Kautschuk
widerstanden, sich schwach gescholten. Allein, ganz allein wollte er den Kampf führen. Allein derjenige sein, der Hopkins und seine Helfer schlug!
Als er nach der Mittagspause die Post in Morans Laboratorium bringen wollte, fand er ihn an einem leeren Arbeitstisch beschäftigt. Beim Eintritt Wittebolds sah er auf und sagte: »Tragen Sie die Post in mein Zimmer und bringen Sie mir den Kleistertopf daraus hierher!«
Wittebold tat, wie ihm geheißen. Als er den Topf in die Hand nahm, fand er ihn reichlich klebrig. Unwillkürlich griff er an andere Stellen des Topfes, aber auch die waren, wie es schien, stark beschmutzt. Er brachte Moran den Topf und wischte sich dann, die Hand in der Tasche, die Finger am Taschentuch ab.
Kaum war er draußen, als Moran aufstand und mit Dr. Abt in sein Privatzimmer ging, wobei er den Kleistertopf mitnahm. Er mußte wohl wissen, daß der sehr klebrig war, denn er griff ihn ganz vorsichtig oben am Rand. Dann arbeitete er eifrig zwei Stunden lang mit Dr. Abt in seinem Privatzimmer.
Als kurz vor Dienstschluß Wittebold wieder in Morans Abteilung kam, hielt der ihn an. »Tragen Sie, bitte, wenn Sie nach Hause gehen, diese Akten in meine Wohnung und legen Sie sie auf den Schreibtisch! Ich kann sie nicht mitnehmen, da ich mit Doktor Abt einen längeren Spaziergang machen will.« —
Als die Dunkelheit hereingebrochen war, ging ein Herr, der große Ähnlichkeit mit Dr. Abt hatte, in das Haus, in dem Dr. Moran wohnte. Er schloß vorsichtig die Tür auf und ging über den Korridor in das Zimmer Dr. Morans. Hier öffnete er mittels eines anderen mitgebrachten Schlüssels den Schreibtisch, nahm daraus ein Scheckbuch und einen wertvollen Ring, brachte dann den übrigen Inhalt des Schreibtischkastens in ein wirres Durcheinander. Er ließ den Kasten halb offen und ging geräuschlos aus der Wohnung, ohne daß die Wirtschafterin Morans, die ihre Räume nach hintenheraus hatte, auch nur das geringste gemerkt hätte.
Auf Umwegen ging der fremde Herr in das Stadtwäldchen, wo er an einer gewissen Stelle Moran traf. Dann schritten beide der Stadt zu. Als sie in den Schein der Straßenlaternen kamen, konnte man in Morans Begleiter unzweideutig Dr. Abt erkennen. Nur waren einige Kleinigkeiten in seinem Äußeren etwas anders als vorher. Die beiden schritten durch die Hauptstraßen der Stadt, wo sie mehrfach Bekannten begegneten, auf Morans Haus zu. Sie traten ein und stiegen die Treppe hinauf. Moran klingelte ein paarmal stark, schloß dann aber selbst auf; gerade in dem Augenblick, als seine Wirtschafterin herbeigeeilt kam.
»Ach, entschuldigen Sie mein unnützes Klingeln, Frau Fehling! Ich glaubte, ich hätte meinen Schlüssel vergessen.«
Bei diesen Worten hatte Moran auch schon die Tür zu seinem Zimmer geöffnet. Im selben Augenblick stieß er einen Schrei der Überraschung aus.
Die Wirtschafterin und Dr. Abt eilten hinzu. Moran deutete auf den offenen Schreibtisch. »Hier sind Einbrecher am Werk gewesen!«
»Rufen Sie doch sofort die Polizei an!« fiel Dr. Abt ein.
Die Wirtschafterin stand jammernd in dem Zimmer, wollte in den durchwühlten Kasten fassen. Da hielt sie Abt gewaltsam zurück. »Nichts anfassen, bevor die Polizei hier gewesen ist, Frau Fehling!«
Moran hatte inzwischen die Polizei angerufen. Nach kurzer Zeit erschienen zwei Kriminalbeamte. Der Doktor erzählte ihnen in kurzen Worten, daß er nach Dienstschluß mit Abt einen Spaziergang gemacht habe und eben erst nach Hause gekommen sei. Als er seine Zimmertür geöffnet habe, hätten er, Dr. Abt und die Wirtschafterin sofort den Einbruch bemerkt. Aber niemand habe den Schreibtisch berührt. Die Beamten möchten doch erst einmal nach eventuellen Fingerabdrücken suchen.
Der eine der beiden Beamten, der auf das Wort ›Einbruchsalarm‹ das nötige Gerät mitgebracht hatte, trat an den Schreibtisch heran und begann ihn unter Zuhilfenahme einer Lupe und einer sehr starken elektrischen Taschenlampe zu untersuchen. Sagte dann: »Nun, Fingerabdrücke gibt’s hier genug. Fragt sich nur noch, wem sie gehören. Könnten auch Ihre sein, Herr Doktor. Wollen Sie, bitte, mal Ihren Daumen auf dies Papier hier drücken!«
Moran tat, wie ihm geheißen. Jetzt begann der Kriminalbeamte Morans Fingerabdruck mit den Abdrücken auf dem Schreibtisch zu vergleichen. »Allerdings – ein paar hier stimmen mit Ihrem Abdruck überein. Aber diese neuen, frischen hier sind anders. Wann haben Sie, Herr Doktor Moran, das Kästchen hier in dem
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