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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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und begann mächtig zu qualmen. Juliette warf ihm naserümpfend einen Blick zu, den der Herr Büfettier jedoch nicht verstand.
    Bosfeld, der hinter Meyer saß, machte mit komischen Grimassen den Büfettier so täuschend ähnlich nach, daß Juliette laut auflachen mußte. Meyer, der wohl ahnen mochte, daß dieses Lachen auf seine Kosten ging, wurde rot vor Verlegenheit.
    Boffin, dem das nicht angenehm war, kam ihm schnell zu Hilfe, schlug ihn mit jovialer Gebärde auf die Schulter. »Na, mein Lieber, was bringen Sie uns denn Wichtiges?«
    »Was ich bringe? Einen Plan bring’ ich! Ein feines Plänchen, Herr Boffin! Na, Sie werden Augen machen! Aber erst will ich mal was andres erzählen. Schön ist’s ja grade nicht. Das Ding mit dem Rollschrank ist verpfiffen.«

»Was? Wie? Verpfiffen?« Boffin war einen Schritt zurückgetreten. Sein im gewöhnlichen Verkehr so drolliges Wesen, ein ewig urkomisches Mienenspiel – wie mit Zauberhand war alles von ihm abgewischt. Die kleine Gestalt gestrafft, die buschigen Brauen eng zusammengezogen, starrte er scharf prüfend in Meyers Gesicht. »Ist das Ihr Ernst? Überlegen Sie sich Ihre Worte! Keine Dummheiten, bitte!«
    Meyer zuckte die Achseln. »Es muß so sein, Herr Boffin. Am Dienstagmittag, als das Labor leer, alles zum Essen gegangen war, hat Doktor Fortuyn mit Fräulein Doktor Gerland so ziemlich alles, was in dem Schrank war, rausgetragen. Hat’s in die Sicherheitsräume des Archivs gebracht. Den Rest hat er mit nach Hause genommen. In der Nacht kamen dann ein paar Monteure von außerhalb – woher die waren, weiß ich nicht – und legten in dem Zimmer von Doktor Fortuyn und in dem Schrank noch extra elektrische Alarm Vorrichtungen. Mir ahnte so was. Ich hatte Nachtdienst in der Kantine und ging immer mal raus und guckte nach den Fenstern bei Fortuyn. Wie da Licht war, dachte ich: Halt, jetzt gilt’s! Ich lief schnell in den Wasserturm – der liegt so schön bequem gerade gegenüber –, und die dummen Kerle hatten natürlich vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Da konnte ich die ganze Bescherung mit an-sehn. Na, die können ja lange warten, bis wir uns an die gesalzene Kiste ranmachen!«
    »Fatal! Höchst fatal!« knurrte Boffin vor sich hin. »Endlich mal ‘ne Gelegenheit, wo wir einen fetten Fang hätten machen können, den man gut honoriert ... Was nun?«
    Meyer schlug sich klatschend auf die Schenkel. »Was nun? Nun kommt mein Plan, Herr Boffin – mein Plänchen!«
    »Na, da bin ich neugierig!« sagte Boffin lachend. »Plan? Plänchen?«

»Ja, mein lieber Herr Boffin –: spaßhafte Sache wird das! Lächerliche Sache! Ich meine, es wird einer eklig dabei lachen.«

»Na – nun mal ernst, Herr Meyer! Mir steht wirklich nicht der Sinn auf Lachen. Die Sache mit dem Rollschrank ist mir stark auf die Nerven gefallen. Ich hatte unbedingt mit einem Erfolg gerechnet. Übrigens: Was ist denn mit dem Material aus dem Rollschrank geworden?«
    Meyer lachte überlegen. »Sehen Sie, jetzt kommen Sie so allmählich drauf! – War nämlich auch mein erster Gedanke. Also, wie ich Ihnen schon sagte, einen Teil hat Fortuyn in seine Wohnung genommen. Das wird natürlich das Wichtigste sein. Das andre ist ins Archiv gekommen. Also nochmals, Herr Boffin: Das Beste hat Fortuyn in seiner Wohnung!«
    Meyer sah Boffin erwartungsvoll an. Der preßte die wulstigen Lippen aufeinander, daß sich der Schnurrbart sträubte, und ließ dann ein leichtes Grunzen hören. »Tippe auf Einbruch bei Fortuyn, Herr Meyer – was? Hhm, hm! Sache wird nicht so ganz einfach sein!«
    »Zum Lachen einfach, Herr Boffin! Alle werden lachen! Wir – und Fortuyn auch.«
    »Ach, lassen Sie das! Sprechen Sie ernst!«
    »Na – auch recht! Also, passen Sie auf. Sie kennen doch alle Lachgas? Vor ‘nem halben Jahr passierte mal im Werk ‘ne dolle Geschichte. Da war ein Tank mit Lachgas undicht geworden, und die ganze Nachtschicht in dem Raum lag am nächsten Morgen total beteert, beduselt, betrant und bewußtlos durcheinander. Die Sache war ja weiter nicht schlimm, hat den Leuten gar nichts geschadet. Ist nämlich ein sehr freundliches Gas. Man schläft ein, träumt sehr süß, und wenn’s einer nicht kubikmeterweise schluckt, dann tut es ihm nichts.«
    »Na, und?« unterbrach ihn Boffin.

»Ja, die Sache ist so: Unter Doktor Fortuyn wohnt der pensionierte Rentmeister Schulte. Die Wohnung ist sehr groß, und der Schulte vermietet immer zwei Zimmer ab. In acht Tagen, am Ersten, werden die Zimmer frei. Neue

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