Katzenmond
immer noch ziemlich benommen, also führte Shamas ihn vorsichtig zum Streifenwagen. Ich begleitete Marion und ihre Katze.
Als die beiden sicher im Wagen saßen, wandte Shamas sich mir zu. »Ich fahre sie nach Hause. Du hast recht – vorerst sind sie bei uns am sichersten. Allmählich habe ich den Eindruck, dass sich diese Anschläge gegen Marion persönlich richten – aus Rache. Sie haben ihre Schwester ermordet, ihr Haus niedergebrannt und beinahe ihren Mann umgebracht …«
»Ja, und bis wir mehr herausgefunden haben, will ich sie in Sicherheit wissen.«
Das Haus brach Stück für Stück in sich zusammen, doch die Feuerwehr schien den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Ich ballte die Fäuste. Marion und Douglas hatten ihr Zuhause verloren, ihr Hab und Gut, ihre Erinnerungen. Shamas hielt mir ein Buch hin, und ich schaute darauf hinab. Es war ein Fotoalbum. Fragend blickte ich zu ihm auf.
»Das habe ich auf dem Weg nach draußen auf einem Tisch liegen sehen und es mir geschnappt.«
Ein Blick hinein zeigte mir, dass es Marions und Douglas’ Hochzeitsalbum war, ergänzt mit Fotos ihrer Kinder. Das entlockte mir ein zärtliches Lächeln, und ich beugte mich vor und küsste ihn auf die Wange.
»Du bist ein feiner Kerl, Shamas. Ich bin stolz darauf, deine Cousine zu sein.«
Er errötete und nahm das Album wieder an sich. Ehe er zurück zum Streifenwagen ging, sagte er: »Danke, Cousinchen. Danke.«
Menolly wollte weiter in den Wayfarer, um dort nach dem Rechten zu sehen, während Camille und ich nach Hause fuhren.
»Ich fühle mich so hilflos – diese Drecksäcke drangsalieren und ermorden unsere Freunde, und wir laufen immer nur drei Schritte hinter ihnen her und sammeln die Überreste auf.« Ich umklammerte das Lenkrad so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Wir brauchen endlich eine richtige Spur, und zwar schnell.«
»Tja, da wäre ja der Energy Exchange – wenn wir uns nicht den ganzen Tag lang um irgendwelche Notfälle hätten kümmern müssen, hätten wir uns den Club heute vornehmen können. Und … Scheiße! Verdammt noch mal! Nicht zu fassen, dass ich das vergessen habe!« Camille starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und schlug sich mit der Hand an die Stirn.
»Was denn?«
»Der Stripper – ich weiß, wo er seine Tinktur gekauft hat. Der Laden heißt Alchemy. Nachdem ich ihn befragt hatte, war ich ganz sicher, dass der Laden von Hexern betrieben wird, und dann habe ich es total vergessen. Aber das ist eine gute Spur.« Ärgerlich ließ sie sich zurücksinken und schlug den Kopf an die Kopfstütze. »Ich bin so dämlich. Vielleicht hätten wir das verhindern können, wenn wir gleich heute Morgen dahin gegangen wären.«
»Hör auf. Mach dich nicht fertig deswegen.« Ich hielt am Straßenrand. »Wir haben zwar nicht viel geschlafen, aber trotz allem, was heute schon los war, sind wir doch noch fit. Den Energy Exchange sollten wir uns nicht allein vornehmen, aber was hältst du davon, wenn wir mal zu diesem Laden fahren und ihn uns ansehen? Zumindest könnten wir feststellen, was dort verkauft wird.«
Sie grinste mich an. »Zehn zu eins, dass das ein Sexshop ist, aber klar, fahren wir hin. Ich hätte jetzt sowieso nicht schlafen können. Ich rufe Morio an, er soll auch dorthin kommen. Hanna und die Jungs können es Marion und Douglas inzwischen im Salon gemütlich machen.«
»Misty wird sich über die Spielgefährtin freuen.« Camilles Geisterkätzchen, das ich ihr zum Julfest geschenkt hatte, war sehr freundlich und würde sich wahrscheinlich begeistert auf Marions Katze stürzen.
»Sie wird durchdrehen, ja. Hoffentlich macht das Marions Katze nichts aus.«
Ich lachte. »Ha! Ich wäre zu gern dabei, wenn die zwei sich zum ersten Mal begegnen. Ruf du zu Hause an, ich suche nach der Adresse von dem Laden.« Wir hatten uns alle Navigationssoftware für unsere Handys geleistet. Camille sprach erst mit Hanna und erklärte danach Morio, dass er uns bei diesem Sexshop treffen sollte. Oder was immer das für ein Laden sein mochte. Sie sprach leise mit ihm und hielt dann das Handy ein Stück von ihrem Mund weg.
»Morio sagt, die anderen seien alle gut nach Hause gekommen. Sie haben sich schon gefragt, wo wir eigentlich abgeblieben sind.«
Während sie noch ein paar Sätze mit ihm wechselte, fand ich online die Adresse des Ladens und ließ sie mir in der Navigations-App anzeigen. Ich liebte mein neues Smartphone, dem ich zu Ehren meiner Zwillingsschwester Arial
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