Kauft Leute
sehen?«
Caro zuckte die Schultern. »Fotos von ihm kenn ich schon.«
»Ich hab was viel Besseres!«, gab Lars zurück und zog Caro erneut mit sich, diesmal in Richtung der anderen Seite des Gastro-Rings, dorthin, wo das Zimmer der Guides war. Dort angekommen bot er Caro einen Platz auf einer Couch an, die mit Pizzaschachteln, Getränkedosen und Chipspackungen geschmückt war. Er selbst machte sich in dem zugemüllten Aufenthaltsraum auf die Suche nach der Fernbedienung. Caro empfand plötzlich so etwas wie Mitleid für Lars. So wie er sie durch das Haus schleppte und ihr mit seinem Insiderwissen zu imponieren versuchte, hatte er schon etwas Mögenswertes. Allerdings nahm sie ihm diese Zivilcourage-Nummer nicht ab. Sie wusste, dass er auf Provisionen angewiesen und mit Sicherheit bereit war, für einen guten Verkauf seine Prinzipien über die Klinge springen zu lassen. Dennoch hatte er es geschafft, sie heute Abend für sich einzunehmen, und falls er vorschlug, noch ein Bierchen in seinem Camper zu öffnen, würde sie vielleicht Ja sagen. Dann konnte man ja weitersehen.
Lars hatte die Fernbedienung gefunden und schaltete den Fernseher ein. Es erschien der Kanal, auf dem die Bilder der Überwachungskameras zu sehen waren.
»Es ist witzig«, begann Lars, »eigentlich wollte Danesita mit diesen Kameras ja ein Auge auf uns alle hier haben. Allerdings funktioniert das auch umgekehrt! Er hat nämlich eine Kamera in seinem eigenen Haus installiert, über die er vom Büro aus nach dem Rechten sehen kann, sie wurde allerdings so ins System eingespeist, dass man
von allen
Anschlüssen in unserem Haus darauf zugreifen kann, nicht nur von seinem! Einfach nur Sendersuchlauf über alle Frequenzen und schon bist du bei den Misses Danesitas!«
Lars drückte ein paar Knöpfe. Das Fernsehbild wurde für einen Moment schwarz, bevor es das grobkörnige Kamerabild eines Wohnzimmers zeigte. Caro brauchte einige Sekunden, um sich an die Perspektive und die Fischaugenoptik der Kamera zu gewöhnen.
Lars flüsterte: »Alle im Nest …«
In dem Wohnzimmer befanden sich acht Frauen, die dort einen beschaulichen Abend zu verbringen schienen. Sie lasen in Illustrierten, sahen fern, saßen am Hometrainer, rauchten am Fenster oder strickten. Und mitten zwischen ihnen saß Quintus Danesita, las eine großformatige Zeitung und ließ sich hin und wieder von einer der Frauen im Vorbeigehen die Haare streicheln oder mit einem Löffel Eis füttern. Und als ob dieser Eindruck einer etwas anderen abendlichen Familienidylle nicht ungewöhnlich genug war, entsprachen alle diese Frauen jenem Schönheitsideal, das Caro schon auf den Bildern in Danesitas Büro gesehen hatte: breitgesäßig, schwerhüftig, großbrüstig. Ein zart gebauter Kerl zwischen acht enorm fetten Weibern. Nicht jedermanns Traum.
»Er lebt mit
acht
Frauen?!«, rief Caro aus.
»Es sind neun«, korrigierte sie Lars, »irgendeine ist immer im Bad!«
»Aber warum?«
»Antwort A«, sagte Lars, »weil er es
kann
. Antwort B: Ich hab keinen Dunst. Such dir eine aus!«
»
Such dir eine aus
, das hätte
ihm
mal einer empfehlen sollen!«, sagte Caro und grunzte. »Passiert irgendwas, wenn man länger zuschaut?«
Lars zuckte die Schultern: »Keine Orgien, falls du daran denkst. Manchmal bringt Danesita einen Riesenturm von Pizzas mit, über den sie sich dann hermachen, das ist eine ganz gute Show.«
»Gott, ich kann es nicht abwarten, mit Mr. Oktopussy mal über Beziehungen zu reden …«
»Es sind neun«, erinnerte Lars.
»Gibt es auch Ton?«
»Nee, musst du dir dazudenken.«
Plötzlich hatte Caro einen Gedanken. Sie nahm Lars’ Fernbedienung und begann, zwischen den Überwachungskameras hin und her zu zappen. Leere Gänge und Räume wechselten ab mit schlafenden Männern auf der Etage des Kommodore.
»Wo sind denn die Frauen?«, fragte Caro ungeduldig.
»61 bis 90«, gab Lars etwas zu prompt zurück.
Nach ein paar Einstellungen, die schlafende oder sich fürs Bett zurechtmachende Frauen zeigten, entdeckte Caro den Kanal, den sie gesucht hatte. »Das ist Mona, oder?«
Lars nickte mit einem Anflug von Ergriffenheit. »Ja, das ist sie.«
Beide beobachteten die junge Frau, wie sie schlief.
Lars verengte die Augen. »Was macht sie da? Nuckelt sie am Kissen?«
»Nein«, sagte Caro triumphierend, »sie spricht!«
17
E S WAR NICHT NETT VON IHR , einfach so abzuhauen und Lars alleine im Zimmer der Guides sitzen zu lassen, aber Caro wusste nicht, wie oft und wie lange Mona im
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