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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hervor.
    Moran durchblätterte den, den sie ihm überreichte. »Nun, das scheint in Ordnung zu sein. Über Wien nach Triest – gut! Was sind das andere da für Pässe?«
    »Diese beiden hier für Fräulein Collins und mich. Die sind natürlich regulär ausgestellt. Wir fahren direkt nach Paris. Ich übernehme, wie Sie ja wissen, den Posten von Monsieur Gerard und verwalte auch vorläufig die Berliner Stelle noch, bis ein neuer Leiter ernannt ist. Ich glaubte immer, Bosfeld würde es werden, aber man scheint in England anders zu denken. – Die anderen Pässe?« Er deutete auf ein Päckchen. »Sind, wie Ihrer, auf Bestellung gearbeitet. Ich hoffe ja nicht, daß sie gebraucht werden. Aber für den Fall des Mißlingens müssen natürlich alle unmittelbar Beteiligten schleunigst verschwinden.«
    »Es wird Zeit, Herr Doktor!« fiel die Collins ein. »Mister Hopkins wartet nicht gem.«
    Mit kurzem Gruß verließ Moran das Büro und fuhr zum Wannseehotel. —
    »Das hat lang gedauert!« brummte ein Herr vor sich hin, der während dieser Unterredung unauffällig auf der gegenüberliegenden Seite des Kurfürstendamms auf und ab gegangen war. Er sprang jetzt in eine vorüberfahrende Taxe und gab ebenfalls das Wannseehotel als Ziel an.
    Als er durch die Drehtür des Hotels trat, waren Begrüßung und Verbeugung des Türhüters nicht anders als fünf Minuten früher, als Mr. Hopkins durch dieselbe Tür geschritten war. Obgleich doch zwischen dem Beherrscher der United Chemical und dem Bürodiener Wittebold ein nicht unerheblicher Unterschied bestand.
    Aber in den zwei Stunden, die Wittebold in Berlin für sich gehabt hatte, bevor er inkognito Herrn Dr. Moran am Flughafen unauffällig empfangen und zum Kurfürstendamm geleitet hatte, waren in seinem Äußeren durchgreifende Veränderungen vor sich gegangen. Es war ein gesetzter älterer Herr mit tadellos gepflegtem Haar und Bart in einem gutsitzenden Sakkoanzug, einen hellen Sommermantel über dem Arm, der in das Hotel trat. Die dunkle Brille, die er draußen im hellen Sonnenschein zur Schonung der Augen getragen hatte, nahm er ab. Setzte sie aber, als ob ihn der Schein der hellen Neonlampen geniere, gleich wieder auf.
    An der Tür des Hauptrestaurants blieb er einen Augenblick stehen, nahm die Brille noch einmal ab und putzte die Gläser. Dabei ließ er seinen Blick suchend über die Tische gleiten. »Pech!« murmelte er vor sich hin und setzte die Brille wieder auf. »Da ist schlecht rankommen.«
    Hopkins und Moran saßen mitten im Lokal ganz frei nach allen Seiten. Trotz seines so stark veränderten Aussehens durfte es Wittebold nicht wagen, etwa an einem Tisch in ihrer Nähe Platz zu nehmen. Beide saßen sich gegenüber; beide kannten ihn. Einer hätte ihn sicher wiedererkannt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als hinter einer Säule Platz zu suchen, wo er die beiden zwar beobachten konnte, aber von ihrer Unterhaltung kein Wort vernahm.
    Das Gespräch zwischen denen, so interessant es auch für Wittebolds Ohren gewesen wäre, brachte keinerlei Bestätigung seines Verdachtes, daß etwa Hopkins irgendwie um die finsteren Pläne wußte, die da im Gange waren. Er gab Moran sogar seine Abneigung gegen irgendwelche gewaltsamen Aktionen deutlich zu verstehen. Über das Gasattentat gegen Fortuyn äußerte er sich mit großer Entrüstung. Im weiteren drehte sich ihr Gespräch um ganz andere Dinge.
    »Es ist schade, Herr Doktor, daß Sie nicht zu sagen wissen, wann ungefähr Doktor Fortuyn mit seinen Arbeiten fertig wird. Es wäre das doch für uns von großem Interesse. Denn wenn wir das wüßten, könnten wir doch wohl mit unserem bereits vorhandenen Material über die Synthese des Isolationskautschuks einige Patente anmelden, die den späteren Patentanmeldungen der MEA-Werke Schwierigkeiten machen müßten. Selbstverständlich könnten wir ja schon jetzt Patente anmelden; aber je länger wir warten, desto valider würden sie sein. Ich gäbe sonst was drum, wenn Sie in Erfahrung bringen könnten, ob und wann die MEA-Werke ihre Patentschriften aufsetzten.«
    Moran zuckte die Achseln. »Das kann in vier Monaten sein – in vier Wochen sein – in vier Tagen sein. Die Arbeiten Doktor Fortuyns werden seit jenem Attentat derartig geheimgehalten, daß man über ihren Stand nichts Bestimmtes sagen kann. Seine Methode ist übrigens unbedingt nachahmenswert. Er allein verarbeitet die Resultate seiner Mitarbeiter. Das ist zwar etwas zeitraubend, aber das Ergebnis bleibt unbedingt geheim.

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