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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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hohen Noten von
More than a Feeling
treffen …«
    Caro sah Lars böse an. Das blieb allerdings ohne Wirkung, da es einfach zu dunkel war, um das Gespräch mit mimischen Einlagen zu bereichern.
    »Das ist ein Blödsinn, ihr habt ihm alle geholfen, damit er mit dem Mann abhauen konnte.«
    »Ok, Caro, jetzt ist dann aber Schluss. Ich plaudere gerne mit dir über alles Mögliche, aber um dich wirklich ins Vertrauen zu ziehen, müsste ich dich besser kennen.«
    »Gut, dann sag mir etwas anderes: Was ist mit diesen schwarzen Scheckkarten? Wer hat sie bekommen?«
    »Die, die alles ermöglicht haben. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Weil …?«
    »Weil ich dich nicht kenne! Hat sich seit dem vorvorletzten Satz nicht geändert.«
    »Aber das wirst du mir doch sagen können: Warum können wir uns die größten Werbekampagnen leisten, aber im Haus, wo die Helden wohnen und
hergerichtet
werden, haben sie nicht mal Schilder an den Türen, und Moffat und sein Team sind eine Katastrophe.«
    »Na ja, zum einen liegt das daran, dass unsere Werbekampagne eben ein bisschen überdimensioniert war, und nun die Kohle an allen Ecken fehlt. Sie kommt auch nicht in dem Ausmaß neu herein, einfach weil die Konkurrenz stärker wird. Weißt du eigentlich, wie dieser Geschäftsbereich wächst? Ach, komm mal mit!«
    Caro folgte Lars, der auf den Ring hinaustrat und bis zu einer verglasten Doppeltür ging, durch die man ins Innere der Ebene gelangte, wo sich die Informations- und Bestellzone befand.
    Er drehte das Licht auf, und Caro sah vor sich die Schalter zur Erstinformation, von denen weg man den Beratungszimmern zugeteilt wurde.
    »Wer schon klare Vorstellungen besitzt, wonach er sucht und sich den Weg durch die Häuser nicht antun will, kommt hierher«, erklärte Lars. »Andere wieder wissen eigentlich gar nicht, wonach sie suchen, und die kommen auch hierher. Ihre
innere Leere
ist ihnen vielleicht erst so richtig bewusst geworden, als sie die Werbespots von HÜMANIA gesehen haben. Hier ist jedenfalls der Ort, um sie wieder verschwinden zu lassen.«
    »Viele Leute«, plauderte Lars weiter, »zeigen den Mädchen vom Schalter einfach ein Bild aus einer Zeitschrift. Sie sagen: So soll er/sie aussehen. Aufgrund einer verdammt hohen Anhäufung der immer wiederkehrenden gleichen Typen haben wir dahingehend auch schon unser Angebot nachjustiert, aber das wirst du dann im Schloss Schleißheim sehen!«
    Caro wollte einwerfen, dass sie nicht hinfahren wolle, aber Lars ließ sich nicht unterbrechen.
    »Andere wieder suchen etwas ganz Spezielles: Zum Beispiel einen jungen Mann, der einen seltenen Volvo-Oldtimer pflegen und reparieren kann, zumindest passabel Schach spielt, in der Lage ist, einen Tafelspitz zuzubereiten und der Liebe zwischen Männern auf jeden Fall nicht
völlig
abgeneigt ist. Wieder andere sagen, ich vermisse meine Frau so schrecklich, hier ist ihr Foto und das hier waren ihre zehn schönsten Eigenschaften. In allen diesen Fällen gehen unsere Berater gleich vor: Sie gehen zuerst die Datenbank unseres Haus durch, ob wir aktuell jemanden hier haben, der dem jeweiligen Wunschbild nahekommt.
Nahe
kann dabei gelegentlich ganz schön weit entfernt sein, aber das menschliche Aussehen ist eine sehr formbare Angelegenheit, und Schach zum Beispiel kann man einem einigermaßen vernünftigen Menschen recht flott beibringen. Wenn wir dennoch niemanden finden, der den Wünschen nahekommt, suchen die Kollegen in den Datenbanken der anderen Filialen, vielleicht findet sich ja dort etwas. Wenn sich das auch als Pleite herausstellt, dann sehen sich unsere Leute bei der Konkurrenz um! Und deswegen bewahren wir hier eine lückenlose Sammlung der Kataloge, Prospekte und Flugblätter unserer Mitbewerber auf!«
    Lars öffnete eine Tür und führte Caro in das Archiv der HÜMANIA-Beratungszone. In den Regalen waren die Kataloge der Konkurrenzfirmen säuberlich alphabetisch abgelegt, auf einem großen Tisch in der Mitte des Zimmers lagen die aktuellsten Flugblätter wild durcheinander.
    Lars erklärte: »Bis auf die ganz aktuellen Publikationen haben wir auch alles digital im Archiv, das macht die Suche natürlich einfacher.«
    Caro griff sich wahllos ein Flugblatt heraus. Es war ein billiger Druck auf abfärbendem Papier. Der Name der Firma war
Sir Charles
.
    »Oh «, sagte Lars, »die sind krass. Schnappen sich einen Haufen Obdachlose und schicken sie in den Entzug. Die, die’s durchhalten, kriegen einen neuen Haarschnitt, drei Paar Anzüge und einen

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