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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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drang nicht durch das vollgestellte Regal. Ich holte meine Taschenlampe hervor, knipste sie an und richtete sie auf den Boden. Dort lag Wilbur.
    »Wilbur!« Ehe ich darüber nachdenken konnte, was ich da tat, kniete ich schon neben ihm und tastete nach seinem Puls. Er lebte noch und stieß ein schwaches Ächzen aus. Er blickte zu mir auf und wandte dann den Kopf ab, weil ihn die Taschenlampe blendete.
    Menolly kniete sich auf seine andere Seite. »Wilbur, kannst du sprechen? Verstehst du mich? Wilbur?«
    Er verzerrte das Gesicht und hob langsam eine Hand, um sich an den Kopf zu fassen. Seine Lippen waren rissig und gesprungen, und ich fragte mich, wie lange er schon hier unten liegen mochte. Er wirkte ausgezehrt, und das war nicht der Wilbur, den ich kannte. Der war ein stämmiger Kerl, der keine Mahlzeit ausfallen ließ. Offenbar hatte Martin versucht, ihm etwas zu essen zu bringen – Teller mit Würstchen und rohen Eiern und anderen merkwürdigen Köstlichkeiten lagen um uns herum.
    »Wilbur, sag doch was …« Menolly runzelte die Stirn. »Ich will ihn nicht hochheben. Wir wissen ja nicht, was passiert ist – ob irgendwas gebrochen sein könnte. Ruf Sharah oder Mallen an. Wir brauchen einen Sanitäter.«
    »Sagst du bitte Camille, dass sie anrufen soll?«, bat ich Smoky, und er lief die Treppe hinauf. Ich ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe von unten bis oben über Wilburs Körper gleiten und suchte nach Blut oder Anzeichen für Knochenbrüche. Er hatte sich in die Hose gepinkelt und dem Geruch nach auch eingekotet, aber wenn er schon eine Weile hier unten lag, war ihm nichts anderes übrig geblieben. Ein Bein war in eine Richtung verdreht, die kein Bein nehmen sollte.
    »Scheiße, sieh dir das an«, sagte ich zu Menolly.
    »Gebrochen. Vielleicht zertrümmert.« Sie nahm mir die Taschenlampe ab und untersuchte Wilburs Kopf. Er murmelte etwas, doch wir konnten ihn nicht verstehen. »Ich glaube, das ist getrocknetes Blut – womöglich ein Schädelbruch?« Eine gründlichere Betrachtung seiner Arme ergab, dass ein Ärmel seiner Jeansjacke mit getrocknetem Blut verkrustet war. Der Stoff klebte an seiner Haut.
    Als ich aufstand, um nach oben zu gehen und etwas Wasser zu holen, damit wir ihm die trockenen Lippen befeuchten konnten, hörte ich ein Geräusch vom anderen Ende des Kellers. Es klang wie ein elektrisches Knistern. Ich nahm die Taschenlampe und ging nachsehen. Als ich um die Ecke des Regals spähte, fiel mir am hinteren Ende der Regalreihe ein Schimmer auf.
    Ich ging langsam darauf zu und fragte mich, was das sein könnte, als ein krachender Blitz mich gegen die Wand schleuderte. Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich auf dem Rücken und hatte die Taschenlampe verloren. Ich versuchte mich aufzusetzen und hatte auf einmal eine Gestalt vor mir, die ganz nach Treggart aussah. Vor ihm standen zwei Zombies. Und jetzt kamen sie auf mich zu.

[home]
    Kapitel 12
    S cheiße!« Als die Zombies mich angriffen, wurden mir zwei Dinge sehr deutlich: Erstens – diese Zombies bewegten sich schneller als normale Untote. Nicht gut. Und zweitens – womöglich war Wilbur doch nicht unser Verräter. Letzteres musste sich erst noch herausstellen, aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzugrübeln. Als ich mich zur Seite rollte und einer Faust auswich, die neben mir auf den Boden donnerte, war ich durchaus geneigt, Wilburs Unschuld in Betracht zu ziehen. Dieser Schlag hätte mir den Schädel brechen können. Genau wie Wilburs.
    Ich kam auf die Füße und schwang meinen Dolch. Als Lysanthra den Zombie am Arm erwischte, stieß der ein gedämpftes Brüllen aus und wich zurück. Viele Untote mögen kein Silber. Und Lysanthra sang förmlich davon.
    »Menolly, hier rüber!« Im selben Moment griffen die Zombies erneut an. Ich sprang zur Seite und wich ihnen aus. Zombies waren hirnlos, praktisch Roboter. Sie würden kämpfen, bis sie vernichtet waren.
    Der Treggart war ein Stück hinter ihnen stehen geblieben und beobachtete das alles mit verschränkten Armen und einem belustigten Lächeln. Anscheinend schätzte er meine Chancen nicht allzu gut ein. Und das passte mir überhaupt nicht.
    Die beiden Zombies drängten mich in eine Ecke, und ich fand, dass ich das dringend vermeiden sollte. Die Decke des Kellers war ziemlich hoch – ein Vorteil für mich –, und ich hatte in den vergangenen Wochen fleißig trainiert. Rasch ließ ich den Dolch wieder in seine Scheide gleiten, während ich abschätzte, wie hoch ich

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