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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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womöglich gleich die Kehle heraus.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Du kennst mich zu gut, Kätzchen. Also schön, aber versuch nicht, mich aufzuhalten, falls sich herausstellt …«
    »Falls er ein Verräter ist, darfst du mit ihm machen, was du willst.« Wir stiegen mit dumpfem Gepolter die Vordertreppe hinauf. Camille, Smoky und Shade folgten uns. Morio und Roz blieben im Vorgarten stehen. Ich sammelte mich und fragte mich, wie zum Teufel wir diese Sache eigentlich angehen sollten. Schließlich zwang ich mich, die Hand auszustrecken und auf den Klingelknopf zu drücken.
    Nichts geschah.
    Ich klingelte noch einmal. Jetzt hörte ich Geräusche hinter der Tür, und gleich darauf stand Martin in all seiner untoten Pracht vor uns. In einem Anzug, der mindestens fünfzig Tage lang nicht gereinigt worden war. Er neigte den Kopf zur Seite – wegen der Metallschelle um seinen Hals konnte er ihn nicht allzu weit bewegen – und grunzte. Dann trat er zurück und öffnete uns die Tür.
    Verwundert und vorsichtig trat ich ein, Menolly dicht auf den Fersen. Schwefelgeruch trieb in der Luft, dazu ein Hauch Moder, eine Spur feuchter Polstermöbel und … noch etwas. Verbrannte Haut? Nein, nicht ganz.
    Martin streckte den Arm aus, und einen Augenblick lang fürchtete ich, er wolle mich angreifen. Menolly hatte ihm letztes Jahr das Genick gebrochen, als Wilbur gerade erst hier eingezogen war. Doch Martin berührte mich nur am Ärmel und schloss recht sanft die Hand um mein Handgelenk. Bei der Berührung seiner klammen Finger bekam ich eine Gänsehaut – sie waren nicht so hart und kalt, wie Menolly sich anfühlte. Doch er warf Menolly nur einen kurzen, hasserfüllten Blick zu und zog mich dann mit sich.
    Ich folgte ihm einen schmalen Flur mit staubigen Wandteppichen entlang zur Küche. An einer Wand stand ein Holzofen, darauf ein Teekessel und eine gusseiserne Pfanne. Da hatten wir den anderen Geruch, den ich wahrgenommen hatte. Es sah aus, als hätte hier jemand zu kochen versucht, aber die Eier waren roh über die Herdplatte verschmiert, und ein rohes Steak auf der Anrichte wimmelte von Maden.
    Würgend wandte ich mich ab und musterte den Rest der Küche. Da war der Tisch – genau diese Verzierungen hatte ich in meiner Vision gesehen. Langsam ging ich hin und strich mit einer Hand über das Holz. Die polierte Oberfläche war ganz glatt. Das Holz war gut geölt und auf eine Weise gepflegt, die nicht zu Wilburs rauher Natur passen wollte.
    Martin stieß wieder dieses Grunzen aus und deutete auf eine Tür neben einem Einbauregal. Ich blickte zu ihm auf. Wenn er kein Ghul gewesen wäre, hätte ich geschworen, dass sein Blick ein wenig besorgt wirkte.
    »Wir sehen uns das besser mal an.« Ich gab Camille einen Wink. »Du und Shade behaltet bitte Martin im Auge. Smoky, Menolly, kommt mit.« Sanft tippte ich Martin auf den Arm. »Stell dich da drüben hin.« Nachdem ich das mehrmals wiederholt hatte, schlurfte Martin schließlich zu Shade hinüber und starrte mit glühenden Augen zu ihm hoch. Ob er die Energie der Unterwelt spürte, die von dem Schattenwandler ausging, konnte ich natürlich nicht sagen, aber er schien Shade furchtbar faszinierend zu finden.
    Vorsichtig legte ich die Hand auf den Türknauf, drehte ihn leise herum und öffnete die Tür, hinter der eine Treppe nach unten zum Vorschein kam. Ein Keller wahrscheinlich. Nach einem Blick zu Menolly ging ich langsam die Stufen hinunter und gab mir die größte Mühe, kein Geräusch zu machen.
    Auf halbem Weg nach unten hörte ich ein schwaches Stöhnen. Das klang nach jemandem, der Schmerzen hatte. Besorgt hastete ich weiter. Als ich den Fuß der Treppe erreichte, sträubten sich mir die Härchen im Nacken.
    Der Keller war von einer einzelnen Glühbirne trübe erleuchtet. Ein großer Raum mit fest eingebauten, deckenhohen Regalen, die ihn in mehrere Bereiche teilten. Die Regale waren mit Gläsern und Tiegeln und Kisten angefüllt, aber insgesamt war der Raum aufgeräumt und viel sauberer, als ich mir Wilburs Keller vorgestellt hätte.
    »Ist jemand hier?«
    Keine Antwort. Ich schloss die Augen und versuchte die Energie im Raum zu erspüren, aber das war Camilles Abteilung. Ich drehte mich zu Menolly um und warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie schüttelte den Kopf, und wir beide sahen Smoky an. Er runzelte die Stirn und schnüffelte.
    Auf einmal eilte er an mir vorbei und um eines der Regale herum. Wir folgten ihm und standen auf einmal im Dunkeln – das Licht

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