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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Alle zwanzig. Bruces Vater hätte man auf fünfzig geschätzt, was bedeutete, dass er in Feenjahren unglaublich alt sein musste. Seine Mutter sah noch jung aus, also hatte sie ihn wahrscheinlich aus Prestigegründen geheiratet. Aber die beiden hielten Händchen und strahlten in ihren schimmernden grünen Kleidern vor Stolz. Neben ihnen saßen drei Mädchen, alle recht jung, aber unübersehbar eng verwandt. Die übrigen waren eine Ansammlung diverser Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel.
    Mir stockte der Atem, als die Musik einsetzte. Vier Elfen, die mit Trenyth herübergekommen waren, stimmten
The Voice
von Celtic Woman an – zwei spielten Geigen, einer Trommel, und eine hielt ein Mikrofon in der Hand. Sie hatten den Song über Wochen einstudiert. Die Musik schwoll wirbelnd an, als die Frau zu singen begann und ihre Stimme alle Zelte erfüllte. Smoky, der neben dem Eingang stand, trat vor und wandte sich wartend um. Iris hatte ihn gebeten, sie zum Altar zu führen, und das erschien uns allen nur passend.
    Als Iris das Zelt betrat und Hanna den Regenschirm schloss, schnappte die Menge nach Luft bei diesem Anblick. Sie strahlte in ihrem funkelnden Prinzessinnenkleid. Aschenputtels Wunderbäumchen hätte kein prachtvolleres Hochzeitskleid aussuchen können. Bei jeder Bewegung glitzerte Iris von Kopf bis Fuß, der Glanz der Kristalle begleitete jeden ihrer Schritte. Ihr knöchellanges Haar trieb förmlich auf dem bauschigen Satinkleid, das durch Unterröcke einen besonderen Schwung bekam.
    Als sie neben Smoky stehen blieb, hob sich eine Strähne seines Haars und umfasste fest ihren Ellbogen. Sie warf mir einen nervösen und zugleich beinahe wehmütigen Blick zu. Für sie erfüllte sich heute ein Traum, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte.
    Hanna, in einem schlichten, silbrigen Kleid, hob Maggie auf einen Arm und nahm den Korb voller Rosenblütenblätter in die andere Hand. Auf ihren fragenden Blick hin nickte ich, und Hanna betrat mit Maggie den Teppich. Langsam ging sie auf den Altar zu, während Maggie mit Blütenblättern um sich warf. Zweifellos ein ungewöhnliches Blumenkind, aber Iris hatte darauf bestanden.
    Als die beiden etwa die Hälfte des Weges erreicht hatten, reihten Menolly und ich uns vor Iris und Smoky ein. Shade nahm meinen Arm, und Trillian Menollys. Die Musik schwoll an, und wir schritten langsam auf das Podium zu, von wo Camille uns entgegenschaute, jeder Zoll die Priesterin.
    Iris und Smoky warteten hinter uns, bis Menolly und ich das Podium erreicht hatten und hinaufstiegen. Hanna und Maggie nahmen ihren Platz unter den Gästen ein. Menolly und ich traten an Camilles rechte Seite, Shade und Trillian neben Bruce und einen weiteren Leprechaun – Bruces besten Freund. Sein Name war Grayson, wenn ich mich recht erinnerte.
    Nun drehten sich alle zu Iris und Smoky am Zelteingang um. Iris bot einen unvergesslichen Anblick – sie strahlte eine solche Schönheit aus. Smoky stand aufrecht und königlich neben ihr, und sein Haar stützte immer noch liebevoll ihren Ellbogen.
    Die Musik ebbte ab und setzte dann in einem langsamen, sinnlichen Rhythmus wieder ein, als Smoky und Iris den Weg zum Altar begannen. Die Sängerin stimmte ein leises, rituelles Lied an, dessen Rhythmus sich wie hypnotisch im Zelt ausbreitete. Camille hob die Arme, einen Dolch in der einen, Zauberstab in der anderen Hand. Breitbeinig, die Arme gen Himmel gereckt, stand sie da und wartete.
    Neben der Musik waren nur noch das leise Rascheln von Iris’ Kleid und die leisen Schritte auf dem Teppich zu hören. Wo Smoky und Iris an den Stuhlreihen vorbeigingen, stand das Publikum auf und blieb stehen, so dass sie von einer Welle begleitet wurden. Mein Blick huschte zu Bruce hinüber. Seine Augen waren weit aufgerissen, als begreife er erst jetzt, dass er eine mächtige Priesterin heiratete und nicht nur die Liebe seines Lebens. Er fing meinen Blick auf, und ich lächelte ihm zu, was ihn ein wenig zu beruhigen schien.
    Smoky und Iris erreichten das Podium, und statt sie ihr Kleid raffen zu lassen, hob Smoky sie einfach sanft hoch und setzte sie auf dem Podium ab. Dann wandte er sich ab und nahm seinen Platz in der ersten Reihe bei Shamas, Vanzir, Nerissa, Hanna und Morio ein.
    Iris trat mit schleifender Schleppe vor und blieb neben Bruce stehen. Camille lächelte die beiden an, und ihr Gesicht wirkte auf einmal weise und klug. Ich hatte sie schon oft magisch arbeiten sehen, aber heute Abend trug sie das Gewand einer Priesterin,

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