Katzenmond
irgendetwas versichern konnten. »Nein, wird es nicht. Aber es könnte dieselben Hexer daran hindern, erneut Lycanthropen zu verschleppen, um Wolfsdorn herzustellen, wie beim letzten Mal.«
Es wurde still im Saal. Einen Moment später erhob sich eine junge Frau. Sie gehörte zu den Puget-Sound-Selkies.
»Wir hören heute zum ersten Mal von Wolfsdorn in dieser Gegend. Warum wurde die Gemeinde nicht früher darüber informiert – gleich, als das passiert ist?«
Ich versuchte, den Leuten zu versichern, dass wir sie nicht bewusst hatten täuschen wollen. Da nahm ich aus den Augenwinkeln Bewegung wahr, und auf einmal stand Frederick neben mir.
Er bedeutete mir dezent, beiseitezurücken. »Leute, beruhigt euch. Die Vampire werden euch beistehen. Unser Verhältnis zu unseren Werbrüdern und -schwestern war lange von Misstrauen geprägt. Aber wir gehören alle der übernatürlichen Gemeinschaft an, und der Purpurne Schleier sichert euch in dieser Angelegenheit seine volle Unterstützung zu.«
Leises Gemurmel setzte ein, und eine große, dünne Frau kam von der Seite zu uns nach vorne. Ich erkannte sie als eine von Aevals nächsten Vertrauten.
»Ich bin Natassia vom Hof der Dunkelheit. Der Hof der Drei Königinnen hat mich beauftragt, euch unserer Unterstützung zu versichern. Die Feen stehen den Werwesen und Vampiren zur Seite.« Höflich neigte sie den Kopf und stellte sich neben Frederick.
Ich atmete erleichtert auf und wandte mich wieder dem Saal zu. »Im Augenblick haben wir vielleicht nicht die Informationen, die wir brauchen, aber wir haben Verbündete. Je mehr Leute die Augen offen halten, umso besser.«
Menolly stellte zwei große Bilder auf. Wir hatten zwar keine Fotos, aber Phantomzeichnungen, die beinahe so genau waren.
»Diese beiden sind Hexer. Sie nennen sich Van und Jaycee. Meistens sind sie mit ziemlich derben Typen unterwegs – die sehen vielleicht aus wie Motorradrocker, aber unterschätzt sie nicht. Sie sind sehr stark und tödlich. Wir verteilen gleich noch Kopien der Bilder, die ihr mitnehmen könnt. Zeigt sie euren Freunden und eurer Familie. Haltet die Augen offen, und ruft uns sofort an, wenn ihr sie seht, ganz egal wann. Aber versucht ja nicht, sie selbst gefangen zu nehmen. Diese Typen
können und werden
euch umbringen.«
Nachdem wir die Info-Flyer verteilt hatten, konnten wir nicht mehr viel tun. Ich beantwortete ein paar allgemeine Fragen über Hexerei und reichte die spezielleren an Camille weiter. Menolly betonte noch einmal, dass Hexerfeuer auch für Vampire sehr gefährlich war.
Während ich überlegte, wie ich die Versammlung zu einem positiven Ausklang bringen konnte, ging die Tür auf, und drei VBM kamen herein. Zwei Frauen und ein Mann. Sie blieben hinten stehen.
Ich sprach sie an. »Können wir Ihnen helfen?«
»Hoffentlich … Das hier ist doch die Versammlung des ÜW -Gemeinderats, nicht wahr?« Die größere der beiden Frauen trat vor. Sie trug einen ledernen Trenchcoat über einer grauen Hose und einem weißen Rollkragenpulli.
»Ja.« Ich wartete ab. Die Wachen draußen hatten sie mit Sicherheit durchsucht, also dürfte keine unmittelbare Gefahr von ihnen ausgehen. Aber nach den Ereignissen der vergangenen Tage war ich misstrauisch geworden.
»Ich bin Amanda Flanders, und das sind Neely Reed und Carlos Rodrigues. Wir sind von der Kirche der Vereinigten Welten. Tut mir leid, dass wir zu spät kommen, aber wir mussten vorher zu einer anderen Besprechung. Wir haben einen Vorschlag für Ihre Gemeinde.« Sie zog ihre Handschuhe aus und steckte sie in die Manteltasche.
Alle beugten sich interessiert vor. Normalerweise wurden keine VBM zu unseren Versammlungen eingeladen, aber ich bedeutete den dreien, nach vorn ans Mikrofon zu kommen. Menolly neigte den Kopf zur Seite und warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich gab ihr nur den Wink, dass sie warten sollte.
Amanda trat ans Mikrofon und räusperte sich. »Hallo. Wir sind Mitglieder der Vereinigte-Welten-Kirche, und wir möchten eine Brücke zwischen Übernatürlichen und Vollblutmenschen bauen, indem wir eine Antidiskriminierungsinitiative gründen: Alle Welten Eins in Frieden. Keine religiöse Organisation, eine rein weltliche Gruppe, in der alle zusammenarbeiten, um das Verständnis der Völker untereinander zu fördern. Viele von uns stammen aus Familien, die unter Vorurteilen und Intoleranz gelitten haben. Es wird Zeit, Seattle wieder zu dem zu machen, was es einmal war – eine der offensten, freundlichsten
Weitere Kostenlose Bücher