Katzenmond
mehr denken als daran, wie wunderschön sie aussah. Ihre Augen leuchteten, mit schwarzem Kajal betont, ihre Wangen glühten rosig, und das pfirsichfarbene Lipgloss passte perfekt zu ihrem Teint und ihrem Haar. Die Tätowierungen auf ihrem Gesicht glommen wie von innen heraus.
»Du siehst umwerfend aus«, flüsterte ich.
»Und wie.« Menolly legte sich eine Hand auf die Brust. »Du bist so wunderschön. Und ich freue mich so für dich.«
Iris zog bescheiden den Kopf ein, doch ihr Lächeln schien den kleinen Raum zu erhellen. »Danke, dass ihr heute dabei seid. Dass ihr immer zu mir steht. Bruce …«
»Bruce kann sich sehr glücklich schätzen. Und wehe, er gibt sich nicht die allergrößte Mühe, gut zu dir zu sein.« Ich wollte streng klingen, aber das war natürlich eine leere Drohung. Wir alle wussten, wie sehr er Iris liebte. Wir erlebten es jeden Tag. Aus Bruce würde vielleicht nie ein Krieger werden, aber er würde für die Frau kämpfen, die er liebte und die sein Kind bekam.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es wurde allmählich Zeit. »Bist du so weit, Iris?«
Camille beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Wir sehen uns gleich draußen. Ich muss mich auf die Zeremonie vorbereiten.« Sie schlüpfte zur Tür hinaus.
Hanna klatschte in die Hände. »Iris, du siehst bezaubernd aus. Du bist glücklich, ja?« Sie sprach noch ein wenig gebrochen, aber von Herzen.
Iris nickte und errötete. »Ich bin glücklich, und meine Morgenübelkeit macht zum Glück mal Pause. Wahrscheinlich bin ich einfach zu nervös, um mich zu übergeben.«
»Wenn du so weit bist, sollten wir langsam gehen.«
Nachdem wir ein letztes Mal Rock und Schleier zurechtgezupft hatten, drückte ich ihr den Strauß aus Sterling-Silver-Rosen und weißen Lilien und elegant fallenden Efeuranken in die Hand.
»Na los, kleine Mama. Bringen wir dich unter die Haube.«
Als wir ihr Zimmer verließen, blickte ich noch einmal zurück. Sie und Bruce würden nach den Flitterwochen weiter hier wohnen, bis ihr Haus fertig war, doch dann sollte dies Hannas Zimmer werden. Und Maggie würde sich daran gewöhnen müssen, dass Iris nicht mehr immer für sie da sein konnte. Ja, Veränderungen waren etwas Wunderbares, doch sie brachten auch manchen Kummer mit sich.
Ich lächelte Iris’ Vergangenheit in diesem Zimmer noch einmal zu und folgte dann Menolly, Hanna und der Braut hinaus, zu Iris’ Zukunft.
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Kapitel 9
S timmengewirr drang uns aus dem großen Zelt entgegen. Hanna hielt Iris einen Regenschirm über den Kopf, obwohl es nur ein wenig tröpfelte, und trug die Schleppe über dem anderen Arm. Sie hatte in unserer Familie ihre Rolle als ruhige Unterstützung für alle gefunden und Maggie so lieb gewonnen wie wir alle. Und Maggie vergötterte sie.
Die Elfenkönigin Asteria hatte ihrem Sekretär Trenyth so viele Soldaten mitgegeben, dass wir uns um die Bewachung keine Gedanken zu machen brauchten und alle den Abend genießen konnten. Sie waren überall auf unserem Anwesen verteilt und hielten die Augen offen.
Während Iris noch mit vorsichtig gerafftem Rock über das nasse Gras ging, nahmen Menolly und ich unsere Plätze in dem mittleren Zelt ein. Vor dem Podium, auf dem das Ritual stattfinden würde, war ein Teppich ausgerollt. Dort oben wartete Camille auf einer Polsterbank, die mit silbernem Stoff verhüllt war. Jeder Platz im Zelt war besetzt.
Ich blickte mich um. Links saß die Dreifaltige Drangsal – Titania, Aeval und Morgana – mit einigen ihrer Höflinge in der ersten Reihe. Trenyth war auch bei ihnen, als offizieller Gesandter von Königin Asterias Hof. Außerdem saß dort unsere erweiterte Familie, bis auf meine Schwestern und Smoky.
Hinter ihnen sah ich Tim und Jason, Chase und Sharah und ein paar weitere Leute vom AETT . Die nächsten Reihen waren mit mindestens fünfzig Mitgliedern der ÜW -Gemeinde besetzt, sowie mehreren VBM . Iris wurde von vielen geliebt und geschätzt.
Auf der anderen Seite saßen Bruces Gäste – eine Menge Freunde aus dem Pub, der in den letzten Jahren seine Stammkneipe gewesen war, und von der Universität, an der er bald in Vollzeit arbeiten würde. Seit Jahren war er dort immer wieder eingesprungen, und nun hatte man ihm endlich einen ordentlichen Lehrstuhl angeboten. Ab diesem Sommer würde er als Professor für Hibernistik an der University of Washington lehren.
Ganz vorn vor Bruces Freunden saß natürlich seine Familie. Die O’Sheas waren ein gutaussehender Clan von Leprechauns.
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