Katzenmond
Leute suchen sie sich gezielt aus und bezahlen oder erpressen sie. Wie lange war Trixie mit ihm zusammen?«
»Erst ein paar Wochen. Sie war so glücklich. Wie gesagt, sie hatte echt ein Faible für Vampire.« Marion kramte in einer Schreibtischschublade.
»Wie viele Leute wussten, dass sie auf Vampire stand?« Wenn das allgemein bekannt war, wäre es nicht schwer gewesen, sie mit Bryan zusammenzubringen, dachte ich mir.
»Zu viele. Sie war in mehreren Chatrooms unterwegs, hauptsächlich in einem für weibliche Vampir-Fans … Fang Girl Wannabes.« Marion schüttelte den Kopf. »Trixie war immer zu offen und vertrauensselig. Sie hat nie begriffen, dass es gefährlich ist, zu viel von sich zu verraten. Sie hat online sogar ihren richtigen Namen benutzt. Aber weshalb sollten die sie umbringen? Galt der Anschlag etwa ihr?«
»Das wissen wir noch nicht. Aber es muss da irgendeine Verbindung geben, wenn die versucht haben, ihr Informationen zu entlocken.« Ich wechselte einen Blick mit Camille. »Wir werden diesen verdammten Club gründlich umgraben müssen.«
Marion fand, was sie in ihrem Schreibtisch gesucht hatte, und schob es uns herüber. »Das hat Trixie letzte Woche hier im Pausenraum liegen lassen.«
Ich griff nach dem Streichholzbriefchen. Auf dem Deckel war ein Logo abgedruckt, ein grünes Flammenrad mit einem X in der Mitte vor schwarzem Hintergrund. In weißen Buchstaben stand quer darüber:
The Energy Exchange.
Ich drehte das Briefchen um und las die Adresse, obwohl ich wusste, wo der Club war. Wir hatten ihn schon von außen gesehen.
»Okay. Wir haben also einen uralten Nekromanten, Hexer, die Koyanni und diesen Club. Und irgendwie sind sie alle miteinander verbunden. Ich glaube nicht, dass die Vampire als Gemeinschaft darin verwickelt sind, aber eben Bryan.« Ich warf das Streichholzbriefchen Camille zu, die es in den hohlen Händen hielt und die Augen schloss.
Sie riss sie gleich wieder auf und legte das Ding hastig auf den Schreibtisch. »Ja … wir werden uns damit beschäftigen müssen. Es gefällt mir nicht, was das hier ausstrahlt.« Sie warf mir einen Blick zu und formte mit den Lippen lautlos das Wort
Dämonen.
Marion war zu abgelenkt, um es zu bemerken.
»Hat sie viel von Bryan gesprochen?« Hoffentlich würde Menolly ihn aufspüren und – mit Romans Hilfe – vielleicht sogar verhören können.
»Sie hat nicht viel erzählt. Wie gesagt, unsere Eltern sind ausgerastet, als sie dahintergekommen sind. Und ich wusste, dass der Kerl nichts als Ärger bedeutet. Ich habe an sich nichts gegen Vampire, aber … dieser Kerl … er hatte so etwas Raubtierhaftes. Ich meine, das haben alle Vampire, aber bei ihm hatte ich das Gefühl, als könnte es jederzeit hervorbrechen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.«
Marion strich sich eine Strähne zurück, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, und seufzte tief. »Trixie war die Rebellin, das schwarze Schaf der Familie. Erstens wollte sie keine Kinder, und das war ein Riesenthema. Die ganze Sippschaft hat von ihr erwartet, dass sie heiratet und einen Haufen Kinder bekommt. Dass sie häuslicher wird und sich eine Existenz aufbaut, so wie ich. Aber sie ist von einem Job zum nächsten geflattert. Vor ein paar Jahren ist sie per Anhalter nach Kalifornien gefahren, zu diesem Drummer von den Dead End Boys – sie war wirklich ein Vampir-Groupie. Sie hat kurz mit ihm zusammengelebt, aber das hat nicht funktioniert, also ist sie zurückgekommen, und dann habe ich sie eingestellt.«
Sie sah mich an, und ungeweinte Tränen glitzerten in ihren Augen. »Bitte, findet heraus, wer sie ermordet hat. Trixie war nicht die Hellste, aber sie war etwas Besonderes. Und sie war meine Schwester.«
Auf einmal begann sie sehr geschäftig ihren Schreibtisch aufzuräumen, und wir verstanden den Hinweis. Ich steckte mir das Streichholzbriefchen in die Tasche und folgte den anderen hinaus. Als wir das Restaurant verließen, hatte ich mein Zimtbrötchen schon ganz vergessen. Der Kummer auf Marions Gesicht hatte mir den Appetit verdorben.
Im Auto streckte Camille die Hand aus. Sie schauderte, als ich das Streichholzbriefchen auf ihre Handfläche fallen ließ. »Das ist richtig fies. Dämonische Energie – und allmählich erkenne ich sogar Treggartenergie im Speziellen, nachdem wir schon mit so vielen zu tun hatten.«
Chase gab einen erstickten Laut von sich. Ich wandte mich ihm zu. Der Dämon, der ihn im vergangenen Jahr beinahe getötet und sein Leben für immer
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