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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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draußen trat.
    Er rief eilig nach dem Barkeeper und bezahlte - ohne Trinkgeld zu geben, was dem Mann ein Stirnrunzeln entlockte, aber Sandor war daran gewöhnt. Er hastete hinaus und versuchte doch dabei, nicht so zu wirken, als habe er es eilig, denn er dachte an die Vettern der Frau, und er war nicht darauf aus, sie auf seiner Fährte zu haben. Sein Herz raste und seine Haut zeigte diese heißkalte Rötung, die zum Teil von schierer Lust herrührte und zum Teil von nackter Angst. Und diese Angst wurde hervorgerufen durch die Gefährlichkeit dessen, was er hier tat, wo auf den Docks eine solche Spannung herrschte, während die Polizei alles im Auge behielt, wozu sie die Kauffahrer nie aufgefordert hatten.
    Er hatte sich während der einsamen Jahre etwas erträumt, das... er konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob der Traum verschieden war von dem, was er lebendig vor sich hatte stehen sehen, denn all diese Phantasien der Einsamkeit waren ermordet, waren bei diesem Zusammentreffen einem kalten bleichen Tod zum Opfer gefallen, denn er hatte die eine, strahlende Vision seines Lebens erblickt. Sie würde ihn für immer schmerzen... umso mehr, wenn er es nicht schaffte, bei hellerem Licht zu entdecken, dass ihr Gesicht einige alles tilgende Makel hatte, wenn er nicht erreichen konnte, dass sie selbst seine Vorstellung und gleichzeitig auch seine Hoffnungen beseitigte und ihm seinen gesunden Menschenverstand zurückgab. Wenn du es nicht versuchst, hämmerte es fortwährend in seinem Gehirn, wirst du es nie herausfinden. Ein anderes, matteres Ich sagte ihm ständig, dass er betrunken sei, und wieder ein anderes verfluchte ihn dafür, dass er alles verlieren würde, was er besaß.
    Aber das Ich, das die Herrschaft innehatte, unterrichtete ihn lediglich davon, dass er hier draußen im Gleißen der Dockslampen verloren war, dass sie eine andere Bar oder einen Laden irgendwo in der Nähe aufgesucht hatte.
    Er sah sich um, blickte über die nach oben verlaufende Dockskrümmung hinweg, verborgen hinter Sektionsbögen und bevölkert von Hunderten von Passanten, misshandelt von Musik und hellen Lichtern und den Geräuschen arbeitender Maschinen. Die hohen Metallskelette von Signalbrücken führten ganze Stränge von Schläuchen zu den zahlreichen beleuchteten Höhlen, bei denen es sich um Schiffseingänge handelte, aber mit Gewissheit hatte sie nicht genug Zeit gehabt, um einen davon zu erreichen. Also ging er nach rechts zur nächsten Bar in der Reihe, sah sich vom Eingang aus im matt erleuchteten, nach Alkohol riechenden Innenraum um, was ihm die Aufmerksamkeit eintrug, die er niemals haben wollte. Er wich wieder nach draußen zurück und versuchte es mit der nächsten, dann mit der dritten... die viel schicker war - die Art von Bar, die vielleicht von Bürgern der Station besucht wurde oder Militärs, die die Luft der Docks schnuppern wollten.
    Sie war hier... allein, saß inmitten des silbernen Luxus, der hier herrschte, auf der Kante eines Barhockers. Ein Hauch von Kauffahrerleben war hier zu spüren, den zu erleben Stationsbewohner in diese Docksbar kamen, ein Hauch von Exotik und Gefahr. Und vielleicht war ein Stationsbewohner das, wonach sie Ausschau hielt, irgendein gepflegter Bankier, irgendein Firmenvertreter oder sonst jemand, bei dem sie ein riskantes Glücksspiel betreiben konnte, um die Art von Insiderinformationen zu erhalten, die die großen Schiffe regelmäßig erhielten und solche wie die Lucy niemals. Oder vielleicht wollte sie nur die Art feiner alkoholischer Getränke oder von weltgewachsenem Luxus, zu der sie ein Einwohner möglicherweise einlud, was manchen Leuten eben gefiel. Er war entmutigt. Er stand einfach diesseits des Eingangs und entdeckte, dass er sich an einem Ort befand, wie er ihn normalerweise mied, wo Drinks dreimal soviel kosteten, wie sie wert waren, und er soweit davon entfernt wie nur möglich, das tun zu können, was er eigentlich tun sollte - nämlich einen Kopiloten zu finden in den verzweifelten Schwierigkeiten, in denen er steckte.
    Sie erblickte ihn. Er starrte zurück inmitten dieser polierten und zu teuren Kneipe und verspürte den Wunsch, wegzulaufen.
    Aber weil er das Weglaufen noch nie geschätzt hatte und weil er auch ein Stück nüchterner war als noch einen Augenblick zuvor, und weil er obendrein darauf beharrte, für seine Dummheit zu leiden, ging er ein Stück näher heran, hielt dabei die Hand in die Tasche gesteckt und befingerte die wenigen Geldscheine, die er noch

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