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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Händen.
    »Hier bist du also«, sagte er vorwurfsvoll. »Ich hab das halbe Viertel nach dir abgegrast. Es gibt Leute, die sich Sorgen um dich machen.«
    Mit einem heiseren Laut fuhr Timmi herum. David wich ein Stück zurück, ohne jedoch den Engel loszulassen. »Vorsicht!«, mahnte er. »Du machst ihr Angst!« Er sah zu Elsa hinüber, die benommen nickte, obwohl Angst nicht unbedingt ihr vorherrschendes Gefühl war. Dafür war sie viel zu verwirrt. Zum Beispiel fragte sie sich, woher die Kratzer an Timmis Händen rührten und warum David eine Kellnerschürze und Arbeitshandschuhe trug.
    David lächelte sacht auf den Engel hinunter. »Was veranstaltest du hier eigentlich, mitten in der Nacht. Bist du unter die Kunsthändler gegangen?«
    Timmi biss die Zähne zusammen und fuhr fort, ihn anzustarren. Dann lockerte er sich plötzlich und lachte auf. »Nicht schlecht«, kicherte er. »Wirklich beeindruckend. Nur bist du leider ein paar Minuten zu spät dran.«
    Elsa ließ ihre Augen an den beiden vorbei durch den Raum wandern. Sie blieben am Bücherregal an einer Flasche Calvados hängen, die einer ihrer Gönner ihr zur Eröffnung der Aphrodite geschenkt hatte. Elsa mochte keinen Schnaps, aber man musste ihn ja nicht unbedingt trinken. Nach einer kurzen Musterung schlenderte sie, von den beiden Männern unbeachtet, hinüber und packte sie am Hals. Holla, ein wahrlich schwerer Tropfen.»Offen gestanden«, sagte sie, während sie die Flasche in der Hand wog, »seid ihr beide etwas spät dran.«
    Mit wachsendem Unbehagen spähte Liebermann durch das Schaufenster des Fahrradladens. Im diffusen Licht einer Lavalampe erkannte er einen Tresen. Nach dem zweiten Klingeln hatte er gemeint, da drinnen ein Tier quengeln zu hören, vermutlich eine Katze. Jetzt herrschte wieder Stille. Nur das geschmolzene Wachs der Lampe wälzte sich träge durch grünes Wasser und bildete dabei Figuren, aus denen Arm- und Beinknospen wuchsen wie bei Föten im Zeitraffer. Gleich darauf bildeten sich die Föten zurück und wurden zu anmutig schwebenden Kugeln. Die fortwährende Schleife aus Entwicklung und Verfall hypnotisierte und beunruhigte Liebermann zugleich. Als das Wachs wieder einmal im Kugelstadium angekommen war, riss er sich mühsam los und griff nach dem Telefon, um die Nummer der Aphrodite aus dem Speicher zu suchen. Dabei begann er zu laufen.
    Nach dem fünften Freizeichen sprang das Band an. Vermutlich brauchte Elsa Laurent eine Weile, um von ihren Gemächern ins Büro zu kommen. Liebermann versuchte es erneut, mit demselben Erfolg. Vielleicht schlief sie auch schon. Oder, dachte Liebermann verständnisvoll, sie hatte keine Lust, sich den Feierabend verderben zu lassen.
    Als er das Handy einsteckte, hatte er bereits die Hälfte des Weges zur Aphrodite hinter sich gebracht. Aus diesem Grund trabte Liebermann weiter. Nach einer Weile fiel er, ohne es zu merken, in Galopp, gab ihn aber bald wieder auf. Einerseits, weil er Seitenstechen bekam, andererseits, weil auf der anderen Straßenseite das Portal der Schule aus dem mild beleuchteten Kastanienlaub tauchte. Aber das war es nicht allein. Liebermann hielt an. Auf der Treppe der Aphrodite stand eine Silhouette in hellem Mantel und starrte angestrengt zu zwei erleuchteten Fenstern im ersten Stock empor.
    Nachdem er Maß genommen und Wahrscheinlichkeiten abgewogen hatte, setzte Liebermann sich langsam wieder in Bewegung. Die Gestalt unter den Fenstern tat es ihm gleich. Er überquerte die Fahrbahn, sie verließ die Treppe und verschwand seitlich im Dunkel.
    Als Liebermann das Tor durchschritt, erscholl auf der Rückseite der Schule wütendes Gekläff. Mit der gedankenlosen Leichtigkeit eines Schlafwandlers wandte er sich nach links und folgte ihm, um sich kurz darauf im Garten der Aphrodite wiederzufinden. Im selben Moment brach das Bellen ab. Eine Atempause, die endete, als er die Terrasse betrat.
    Liebermann kniff die Augen zusammen. Er fragte sich, ob es sich bei dem tobsüchtigen Vieh dort zwischen den Korbsesseln wirklich nur um einen Hund handelte. Oder um drei. Oder um einen, der sich für drei ausgab. Gleichzeitig verlor sich der letzte Zweifel über das Objekt seines Wutanfalls.
    Irgendwo über ihm klappte ein Fenster. Eine verschlafene Stimme rief: »Esteban!«
    Die drei Hunde schmolzen vorübergehend zu einem zusammen. Dann teilten sie sich wieder, um in gestrecktem Galopp auf Liebermann loszustürmen.
    Erst wenige Zentimeter vor ihm vereinigten sie sich erneut. Offenbar ging

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