Katzenmond
Seite gestanden hatte, bis ihre Raubtiernatur übermächtig geworden war.
Sie hatte ihre Villa der Selbsthilfegruppe für Vampire vermacht, und nun diente sie als Unterkunft für junge Vampire, die sich in ihrem neuen Leben erst zurechtfinden mussten, und als Hauptquartier der Nordwestlichen Domäne von Nordamerika, Blutsfürstentum des Vampirischen Reiches. So lautete auch der lange Titel von Frederick Corvax’ offizieller Position. Aber Menolly zufolge nannten alle ihn nur den Regenten.
Die Villa war von einem starken Elektrozaun umgeben und wurde tagsüber von einem Sicherheitsdienst und nachts von Vampiren bewacht. Das Anwesen glich inzwischen einer Festung, doch angesichts der Angst, die Vampire bei einem Großteil der Bevölkerung auslösten, war das nicht verwunderlich. Die Leute gewöhnten sich nur sehr langsam an den Gedanken, sie zu dulden. Die Werwesen hatten es nicht so schwer gehabt, die Feen auch nicht, aber die Vampire wurden immer noch heftig diskriminiert.
An diesem Abend waren die Wachen natürlich in höchster Alarmbereitschaft. Ich erkannte mehrere Vampire aus Wades AB -Gruppe – darunter auch Brett, den Comic-Fan, der sich nach seiner Verwandlung das Superhelden-Alter-Ego Batvamp zugelegt hatte. Doch die meisten anderen wirkten gefestigt und erfahren. Roman musste einen neuen Trupp Soldaten in die Gegend geholt haben, als er die offizielle Vertretung seiner Mutter übernommen hatte.
Menolly war schon da, wie es sich für Romans offizielle Gefährtin und ein Gründungsmitglied der ÜW -Gemeinde gehörte. Roman selbst würde zwar nicht erscheinen, aber von ihr wurde das erwartet.
Smoky war mitgekommen, und Trillian, Vanzir und Rozurial. Shade und Morio wachten zu Hause über Hanna und Maggie. Ich sah etwas zwischen den Bäumen schimmern, und eine Gruppe Feen trat aus einem Portal – zweifellos Gesandte der Dreifaltigen Drangsal. Dieses Treffen entwickelte sich zu einer der größten Versammlungen, die wir je erlebt hatten.
Als wir durch das Tor traten, wappnete ich mich. Es würde nicht leicht sein, vor all diese Leute zu treten, denn Exo Reed war äußerst beliebt gewesen. Wenn es unseren Feinden gelungen sein sollte, genug Angst zu schüren, könnten die Folgen dieses Anschlags die ÜW -Gemeinde spalten.
Wir erreichten das Foyer. Seit Sassy den letzten Tod gestorben und Wade für das Anwesen verantwortlich war, glich die ehemals vornehme Villa eher einer besonders großzügigen Firmenzentrale. Die persönliche Note war verschwunden, die Eleganz jedoch geblieben.
»Hallo, die Herrin erwartet euch im Saal.« Erin Mathews, Menollys erwachsene Blutstochter, kam so fröhlich und schwungvoll auf uns zu, wie ich sie seit ihrer Verwandlung nicht mehr gesehen hatte. Erin hatte eine Menge durchgemacht. Aber jetzt war sie ganz offiziell die Chefsekretärin der AB , und sie machte ihre Sache hervorragend. Wade half ihr, immer besser mit ihrem neuen Leben zurechtzukommen, und von ihm lernte sie viel schneller als vorher von Sassy. Sie wohnte auch hier auf dem Anwesen.
»Hallo, Erin. Schön, dich zu sehen.« Camille hob die Hand und lächelte ein wenig schüchtern. Sie und Erin waren vor Erins Verwandlung gut befreundet gewesen. Jetzt hatten sie kaum noch Gelegenheit, sich zu unterhalten. Erin musste noch eine Menge lernen, ehe sie sich ohne Aufsicht mit Lebenden treffen konnte, und Camille wusste nie recht, was sie sagen sollte.
Erin lächelte sie mit aufblitzenden Zähnen an und winkte. Dann drückte sie ihr Klemmbrett wieder an die Brust und ging weiter.
Wir betraten den Versammlungsraum, der früher das Wohnzimmer gewesen war. Die Wand zu dem ehemaligen Arbeitszimmer daneben war herausgerissen worden, so dass ein großer Saal entstanden war. Ohne die schweren Möbel, die Sassy so geliebt hatte, bot der Raum reichlich Platz auch für eine große Gruppe.
Camille und ich gingen ganz nach vorn, die anderen setzten sich schon mal in die erste Reihe. Menolly wartete bereits auf uns. Sie unterhielt sich gerade mit einem kultivierten Mann in einem sehr teuren Anzug. Frederick Corvax. Er war mir ein bisschen unheimlich, fast noch unheimlicher als Roman. Frederick hatte dieselbe weltmännische, europäische Art wie Roman, war aber noch nicht lange genug hier, um mehr von der amerikanischen Kultur angenommen zu haben. An Roman kam mir vieles vertrauter vor, obwohl er ein Vampir war. Frederick hingegen war sehr kühl und distanziert.
Wir drei nahmen an dem langen Tisch für die Redner Platz, von dem
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