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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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fragte sich, ob er sich noch daran erinnerte, dass er sie beleidigt hatte und seitdem kein Wort der Entschuldigung gefallen war …
    »Ok«, murmelte Caro, »bis der Bus fährt.«
    Lars rief zu José hinüber, er solle Caro auch ein Bier bringen.
    Als der Mann das Bier brachte, entschuldigte er sich bei den dreien dafür, dass er nun gehen müsse. Sie könnten gerne noch sitzen bleiben, wenn Lars nachher absperrte, aber das Licht könne er nicht anlassen.
    Spontan schloss sich Cindy dem Mann an, und eine Minute später, in der sie sich irgendwie zu nichts entschließen konnte, fand sich Caro allein mit Lars in dem dunklen Taco-Laden wieder, und nur die Parkplatz-Beleuchtung erlaubte es ihr, überhaupt zu erkennen, dass er noch neben ihr saß.
    Wie kam das jetzt, dachte Caro.
    »
Nice
«, sagte Lars und streckte die Beine mit einem Laut des Wohlbefindens unterm Tisch aus. »Das erinnert mich an den Stromausfall, den wir hier hatten.«
    »Ah«, erinnerte sich Caro, »war das, als Danesita die Trompetenspielerin entdeckte?«
    »War meine Idee.«
    »Was?«
    »Alles. Der Stromausfall. Wie sie im Window kniete. Eine Lars-Lippke-Produktion. Alle vom Stab wussten, dass Petra eine tolle Musikerin ist. Aber Moffat, das Aas, wollte sie im 2er-Haus haben. Also haben wir die kleine Show für Danesita inszeniert, und siehe da – sie durfte den Putzlappen abgeben. Auf ähnliche Weise haben wir ein paar Leute zwischen den Häusern verschoben oder ganz aus dem Programm nehmen lassen.«
    »Und warum macht ihr das?«
    Lars begann für Caro andeutungsweise einen Song zu performen, der irgendwo zwischen Rock und Rap pendelte: »
WE CARE A LOT. We care a lot about the welfare of all the boys and girls. We care a lot about you people cause we’re out to save the world. And it’s a dirty job but someone’s gotta do it! And it’s a dirty song but someone’s gotta sing it!
«
    »Ich weiß, was das ist«, sagte Caro, »Faith No More. Wir wollten den Song mal für einen TV-Spot verwenden, wo ein Haufen Zehnjähriger die Nummer singt, um die Umwelt-Initiative einer Kakao-Marke zu unterstützen. Ohne den
Dirty-Job
-Teil.«
    »Oh, das klingt richtig übel.«
    Caro nickte in vollstem Einverständnis. »Also ihr arbeitet hier und bringt die Botschaft unter die Menschen, aber gleichzeitig bemüht ihr euch auch, dass die Helden an die Richtigen geraten.«
    »We care a lot, ja. Ich bin lieber hier in Luzifers Lokus und schaufle gegen eine Flut aus Kacke an, als ein Fair-Trade-Business mit Ampelmann-Handyhüllen zu führen wie mein Bruder.
Das hier ist, wer wir heute sind
. Und ich verstecke mich nicht davor.«
    Lars nahm einen Schluck Bier und trommelte den Rhythmus von
We Care a Lot
auf den Restauranttisch.
    »Was ist mit dir, Caro? Ich kann dich schlecht einschätzen: Du wärst bereit, Faith No More für das Böse zu benutzen! Aber du sagst deine Meinung, auch wenn sie nicht gut ankommt. Wie neulich, als du Mr. X rauswerfen lassen wolltest.«
    Caro fragte Lars nun das, was ihr noch niemand im Haus verraten wollte: »Wenn du schon davon anfängst – was hat dieser Mann eigentlich verbrochen, das ihm Hausverbot bei uns eingebracht hat? Wenn man so in den einschlägigen Foren liest, bekommt man das Gefühl, alles ist erlaubt, was gefällt.«
    Lars verzog das Gesicht. »Heikles Thema. Du bist Danesitas Schätzchen, ich weiß nicht, ob wir da offen reden können.«
    Danesitas Schätzchen
, das tat weh, und Caro überlegte, aufzustehen und zu gehen. Aber die Neugier war größer. »Ich behalte das für mich, ehrlich.«
    Lars ächzte und zeigte demonstrativ, wie er mit sich selber rang. »Na gut, Carolin: Weißt du, was ein Eunuch ist?«
    »Ja. Na ja. Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Dann solltest du die Eroberungen von unserem Herrn X fragen, die wissen es jetzt ganz genau.«
    »Nein!«
    Lars nickte nur.
    »Aber das ist ein schlimmes, schlimmes Verbrechen! Warum nimmt man ihn nicht fest?«
    »Na ja, das beginnt mal damit, dass es verteufelt schwierig ist, die Adresse eines Mannes festzustellen, der als
Herr X
bekannt ist. Außerdem sind kurioserweise alle Verträge verschwunden, die dieser Mann bei uns unterschrieben hat.«
    Caro dachte an Boris, den sie nur ein paar Minuten gesprochen hatte, aber der ihr seitdem im Kopf herumspukte. Abwesende Männer hatten sie immer am meisten beschäftigt.
    »Warum ist er dann freiwillig mit ihm gegangen?«
    »Boris? Vielleicht bekam er ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte? Oder er wollte endlich mal die

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