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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Briefwechsel mit ihm sind doch sicherlich tiefstes Geschäftsgeheimnis? Nur von einem der Eingeweihten könnte doch diese Warnung herrühren!«

Fortuyn zuckte die Achseln. »Ja, mein lieber Wittebold: das rauszubekommen, gab ich Ihnen ja die Nachricht weiter. Ich muß gestehen, es ist eine harte Nuß. Aber bei Ihrer besonderen Kenntnis der Zusammenhänge dürfte Ihnen die Aufgabe vielleicht nicht unwillkommen sein?« Fortuyn erhob sich: »Nochmals: Geldmittel stehen Ihnen natürlich in jeder Höhe zur Verfügung.«
    Als Fortuyn später durch das Gebäude ging, begegnete er Dr. Wolff. »Wohin so eilig?«
    »Zum Generaldirektor, Herr Fortuyn. Na, Sie wissen ja schon von der neuesten Sache? Das Liebchen hat, wie eben das Polizeitelegramm aus Frankfurt meldet, gleich alles gestanden!«
    »Gratuliere!«
    Wolff nahm nur zögernd die Hand, die Fortuyn ihm bot. »Darf eigentlich Ihren Glückwunsch nicht annehmen. Wenn ich ehrlich sein will, bin ich doch in diesem Falle nichts anderes gewesen als ausführendes Organ dieses verflixten Eichenblattmannes ... Ob ich den wohl jemals zu Gesicht kriege? Ist doch ein ganz außergewöhnlich raffinierter Mensch ... Sicher ein sehr interessanter Zeitgenosse!«
    Fortuyn sah das schlichte, harmlose Äußere Wittebolds vor sich, dachte im stillen: ›Dann würden Sie wohl ziemlich enttäuscht sein, Herr Doktor Wolff!‹ – An der Tür Kampendonks trennten sie sich.
    »Nun, wie ist’s, Herr Doktor Wolff?« rief dieser. »Gute Nachricht?«
    »Jawohl, Herr Generaldirektor! Fräulein Adrienne L’Estoile hat ein vollständiges Geständnis abgelegt. Soweit der kurze Polizeibericht erkennen läßt, müssen das allerlei interessante Dinge sein, die sie da erzählt hat. Ihr Auftraggeber ist ein französisches Büro, hinter dem aber wahrscheinlich die ›United‹ steckt. Nun, wenn Fräulein L’Estoile hierhergebracht ist, wird man das ja alles aus ihr herausholen. Meine Anfragen bei verschiedenen Stellen über diesen Herrn Bosfeld sind übrigens auch nicht ungünstig beantwortet worden. Seine Abreise – wo-

hin, konnte oder wollte seine Hausdame allerdings nicht angeben – ist nach deren Behauptung schon früher geplant gewesen. Nun, ich mache da trotzdem ein kleines Fragezeichen. Habe einen Privatdetektiv beauftragt, das Leben und Treiben des Herrn Bosfeld etwas schärfer unter die Lupe zu nehmen.«

»Ist doch eine verfluchte Schweinerei, Boffin,«, sagte Bosfeld, »daß ausgerechnet im letzten Augenblick diese Adrienne noch verschüttgegangen ist!«
    Boffin verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Ja, mein Lieber, warum hat man die Sache nicht mir anvertraut? Warum wollte Monsieur Gerard, unser verehrter Chef in Paris, die Sache absolut mit seinen Leuten machen? Ich glaube kaum, daß mir so etwas passiert wäre. Bin überzeugt Fräulein Adrienne wäre dann unangefochten über die Grenze gekommen. Um in Ihrem Jargon zu bleiben, teuerster Herr Bosfeld: Wie konnte man so töricht sein, das wertvolle Adressenmaterial nicht sofort durch x Hände weiterzugeben? Monsieur Gerard scheint die richtige Regie derartiger Unternehmen nicht zu beherrschen.« Man sah es Boffins Mienen an, daß er nur mit Mühe seine Schadenfreude verbarg.
    »Muß aber ‘n hübsches Weib sein, diese Adrienne!« sagte Bosfeld. »Der gute Düsterloh ist ja ein Mann von Geschmack. Nun, ich werde vielleicht in Hannover sein, wenn die Gerichtsverhandlung ist.«
    Boffin schüttelte den Kopf. »Wer weiß, wann die sein wird? In der Zwischenzeit werden die blühenden Farben der schönen Adrienne wahrscheinlich stark verblaßt sein. Die Untersuchungshaft, die fortwährenden Verhöre ... man wird doch versuchen, alles mögliche aus ihr herauszuholen, wenn sie nicht etwa gleich alles gestanden hat ... Fatale Sache – höchst fatale Sache! Gerichtlicherseits wird man ja Monsieur Gerard in Paris nichts anhaben können ... aber ...«
    »Sie meinen, das könnte noch zu Weiterungen fuhren?« fragte Bosfeld. »Verflucht! Gerard hat meine Adresse!«
    »So! Hat er? Dann ist’s um so verwunderlicher, daß er Sie nicht in die Kombination einbezog. Wo Sie doch in Hannover sitzen und so leicht die Papiere von Adrienne hätten in Empfang nehmen können!«
    Bosfeld schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sie sagen, das wäre verwunderlich? Ich sage vielmehr, es ist dumm und gemein! Denn schließlich war ich’s doch, der die ganze Sache entriert hat. Ich habe doch bei dem Prunk- und Schausaufen in Düsterlohs Wohnung die Kundenlisten

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