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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Nacht auf frischer Tat ertappt zu haben. Da kam diese überraschende Aufklärung!«
    »Sie haben mich rufen lassen, Herr Doktor Fortuyn?«
    »Ja, Herr Wittebold. Bitte nehmen Sie Platz! Vermutlich hat das Werk es wieder dem Herrn Eichenblatt zu verdanken, daß jener französischen Dame in Frankfurt noch glücklich unsre wichtigsten Kundenlisten abgejagt werden konnten?«
    Wittebold nickte vergnügt und sagte dann scherzend: »Die dreißig Mark, Herr Doktor Fortuyn, die Sie mir gestern geliehen haben, kann ich Ihnen leider nicht gleich zurückgeben. Meine Extraausgaben waren in der letzten Zeit größer, als es meinem fürstlichen Gehalt als Bürodiener angemessen ist.«
    »Stopp, mein Lieber! Das darf nicht sein, daß Sie bei Ihren für uns so wichtigen Bemühungen auch noch gezwungen sind, sich die nötigen Barmittel am Leibe abzusparen! Von Zurückgeben an mich kann gar keine Rede sein. Zu geeigneter Zeit –
    das Wann steht ja in Ihrem eigenen Belieben – wird Ihnen die Werkleitung natürlich alle Auslagen reichlich ersetzen. Auf keinen Fall dürfen Sie etwa aus Geldmangel irgendwelche nötigen Schritte unterlassen! Jeder Betrag steht Ihnen durch mich zur Verfügung ... Darf man übrigens wissen, wie Sie hinter diese Affäre gekommen sind?«
    »Der Gott Zufall hat da wieder mal eine große Rolle gespielt. Ein Bekannter machte mich einmal auf einen Señor Gallardo aus Südamerika aufmerksam, dem wir gerade begegneten. Der sei Einkäufer für Grossisten und leiste sich nebenher aber noch allerlei finstere Geschäfte, – ein äußerst gerissener Bursche.
    Vor einiger Zeit nun, als ich eben aus dem Labor kam, sah ich diesen Gallardo das Verwaltungsgebäude verlassen; er ging zu einem Auto, das auf ihn wartete. Ich mußte an der linken Seite des Wagens vorbei und hörte, wie Gallardo den Schlag auf der anderen Seite öffnete und zu einer Dame im Innern sagte: ›Ca ira! Il viendra demain chez moi!‹ Die Dame war, wie ich flüchtig sah, jung und schön ...« Wittebold zuckte die Achseln. »Nun, da machte ich mir so meinen Vers. In meiner Rolle als Zeitungshändler haben Sie mich dann ja beobachtet. Ich wußte natürlich auch, daß die Dame nachher bei Direktor Düsterloh Wohnung nahm. Und daß da irgendein Streich gespielt werden sollte, war mir klar. Nur konnte ich zunächst nicht rauskriegen, um was es ging.
    Da half mir ausgerechnet Herr Düsterloh selbst. Er schickte mich nämlich gestern in seine Wohnung nach Hannover, um dort eine Aktenmappe zu holen, die auf seinem Schreibtisch lag. Nun, der alten Haushälterin war die Mappe zu schwer. Sie ließ mich allein in Düsterlohs Arbeitszimmer gehen. Was ich aber dort sonst noch sah und hörte, machte mich mehr als stutzig ...« Und nun erzählte Wittebold, wie sich durch Kombination verschiedener Umstände – Schreibtisch, fingiertes Telefongespräch und so weiter – bei ihm der Verdacht, daß Adrienne eine Agentin sei, bis zur Gewißheit verdichtet habe.
    Fortuyn lachte belustigt. »Alle Achtung vor Ihren kriminalistischen Fähigkeiten! Schade, daß Sie nicht heute morgen im Verwaltungsgebäude waren! Haben Ihnen nicht die Ohren geklungen? Alle Welt zerbricht sich den Kopf, wer dieser geheimnisvolle Anonymus ist, der so Schlag auf Schlag die schwierigsten Dinge macht. In welchem Ansehen Sie bei unserm Generaldirektor stehen, welche hohe Meinung er von Ihnen hat – dafür ein deutlicher Beweis!« Fortuyn lehnte sich, immer noch lachend, in seinen Schreibstuhl zurück und sah Wittebold zwinkernd an.
    »Wieso? Was?« stotterte er. »Man weiß doch von mir nichts?«
    »Natürlich nichts! Man weiß nur von der Existenz eines Eichenblattmannes – und daß der mir bekannt ist.«
    »Aber, Herr Doktor Fortuyn, ist das nicht gegen unsre Verabredung?«
    Fortuyn hob bedauernd die Hände. »Leider muß ich das zugeben.

Der Generaldirektor wollte durchaus erfahren, von wem ich Kenntnis von dem fotokopierten Exposé hätte. Ich konnte ihn nicht anders beschwichtigen, als daß ich ihm sagte, meine Kenntnis käme von dem Manne, der die Eichenblattbriefe geschrieben hat. Da ließ er mich in Ruhe. Aber, was ich sagen wollte und worüber ich eben lachen mußte: Kampendonk war vorher persönlich bei mir und stellte mir anheim, dem Schreiber der Eichenblattbriefe Mitteilung zu machen von einem Brief unseres Agenten in Schottland, der mit den Worten schließt: ›Man hat von Langenau aus die ›United‹ vor mir gewarnt.‹«
    »Ah!« Wittebold sprang auf. »Die Existenz des Agenten,

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