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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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von einer Mark pro Tonne wurde im Nu zu zwei Mark. Düsterloh überlegte einen Augenblick und sagte dann jovial: »Nun – dann teilen wir uns die Differenz!«

Gallardos Herz hüpfte vergnügt. Im Handumdrehen hatte er aus seiner Mappe die Vertragsformulare gezogen, füllte die Lücken aus, unterschrieb und reichte auch Düsterloh die Feder zur Unterschrift. »Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen, Herr Direktor. Es wäre ja auch das erstemal, daß wir nicht glücklich d’accord geworden wären.«
    »Wäre noch ...« Düsterloh winkte mit den Augen nach dem leeren Stuhl neben sich.
    »Ah, Sie meinen die Position Adrienne? Eine schnelle Regelung wäre Ihnen angenehm? Selbstverständlich bin ich bereit, Ihnen auch da entgegenzukommen. Vorausgesetzt, daß die Dame ihr Einverständnis erklärt.«
    »Danke sehr, Herr Gallardo! Darüber brauchen Sie sich, glaub’ ich, keine Sorgen zu machen!«
    Kurz nachdem Adrienne wieder hereingekommen war, verließ Düsterloh eine Zeitlang den Tisch. Als er wiederkam, tat Gallardo dasselbe. Und als der zurückkehrte, war auch die Regulierung der Position Adrienne zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt.
    Düsterlohs Stimmung wurde immer ausgelassener, je weiter die Zeit vorschritt. Einem Zeitungsverkäufer, der an den Tisch kam, schob er ein Markstück hin, ohne sich herausgeben zu lassen. Dieser Verkäufer schien übrigens nicht von großem Geschäftsgeist beseelt zu sein. Mit der unverhofften Einnahme anscheinend zufrieden, blieb er, den Rest der Zeitungen unterm Arm, draußen stehen. Trat hin und wieder ein paar Schritte zur Seite, ohne den Vorübergehenden die Exemplare anzubieten.
    Zwei Herren kamen jetzt an ihm vorüber und streiften ihn fast. Während der eine weiterschritt, kaufte der andere ein Zeitungsblatt. Diesmal war der Verkäufer nicht an einen so freigebigen Käufer gekommen. Er mußte ein größeres Geldstück wechseln und trat unter eine Laterne an der Bordschwelle, um sein Kleingeld zusammenzusuchen.
    In diesem Augenblick drehte der zweite Herr sich um und sah das Gesicht des Zeitungsverkäufers. Unwillkürlich machte er ein paar schnelle Schritte auf ihn zu, wandte sich aber wieder ab und tauchte ins Dunkel. An der Seite des Herrn, der die Zeitung gekauft hatte, ging er noch bis zur nächsten Ecke. Dann verabschiedete er sich, überquerte die Straße und blieb drüben im Schatten stehen, so daß er ungesehen den Zeitungsverkäufer im Auge behalten konnte.
    Der wartete noch geraume Zeit. Als eine lustige Gesellschaft, die aus drei Personen – einer Dame und zwei Herren – bestand, aus dem Hotel kam, ging er etwas beiseite und beobachtete verstohlen, wie der größere der beiden Herren mit der Dame in ein Auto stieg, während der andere in das Lokal zurückkehrte.
    Jetzt schien der Zeitungsmann sein Geschäft endgültig schließen zu wollen. Er klemmte sich den Rest seiner Blätter unter den Mantel und trottete die Straße hinab. Der Herr auf der anderen Seite folgte ihm in einiger Entfernung. Am Georgsplatz schlug der Zeitungsverkäufer den Weg nach dem Bahnhof ein und stieg dort in einen Zug, der nach Westen fuhr. Auch der unbekannte Herr benutzte diesen Zug. In Langenau verließen beide die Eisenbahn.
    Die Bahnhofsuhr schlug gerade vier Uhr morgens. Der Herr folgte auch hier dem Zeitungsverkäufer auf dem Weg nach den MEA-Werken. Beide schienen Angehörige der Werke zu sein; denn auf Grund der vorgezeigten Karten fanden sie ungehindert Einlaß. Der Zeitungsverkäufer ging geradeswegs auf das Laboratoriumsgebäude zu. Ein Heer von Scheuerfrauen war beschäftigt, die Räume zu säubern. Der Mann schritt durch die weitläufigen Gänge des Gebäudes, bis zum Privatzimmer Dr. Fortuyns. Er drückte die Klinke nieder, als ob er prüfen wollte, ob die Tür ordnungsmäßig verschlossen sei, zog dann einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete sie und trat ein.
    Der andere hatte denselben Weg eingeschlagen und kam ebenso unangefochten vorwärts. Je mehr er sich der Tür Dr. Fortuyns näherte, desto vorsichtiger trat er auf. Die letzten Schritte schlich er hastig und unhörbar über den Linoleumbelag des Flurs, zog die Tür, die nicht eingeklinkt war, etwas weiter auf und schaute hinein.
    Der Zeitungsverkäufer stand, ihm den Rücken kehrend, vor der Rolljalousie eines hohen Schrankes. Er prüfte ihren Verschluß und kniete dann nieder. Eine Taschenlampe flammte auf. Anscheinend machte er sich dann an dem Schloß über der Fußleiste zu schaffen.
    Mit ein paar Schritten

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