Katzenmond
gleich und ließ mir dabei ihre Idee durch den Kopf gehen. Als die köstliche, butterweiche Schokocreme in meinem Mund zerschmolz, ließ ich mich in diesen zuckersüßen Trost fallen. Schon war der erste Cupcake aufgegessen, und ich nahm mir den nächsten und befreite ihn von seinem Papierförmchen.
Ich leckte an der Cremehaube und kam zu dem Schluss, dass Camilles Idee eine sehr gute war. »Was hältst du von einem großen gemeinsamen Picknick? Es ist zu kalt, um draußen zu feiern, aber ich meine so eine Art Nachbarschaftsstraßenfest – nur eben für die ganze Stadt. Kommt, feiert mit und zeigt eure Unterstützung für
alle
Bürger von Seattle?«
»Das ist eine sehr gute Idee. Die Leute näher zusammenbringen. Und wir sollten diejenigen sein, die das initiieren.« Sie leckte sich nach ihrem dritten Cupcake die Finger. »Morgen, wenn Iris in die Flitterwochen abgereist ist, machen wir uns gleich an die Arbeit und suchen Leute, die mitmachen. Die Vereinigte-Welten-Kirche wäre eine tolle Unterstützung. Ja …« Sie zückte ihr Handy und wählte eine Nummer.
»Tim? Hier ist Camille. Könntest du auch die Vereinigte-Welten-Kirche einladen, ein paar Vertreter zur ÜW -Gemeindeversammlung zu schicken? … Ja, genau die … Okay, danke!« Sie legte auf, schwang ein Bein über die Picknickbank und fegte Krümel von ihrem Rock.
Ich folgte ihr zurück zu meinem Jeep. Als wir losfuhren, stellte ich fest, dass ich die Graffiti-Farbe eigentlich so hübsch fand, wie die Worte hässlich waren – ich würde das ganze Auto kirschrot-metallic lackieren lassen.
Vor dem Haus überlegte ich, wo ich am besten parken sollte, damit niemand die Schrift auf der Beifahrertür sah.
»Stell dich doch neben meinen Lexus. Lass mich erst aussteigen und fahr so dicht ran, dass kaum noch Platz dazwischen ist. Dann dürfte es im Vorbeigehen niemandem auffallen.« Sie hüpfte heraus, ich stellte den Jeep dicht neben ihrem Wagen ab, stieg aus und blieb an der Fondtür stehen. Während ich die Torte anstarrte und mich fragte, ob ich versuchen sollte, sie allein reinzutragen, trat Trillian zu uns und scheuchte mich mit einer Geste beiseite.
»Die trage ich.« Er warf erst Camille und dann mir einen Blick zu. »Alles in Ordnung, ihr zwei?«
»Ja, natürlich.« Ich setzte ein breites Lächeln auf.
»Weil Shamas angerufen und mir erzählt hat, was passiert ist. Delilah, wir bringen dein Auto wieder in Ordnung. Und wir finden diese Typen und sorgen dafür, dass sie nie wieder eine Dose Sprühfarbe in die Hand nehmen werden.«
Ehe Camille oder ich ein Wort sagen konnten, war Trillian mit der Torte auf den Armen unterwegs zu einem der Zelte. O Mann. Wenn die Jungs alle Bescheid wussten, würden wir ganz schön viele Aggressionen besänftigen müssen. Andererseits waren sie klug genug, um sich die Typen nicht gleich heute vorzunehmen.
»Komm mit«, sagte Camille. »Sehen wir mal nach, was zu tun ist.«
Es war schon fast vier Uhr, als wir endlich an die Arbeit gingen. Niemand sonst erwähnte meinen Jeep, daher hoffte ich, dass Trillian den Mund gehalten hatte. Wir gingen als Erstes in die Küche, die zur Hochzeitszentrale geworden war, und sahen die großen Körbe voller Blumen, mit denen jeweils der Eingang der Zelte geschmückt werden sollte.
Fünf Zelte waren zu einem einzigen riesengroßen Zelt zusammengebaut worden, eines in der Mitte und je eines in den vier Himmelsrichtungen. Aber jeder dieser vier Flügel hatte einen eigenen Eingang, und in jedem standen schon die Tische für das Büfett bereit, das wir aufbauen würden. Den Göttern sei Dank hatte Bruce darauf bestanden, das Catering zu bezahlen, denn die Rechnung für Speisen und Getränke hatte sich auf über zweitausend Dollar summiert. ÜW s aßen eben mehr als die meisten VBM .
Wir brachten die Körbe hinaus in den Garten und machten uns daran, die Zeltstangen mit den Blumen zu umwickeln, die Iris’ Brautstrauß spiegelten: weißen Lilien, Sterling-Silver-Rosen in himmlischen Lavendel- und Rosatönen und langen Efeuranken. Kleine zarte Prismen in der Form von Eiszapfen lugten aus den Blumenarrangements hervor und fingen das silbrige Licht unter den Wolken ein.
Durch den Blumenschmuck wirkten die elfenbeinfarbenen Zelte auf einmal elegant und feierlich, nicht mehr so nackt. Luftballons in Blau, Violett und Silber mit langen, weißen Bändern schwebten unter den Zeltdecken. Auf den langen Tafeln mit frischen, leinenen Tischdecken waren Geschirr und Besteck noch
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