten anzog. Die beiden Gruppen waren sich gar nicht unähnlich. Was eine Verbindung zwischen den beiden Hexern und Telazhar nahelegte.
Wir dankten Claudia und gingen wieder hinaus zum Streifenwagen. Ich wünschte mir nur noch, das alles möglichst bald hinter mir zu haben. Aber ein ungutes Kribbeln im Nacken sagte mir, dass uns noch eine Menge bevorstand.
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Kapitel 6
D ie Luft war frisch und schwer vom Duft des Regens, der von den Zedern tropfte. Auf Höhe der Kinder, die gerade an der Schaukel spielten, hielten wir inne.
»Jetzt haben sie keinen Vater mehr«, sagte Camille und biss sich auf die Unterlippe. »Aber zumindest wissen sie, dass er sie geliebt hat.«
Ich wusste, dass sie dabei an unseren eigenen Vater dachte. »Das stimmt … aber nicht alle Väter sind fähig, ihre Gefühle richtig zu zeigen.« Ich berührte sie leicht am Arm. »Die Kinder schaffen das. Sie haben eine starke Mutter. Claudia wird das Hotel weiterführen. Sie lässt Exos Traum nicht mit ihm sterben.«
Mein Handy piepste, als ich auf den Beifahrersitz schlüpfte. Eine Nachricht von Tim Winthrop. Tim – alias Cleo Blanco, Dragqueen und Computergenie – betreute die Website des ÜW -Gemeinderats. Ich überflog seine Nachricht und seufzte.
»Die Website wird mit Kommentaren und E-Mails überflutet – die Leute wollen wissen, wie es jetzt weitergehen soll. Und ein paar Hohlköpfe jammern sogar wegen des Balls und wollen wissen, wo er denn jetzt stattfinden wird.«
»Was für gefühllose Idioten denken denn nach dem, was da passiert ist, noch an den Ball?« Camille beugte sich zwischen die Vordersitze vor. »Frostling hatte recht. Wir müssen eine Sonderversammlung einberufen – aber die geben wir lieber nicht öffentlich bekannt. Wir benutzen die Telefonkette. Wir dürfen es nicht riskieren, dass diese Schweine bei einer richtig großen Versammlung eine Bombe legen.«
»Ich verstehe nicht, warum sie nicht bis zum Ball gewartet haben.« Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr machte mir diese Frage zu schaffen. »Warum?«
»Warum was?«, fragte Chase und
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