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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Terrakotta-Vasen mit Pampasgras, Brandmalereien – der Rabe, der Lachs, der große Trickster-Kojote.
    Es roch stark nach dem Rauch, der schon die Treppe herunterzog. Shamas winkte mich an sich vorbei, hob die Hände und stieg langsam die Stufen empor.
    Ich rannte weiter den Flur entlang und hörte die Flammen über mir im ersten Stock rauschen. Das Haus ächzte und stöhnte, und ich warf einen besorgten Blick an die Decke. Ich konnte schon schwarze Rußflecken sehen. In ein paar Minuten würden sich die Flammen dort oben durch den Boden fressen, und dann war alles zu spät.
    Ich riss jede Tür auf, an der ich vorbeikam. Dann endlich – ein Schlafzimmer, und da war Douglas, er schlief tief und fest. Ich hatte ihn erst einmal im Café gesehen, mit Marion. Er schnarchte laut, und eine Katze lag zusammengerollt auf seinem Bauch. Ich schloss die Tür hinter mir, damit die Katze nicht entwischen konnte, und blickte mich um. Da stand ein Wäschekorb mit Bettwäsche darin. Ich schnappte mir einen Kissenbezug, packte die schläfrige Katze am Nackenfell und stopfte sie in den provisorischen Sack, ehe sie wusste, wie ihr geschah. Dann verknotete ich den Kissenbezug, legte ihn beiseite, zerrte Douglas aus dem Bett und hievte ihn mir auf eine Schulter.
    Wie die meisten Kojotewandler war er mager. Für mich war er trotzdem ziemlich schwer, aber es ging. Mit der rechten Hand hielt ich den immer noch schlafenden Mann fest, mit der linken riss ich die Tür auf, schnappte mir den Kissenbezug, und dann wankte ich hinaus auf den Flur.
    »Shamas! Shamas, hilf mir!« Die Katze zappelte wild, und ich hatte Mühe, sowohl den Beutel als auch den Mann festzuhalten.
    Ich taumelte den Flur entlang. Shamas kam die Treppe heruntergerannt, warf einen einzigen Blick auf mich, zog Douglas von meiner Schulter und trug ihn zur Tür. Ich folgte ihm mit der Katze im Sack. Kaum waren wir zur Tür hinaus, gab es oben eine heftige Explosion. Die Druckwelle riss mich von den Füßen.
    Ich schlug mit dem Kinn im Gras auf, schaffte es aber, nicht auf der Katze zu landen. Hastig rappelte ich mich auf und rannte, was das Zeug hielt. Die Flammen brausten fauchend die Treppe herunter und verschlangen nun auch das Erdgeschoss. Shamas hatte Marion und Menolly erreicht und legte Douglas neben sie auf den Boden. Die Werkojotin fiel auf die Knie und schlug schluchzend die Hände vors Gesicht.
    »Douglas … Douglas!« Sie brach in Tränen aus, als er mühsam die Augen öffnete und leicht den Kopf schüttelte. »Wach auf, Doug.«
    Hustend richtete er sich auf, und ich trat zu ihnen. »Marion, ich habe eure Katze rausgeholt.« Ich hielt ihr den zappelnden Kopfkissenbezug hin.
    Mit tränenüberströmtem Gesicht drückte sie ihn an die Brust und begann noch heftiger zu weinen. Dann starrte sie erst ihr Haus an und schließlich wieder ihren Mann.
    »Verdammt, du … du … Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du da drin gestorben wärst.« Ehe sie noch etwas sagen konnte, schlang er benommen die Arme um sie, zog sie mitsamt der Katze an sich und küsste sie.
    Im Hintergrund wurde die Nacht von Flammen erhellt, die gierig das verschlangen, was einmal Marions Zuhause und ihr Leben gewesen war.

[home]
    Kapitel 15
    M arion saß auf dem Boden, die Arme um ihren Mann geschlungen, und wir sahen zu, wie die Feuerwehr gegen die Flammen kämpfte. Shamas hatte es zwar geschafft, dem Feuer die magische Energie zu entziehen, aber löschen konnte er es nicht. Die Brandstifter hatten offenbar auch Benzin benutzt – der Gestank hing dick in der Luft.
    Ich lief hinüber zu meinem Jeep. Wir hatten in jedem unserer Autos eine Transportbox deponiert, für den Fall, dass ich mich irgendwo in das Tigerkätzchen verwandelte und sicher verwahrt werden musste, bis ich mich zurückverwandeln konnte. Ich holte den Transportkäfig heraus, nahm Marion den Kissenbezug ab, ließ die Katze vorsichtig aus dem Beutel in die Transportbox rutschen und verschloss sie. Als ich die Box neben Marion auf den Boden stellte, lächelte sie mich an, erschöpft und besorgt, aber dankbar.
    »Könnt ihr irgendwo unterkommen? Bei einem eurer Kinder vielleicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, die studieren auswärts. Zwei von ihnen. Die dritte ist schon erwachsen und lebt mit ihrem Mann in Kanada.« Sie ließ den Kopf hängen. »Wir suchen uns ein Hotel …«
    »Ihr könnt bei uns wohnen. Da habt ihr zwar nicht viel Platz, aber wenigstens seid ihr erst mal sicher.« Ich half ihr auf. Douglas war

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