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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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und sie treiben’s die halbe Nacht (er hat die totale GFE), und meine weint sich die Augen rot, während ich Sport gucke und mir selbst mit einem HJ aushelfe. Sorry, dass ich mich hier auskotze. Aber hat wer einen Rat für mich?
    Ich brauch echt Hilfe.

16
    N ATÜRLICH WAR C ARO ABGESTOSSEN von dem, was sie in dem Forum las. Aber aufhören zu lesen konnte sie auch nicht. Als sie das Browserfenster endlich wegklickte, waren Stunden vergangen. Ein kleines Fenster auf ihrem Bildschirm signalisierte ihr, dass ihr Koordinationsmeeting mit Doktor Moffat, Fiala und den anderen in fünfzehn Minuten beginnen würde. Sie schlüpfte ins Bad und machte sich fertig.
    Die Besprechung mit dem Team zog einfach so an Caro vorüber. Sie präsentierte ein paar Profile, die sie geschrieben hatte, im Wissen, dass es sich dabei nur um Helden handelte, denen Moffat keine große Bedeutung beimaß. Sie hatte außerdem ein paar Verbesserungsvorschläge für bestehende Profile von jenen Helden, die schon zu lange im Markt waren. Alle waren einverstanden. Wenn es wie jetzt keinen Widerstand gegen einen von Caros Vorschlägen gab, wusste sie mit Sicherheit, dass sie nur Themen berührt hatte, die niemanden juckten und keine Priorität besaßen. Wenn sie wieder versucht hätte, sich in die großen Entscheidungen einzumischen, wäre das Meeting vertagt und alles Weitere ohne Caro besprochen worden. Das hatte sich schnell als hervorragend funktionierender Modus Operandi etabliert. Natürlich machte das Caro wütend, aber wenigstens im Moment sah sie keine Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern.
    Nach dem Meeting schaute Caro bei Dennis vorbei. Sie tranken einen Kaffee zusammen, und er versorgte sie mit dem neuesten Klatsch aus dem Haus. Dann, es war schon halb sechs, zog sich Caro wieder in ihr Büro zurück und beschäftigte sich mit ein paar Profilen. Von sieben bis acht sah sie fern. Sie erwischte eine Folge der Fernsehserie »Berlin-Brüssel«, über die im Moment alle sprachen. Ein hoher EU-Beamter bekam von einer jungen Studentin, die sich etwas dazuverdiente, indem sie die Großen der Stadt auf die Knie zwang, den Hintern versohlt und stöhnte leise.
    Als es dunkel zu werden begann, packte Caro ihre Sachen und marschierte hinaus. Als sie über den Parkplatz ging und sich ausrechnete, dass sie den Bus, der sie auf dem schnellsten Weg in die City zurückbrachte, wahrscheinlich verpassen würde, bemerkte sie, dass ein Restaurant am Gastro-Ring noch erleuchtet war, was ungewöhnlich für diese Uhrzeit war. Vielleicht gab es etwas zu feiern und Caro könnte ein paar Kollegen kennenlernen, die ihr mehr lagen als das Team um Moffat herum. Da die Rolltreppen schon abgeschaltet waren, betrat Caro das Stiegenhaus und nahm die Stufen zur Gastroebene hinauf. Als sie auf dem von den Reinigungsmaschinen feuchten Gang stand, sah sie, dass es das Taco-Restaurant war, dessen Lichter noch brannten. An einem der Tische saßen Lars und Cindy, die Guides, beide eine kleine Flasche
Pacífico
-Bier vor sich. An einem Tisch im Hintergrund erkannte Caro den Besitzer des Ladens.
    Als Lars Caro bemerkte, winkte er und deutete ihr, sie solle näher kommen. »Caro, willkommen in unserer kleinen Runde! Cindy und ich haben heute den Blues und ziehen uns ein paar Pacífico rein. Keine Sorge, Danesita ist längst weg!«
    Lars sah noch magerer aus, als Caro ihn in Erinnerung hatte. Er trug ein knapp sitzendes Band-T-Shirt und Caro sah einen schmalen Streifen Haut zwischen Hose und Shirt, der genauso tätowiert war wie seine Arme und sein Hals. Seine Haare waren seit Kurzem rot gefärbt, ebenso sein Kinnbart. Er trug im rechten Ohrläppchen einen
Plug
, eine Art Niete in einem Tunnel aus Fleisch. Caro hätte locker ihren Ringfinger dort durchschieben können. Seine Oberarme waren sehnig, aber zu dünn. Sein Körper schien unfähig zu sein, überhaupt Fett zu produzieren. Nicht so Cindys. Auch wenn sie jetzt nicht mehr ihre stramm sitzende Uniform trug, sondern ein weites Jeans-Hemd und einen Rock, verrieten schon Gesicht und Hände ihre Masse. Als Lars und Cindy gleichzeitig von ihrem Bier tranken, wurde Caro Zeuge einer mächtigen optischen Täuschung, so groß wirkte die Flasche, die Lars mit seinen stäbchenhaften Handgelenken in sein schmales Gesicht hob, so klein jene von Cindy, deren feister Unterarm das Getränk wie eine Spielzeugrakete vor ihr mondgleiches Gesicht schob.
    »Setz dich«, sagte Lars und tätschelte die Sitzfläche des Sessels neben sich.
    Caro

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