Katzenmond
mir alles klar. Carter hatte einen neuen Liebhaber. Bei unseren bisherigen Kontakten zu Carter hatten wir nie etwas über sein Liebesleben erfahren, und natürlich hatten wir nicht danach gefragt.
Wir begrüßten Toby mit einem gemurmelten Hallo. Dann warf Carter ihm einen Blick zu und sagte: »Wir haben etwas Vertrauliches zu besprechen. Wärst du so lieb?«
»Was kann ich inzwischen tun?« Tobias stand auf. Carter hob den Arm und streichelte seine Hand. Toby neigte den Kopf.
»Ich wäre dir dankbar, wenn du die neuen Fotos ordnen könntest, die wir reinbekommen haben.« Carter sah dem schlanken Mann nach, der sich verabschiedete und im Hinterzimmer verschwand. Als Toby weg war, wandte er sich wieder uns zu und errötete. Einen Halbgott erröten zu sehen, freute mich irgendwie. So mächtig Carter auch sein mochte, hatte er dadurch immer noch etwas Menschliches an sich, obwohl er nie auch nur annähernd menschlich gewesen war.
»Seit wann arbeitet Toby schon für dich?« Ich wollte ihn ein bisschen damit aufziehen. Das gehörte sich schließlich unter Freunden. Und ich betrachtete Carter als unseren Freund.
Er blickte zu mir auf, und ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. »Seit etwa zwei Monaten. Er hat für einen meiner Klienten gearbeitet. Wir haben uns sofort zueinander hingezogen gefühlt. Also arbeitet er jetzt für mich. Das wird nicht lange halten. Er ist ein Dschinn, und die sind nichts für langfristige Beziehungen. Aber bis dahin werde ich es genießen. Ich brauche Gesellschaft. Und Unterstützung.«
»Kann man einem Dschinn denn trauen?« Camille runzelte die Stirn. Diesen Blick kannte ich. Er sagte mir, dass sie Toby für so vertrauenswürdig hielt wie ein Stinktier in der Ranz.
»Nein, deshalb hat er weder Zugang zu vertraulichen Informationen noch einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Keine Sorge, meine junge Hexe, ich werde die Sicherheit meiner Unternehmungen nicht in einem erotischen Sinnestaumel aufs Spiel setzen. Aber mir ist schon lange niemand mehr begegnet, der mir so gefiel, und so lange es währt, werde ich mein Vergnügen daran haben. Und ehe du fragst – mir ist es nicht wichtig, mit welchen Spielsachen meine Liebhaberinnen oder Liebhaber ausgestattet sind, sondern nur, dass sie spielen wollen.«
Zum allerersten Mal sah ich auch nur einen Hauch von Lüsternheit bei Carter, doch schon dieser Ausdruck verriet mir, dass sich hinter seiner sanften, höflichen Art ein sehr leidenschaftliches Wesen verbarg. Mir stockte der Atem, und ich bekam ein wenig Angst. Ein Glück, dass wir so gar nicht seinem Geschmack entsprachen. In Dämonen wie Vanzir oder Rozurial konnte ich mich leichter hineinversetzen als in den Sohn eines Titanen.
»Wie dem auch sei – wir müssen dir berichten, was passiert ist. Vielleicht fällt dir ja noch etwas dazu ein.« Wir erzählten ihm die ganze Geschichte. Carters neckische Stimmung schlug in tiefen Ernst um.
»Hat Wilbur in diesem Buch auch Informationen über mich notiert?«
Ich nickte. Ehe wir zu Wilbur in die Klinik aufgebrochen waren, hatte ich es zu Hause versteckt, aber vorher einmal ganz durchgeblättert. »Ja. Er weiß, wer du bist, er kennt deine Abstammung, und er weiß von der Societas. Ich habe keine Ahnung, wie lange Wilbur gebraucht hat, um all diese Informationen zusammenzutragen, und woher er sie hat, aber ich finde, er weiß zu viel über zu viele Leute.«
»Dann werden wir ihn unter unsere Fittiche nehmen. Sollte er sich dem widersetzen, müssten wir andere Maßnahmen ergreifen. Ich versuche erst einmal, etwas über den Mann mit dem Geistsiegel herauszufinden. Wenn er mit den Koyanni zu tun hat, dürfte mir das nicht allzu schwer fallen. Ich rufe euch an, sobald ich etwas erfahren habe. Und ihr haltet inzwischen die Augen offen, und seid vorsichtig.«
Auf dem Weg zur Tür hielt Carter uns zurück. »Eines noch. Ihr
müsst
zur Elfenkönigin gehen und sie über diese Gefahr informieren. Falls das Undenkbare geschehen sollte, muss sie darauf vorbereitet sein.«
Damit verabschiedeten wir uns und fuhren nach Hause, um vor der ÜW -Versammlung ein Nickerchen zu machen und etwas zu essen. Mir schwirrte so viel im Kopf herum, dass ich das Gefühl hatte, in Gedanken ständig weit, weit weg zu sein.
[home]
Kapitel 14
B is wir nach Nickerchen und Abendessen bei den Anonymen Bluttrinkern ankamen, war der Saal gerammelt voll. Das Anwesen hatte einmal Sassy Branson gehört, einer Vampirin der besseren Gesellschaft, die auf unserer
Weitere Kostenlose Bücher