Katzenmond
Körper gerissen, und dann ist ihnen nur wenig Zeit gewährt, um frei herumzustreifen. Oder man muss körperlich nach Haseofon kommen, und Vampire dürfen die Hallen nicht betreten. Das ist verboten.«
Ich runzelte die Stirn. »Das ist aber …«
»Unfair? Nicht alles im Leben ist gerecht, fair oder verständlich. Der Herr verbietet es, also gehorchen wir. In dieser Sache gibt es keine Diskussion.«
»Und Arial kann außerhalb von Haseofon keine menschliche Gestalt annehmen?« Ich kannte die Antwort zwar schon, fragte aber trotzdem.
Greta schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, nein. Jetzt kehre zu deinem Körper zurück, meine Liebe, und kümmere dich um deine Pflichten.«
Sie verschwand, und ich raste durch die Straßen zurück zu der Stelle, an der ich im Astralraum angekommen war. Als die Skyline der Stadt heller wurde, erkannte ich vor mir einen verschleierten Schatten und warf mich instinktiv darauf. Als ich in den Rauch stürzte, fiel ich unvermittelt in meinen Körper. Ich fuhr hoch und blickte mich um.
Shade schlief neben mir, doch er bewegte sich. Ich lehnte mich mit einem Kissen ans Kopfende des Bettes und dachte darüber nach, was ich eben getan hatte. Wylie war tot. Todesursache: Herzinfarkt. Doch seine Seele war für immer verschwunden. Ich hatte ihn dem endgültigen Tod anheimgegeben, und er würde nie wiederkehren.
Auf einmal war ich mächtig stolz auf mich. Ich hatte meine Pflicht getan, ohne davor zurückzuscheuen. Greta war stolz auf mich gewesen. Und ich hatte wertvolle Informationen mitgenommen. Jetzt wusste ich ganz sicher, dass Van und Jaycee hinter dem Anschlag steckten. Der kahlköpfige Mann war nicht Telazhar, denn den Hexer hatte ich das Dorf niederbrennen sehen. Doch er besaß ein Geistsiegel, und das machte ihn furchtbar gefährlich.
Als ich aus dem Bett stieg und in eine Jogginghose und ein Top schlüpfte, wurde Shade wach. Blinzelnd setzte er sich auf.
»Alles in Ordnung?«
»Nein. Wir müssen die anderen wecken. Ich habe neue Informationen, und wir müssen so schnell wie möglich etwas unternehmen.« Ich ging zur Tür. »Ich bin unten. Zieh dich an und komm runter. Könntest du Camille und ihre Männer wecken? Ich schaue nach, ob Menolly noch wach ist. Und jemand muss die anderen aus dem Gästehaus holen. Wir brauchen alle an Deck.«
Shade schlüpfte unter der Bettdecke hervor und begann sich anzuziehen, als ich hinausging. Ich hastete die Treppe hinunter und spähte aus dem Fenster. Nicht mehr lange bis zum Morgengrauen, aber Menolly würde noch ein, zwei Stunden auf sein. Sie war weder im Wohnzimmer noch im Salon – was bedeutete, dass Nerissa nicht hier übernachtet hatte, sondern nach Hause gefahren war. Also öffnete ich das Bücherregal in der Küche und rannte die Treppe hinunter zu Menollys Unterschlupf.
»Menolly? Bist du hier unten?«
»Was gibt’s, Kätzchen? Ist alles okay?« Menolly saß in einem seidenen Morgenmantel auf ihrem Bett und las ein Buch. Ich warf einen Blick auf den Einband.
Geschichte der Vampir-Mythologie.
Ich kam ganz hinter dem Raumteiler hervor, der ihren Schlafbereich von der Sitzecke trennte. Sie knickte die Ecke einer Seite um und schloss das Buch.
»Ja. Nein. Komm bitte mit rauf, ja? Ich habe wichtige neue Informationen über den Bombenanschlag.«
Sie legte das Buch auf den Nachttisch, kam zu mir und hakte sich bei mir ein. »Haben sie wieder zugeschlagen?«
»Nein, noch nicht. Aber nach allem, was ich jetzt weiß, gehe ich davon aus, dass sie weitermachen werden, bis wir sie erwischen. Sie sind auf Rache aus.«
Wir liefen die Treppe hinauf zur Küche. Shade stand schon da. Wir hatten es aufgegeben, den Eingang zu Menollys Unterschlupf vor der restlichen Familie verbergen zu wollen – inzwischen hatten es ohnehin alle erraten. Aber wir hatten auf besserer Sicherheit für sie bestanden, und Smoky hatte die alte Tür gegen eine mit Stahl verstärkte ausgetauscht und ein Sicherheitsschloss angebracht. Wenn Menolly schlief, konnten nur Camille, ich und Iris die Tür zu ihrer Welt öffnen.
Na ja, ein Drache konnte die Tür aufbrechen, ein sehr starker Dämon vielleicht auch. Aber die würden sie hinter dem Bücherregal erst einmal finden müssen. Treggarts, Blähmörgel und die meisten Vampire hingegen würden nicht an Menolly herankommen.
»Camille und die Jungs sind gleich unten. Ich habe Rozurial auf dem Handy angerufen und ihn geweckt. Er, Shamas und Vanzir kommen in ein paar Minuten rüber. Sollte ich Hanna auch
Weitere Kostenlose Bücher