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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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ihnen auf, dass sie sich andernfalls den Schädel einrennen würden, denn der neue Eindringling rührte sich nicht von der Stelle. Esteban drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ sich verwirrt auf den Hintern plumpsen.
    »Gut so«, sagte Liebermann. »Braver Hund! Pass auf, wir machen es so: Du bleibst hier und hältst jeden in Schach, der herauswill, außer uns. Sollte hingegen noch jemand hineinwollen, tu, was du willst. Was hältst du davon?«
    Esteban ließ die Zunge aus dem Maul hängen. Im Nachtlicht der Terrasse blickte Liebermann in zwei milchige Augen. Himmel, das Tier musste so gut wie blind sein! Er gab ihm einen mitleidigenKlaps, ehe er zu der Medizinerin trat, die noch immer wie gelähmt auf der Terrasse stand. »Es fällt langsam auf, dass Sie meine Nähe suchen«, sagte er lächelnd.
    Dr. Genrich schenkte ihm einen ihrer tiefgefrorenen Blicke. »Da ich zuerst hier war, wird wohl eher umgekehrt ein Schuh draus.«
    »Na schön. Wenn wir uns darauf einigen, dass niemand von uns den anderen verfolgt, was tun wir dann hier?«
    »Gute Frage. Vielleicht wollen wir jemanden besuchen.«
    »Durch den Hintereingang?«, fragte Liebermann und legte die Hand auf die Klinke der Terrassentür.
    Dr. Genrich schüttelte den Kopf. »Der ist geschlossen. Aber das Fenster links daneben scheint nur angelehnt zu sein.«
    Hinter ihnen raschelte es. Esteban rappelte sich auf und schnüffelte winselnd am Terrassengeländer. Zwei Rücken glitten unter ihnen durchs Gras.
    »Katzen«, sagte Dr. Genrich abfällig. »Davon wimmelt es hier.«
    Liebermann blickte in die Richtung, in der die beiden Rücken verschwunden waren. Wenn ihn nicht alles täuschte, gehörte der kleinere einer der Perserinnen, die ihm beim Auffinden von Kaisers Handy assistiert hatten. Auch den anderen hatte er schon einmal an der Aphrodite getroffen, und auch da hatte er sich gewundert, was Serrano so weit von seinem Flieder suchte. Ein alberner Gedanke flog ihn an, der von einem Schrei unterbrochen wurde. Dr. Genrich griff hart nach seinem Arm. »Das war ein Mann !«
    »Ja«, entgegnete er. »Beeilen wir uns!«
    Serrano hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, welcher neuere Irrtum Liebermann ausgerechnet auf die Terrasse des Katzenhauses geführt hatte statt zu dem Mann mit den getigerten Wechselschuhen. Er folgte Bella durch den Garten, vorbei amPavillon, wo sich Donna zu ihnen gesellte. Vor einem Federklumpen machten die Perserinnen Halt. »Hier.«
    Serrano untersuchte ihn flüchtig. Es war ein Grünfink, in den Hals gebissen. Etwa dreißig Meter weiter lag das nächste Opfer, diesmal eine Amsel. Die Zeichen wurden größer. Vor der Buchshecke, die den Garten begrenzte, klagte Donna über etwas Grauem, und schon erwartete Serrano eine Taube, aber es war nur der Kopf einer Taube. Er wandte sich um.
    »Hinter der Hecke beginnt ein neues Revier. Ich halte es nicht für klug, dort zu dritt einzudringen. Am besten bleibt ihr bei Esteban.«
    Die Perserinnen stimmten ängstlich zu. »Sei vorsichtig«, murmelte Bella. »Der Schatten ist riesig.«
    »Er ist nur ein Kater«, erwiderte Serrano.
    Während er durch die Hecke schlüpfte, fragte er sich, ob Maja inzwischen auf Cäsar getroffen war und wie er die Botschaft, die sie überbrachte, aufnehmen würde. Flüchtig überlegte er, wie er selbst reagiert hätte, dann gelangte er auf einen Pfad. Er verlief seitlich eines langgestreckten Walls, auf dem sich die dröhnenden Transportwürmer der Menschen bewegten. Serrano hielt, um Witterung aufzunehmen. Um ihn herum dehnte sich Niemandsland. Niemandsland, gespickt mit Vogelteilen, ergänzte er, als er ein Stück rechts von sich einen Taubenfuß erblickte. Der zweite lag unmittelbar dahinter, gefolgt von einem Flügel. Offenbar hatte der Schatten seine Vogeljagd eingeschränkt, entweder aus Zeitgründen oder weil ihm aufgegangen war, dass sich auch aus einer einzelnen Taube allerhand herausholen ließ.
    Den anderen Flügel und den Schwanz fand Serrano vor und im Eingang eines Tunnels, der unter dem Wall hindurch ins Nachbarrevier führte. Zum ersten Mal zögerte er, ehe er dem Hinweis folgte. Ein Tunnel bot wenig Ausweg.
    Als Serrano ihn zur Hälfte durchquert hatte, blieb er stehen.In sein Ohr war ein Geräusch gekrochen, ein nervöses Flüstern. An die Wand gedrückt, die Pupillen aufs Maximale geweitet, schlich er langsam weiter. Er streifte ein Spinnennetz, in dessen Mitte ein Falter vibrierte, und hielt abermals inne. Nein, der Falter dort war tot wie ein

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