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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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sich über den erstbesten armen Schlucker herzumachen.«
    Liebermann hielt dem lodernden Blick des Wirts stand. »Was war weiter?«, fragte er. »David hat Timmi also mit Engelszungen dazu gebracht, nichts zu sagen. Und dann?«
    »Mist, jetzt muss ich auch was trinken«, sagte Jürgen und zeigte auf Liebermanns Glas. »Darf ich?« Die Hälfte des Biers verschwand mit einem Schluck in seiner Kehle.»Das nimmt mich echt mit«, meinte er, sich über den Mund wischend. »Dieser Blick!«
    »Und nach dem Blick?«
    »Ist Timmi aufgesprungen und gegangen. David wollte ihmnach, aber ich habe ihn festgehalten, ich Idiot. Kurz darauf krächzte Timmis alter Lieferwagen vorbei.«
    »Er ist noch mal weg?«, fragte Liebermann alarmiert.
    »Aber nicht lange. Ungefähr eine Dreiviertelstunde später kam er zurück. Seine Kiste ist nicht zu überhören, besonders abends, wenn’s draußen ruhiger wird. David ist zur Tür. Und wo er da schon stand, hab ich ihn gebeten, bei Timmi mal nach dem Rechten zu sehen. Mit drei Wodka im Kopf, und vielleicht hatte er noch Nachschub geholt, da geht man lieber auf Nummer sicher. Später macht einen sonst das Gewissen fertig, muss ja nicht sein.«
    »David ist also los«, echote Liebermann wie ein hängendes Tonband.
    »Zack, weg war er.« Jürgen sah zur Uhr. »Anscheinend hat er Timmi tatsächlich zum Reden gebracht. Der kann das, ich nicht. Mir bleibt alles im Hals stecken, wenn’s ernst wird.«
    »Ja«, sagte Liebermann unruhig und schob sein Bier zurück. Jürgen äugte in das Glas. »Ist irgendwas damit? Wär schade, es wegzukippen.«
    »Trink du es. Oder, noch besser, opfere es irgendeinem Gott, der für Gerechtigkeit zuständig ist.«
    »Wer soll das denn sein, der oberste Verfassungsrichter?«
    Liebermann lächelte schmal. »Ich fürchte, der wohnt zu weit weg.«
    Elsa Laurent hatte es sich gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als es klingelte. Ungehalten schlurfte sie hinüber ins Büro zur Gegensprechanlage. »Ich hab Feierabend«, sagte sie, nachdem sie die verzerrte Stimme ihres Gesellschaftsprobanden erkannt hatte. »Komm morgen wieder.«
    Timmi fing an zu betteln. Auch das noch! Wenn Elsa etwas nicht ausstehen konnte, dann bettelnde Männer. Seufzend drückte sie auf den Knopf. Kurz darauf stand Timmi, verschwitztund devot lächelnd, vor ihr, in den Armen einen in schmuddeligen Stoff gehüllten Gegenstand.
    »Was ist das?«, fragte sie und raffte ihren Morgenmantel über der Brust etwas enger zusammen.
    Statt einer Antwort hievte Timmi seine Last auf den Schreibtisch und begann den Stoff abzuwickeln. Ein Stück erodierter Stein kam zum Vorschein, dann ein Bein und ein Arm. Gleichzeitig roch Elsa den Alkohol.
    »Ich werde dir kündigen«, sagte sie, als der Engel schließlich entblößt vor ihr stand. »Das ist ja wohl klar.«
    Timmi entgegnete nichts. Seine Aufmerksamkeit galt allein der nackten Figur. Mit einer für Elsas Geschmack abstoßenden Zärtlichkeit strich er ihr über die feisten Wangen, ehe er sie wiederum anhob und langsam, Zentimeter um Zentimeter, in die Luft steigen ließ. Auf seine Stirn traten tauähnliche Tropfen. »Er fliegt, sehen Sie?«, flüsterte er.
    Elsa schluckte schwer. Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, wusste aber nicht, was. »Na ja, es ist schließlich ein Engel. Warum hast du ihn gestohlen?«
    Timmi runzelte die Stirn. »Ich hab ihn nicht gestohlen, er gehört meiner Freundin. Sie hat ihn damals aus dem Schutt gegraben und im Garten aufgestellt. Es war nur gerecht, dass sie ihn wiederbekommt.«
    Himmel, dachte Elsa, der Typ ist entweder irre oder sturzbetrunken! Vorsichtig machte sie einen Schritt zur Seite. Der Engel folgte ihr. »Und warum bringst du ihn jetzt wieder zurück?«
    »Er hat einen kleinen Knacks im linken Flügel«, erklärte Timmi, ohne ihre Frage zu beantworten. »Deshalb mochte Sylvia ihn so. Sie fand, dass sie auch einen Knacks hatte. Hatte sie aber nicht. Sie war perfekt. Und jetzt ist sie fortgeflogen. Der Engel konnte sie nicht halten.«
    Die Putte schwebte an Elsa vorbei und wieder in die Höhe.Elsa fröstelte. Sie schätzte den Abstand zum Telefon und überlegte eben, ob sie es wagen sollte, es zu benutzen, als sie sah, wie sich hinter Timmis Rücken leise die Tür öffnete. Verdammt! Er hatte die Mädchen geweckt. Aber es war nur der andere Proband.
    Während Elsa erleichtert aufatmete, erfasste David mit einem Blick die Lage, dann glitt er geräuschlos hinter Timmi und nahm ihm die Steinfigur aus den

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