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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Wenn ich später wieder bei der United bin, werde ich unsere dortigen Arbeiten in derselben Weise leiten.«
    Hopkins nickte. »Können Sie, Doktor! Möchte nur, daß Sie recht bald kämen! Die Sache ist ja von eminenter Bedeutung.
    Wenn ich so denke, wie die ahnungslose Welt die Augen aufreißen wird, wenn man den Isolationskautschuk hat!«
    Moran starrte sinnend vor sich hin. »Ich wäre auch froh, wenn ich bald von Langenau weg könnte. Meine Stellung dort ist alles andere als angenehm. Muß da ausgerechnet so ein dummer Junge die Lücke in meinem so schön aufgezogenen Verfahren entdecken. Gut, daß Fortuyn eine Menge Gegner hat, die naturgemäß meine Freunde sind. Sonst wär’s nicht zum Aushalten ... War ein langer, dornenreicher Pfad über Wien nach Langenau.«
    »Gewiß – der Weg war lang, mein lieber Moran. Aber ich hatte ihn mir noch länger vorgestellt. Daß das alles so klappte mit Ihrer Niederlassung in Wien, Ihrer guten Aufnahme dort ... vor allem, daß dieser Professor Janzen ohne irgendwelche Beeinflussung von unserer Seite sich so für Sie engagierte, worauf dann Ihre Berufung nach Langenau erfolgte ... daß das alles so schnell klappen würde, hätte ich damals, als wir den Plan schmiedeten, nicht geglaubt.« Hopkins sah nach der Uhr. »Wenn Sie noch mit dem Nachtflugzeug fliegen wollen? Ich brauche Sie nicht mehr, Herr Doktor.«
    Moran nickte und erhob sich. Beim Verabschieden sagte Hopkins nochmals: »Denken Sie, bitte, immer daran, daß uns zur Zeit das Wichtigste ist, zu wissen, wann Langenau Patente nimmt.«
    In früherer Zeit würde Moran wohl nicht das Nachtflugzeug benutzt, sondern die Gelegenheit wahrgenommen haben, etwas in das Berliner Nachtleben einzutauchen. Doch heut war seine Stimmung nicht danach. Er nahm eine Taxe und fuhr zum Flughafen. —
    Auch Wittebold mußte die gleiche Maschine benutzen, um rechtzeitig wieder in Langenau zu sein. Unter größten Vorsichtsmaßnahmen gelang es ihm, von Moran nicht erkannt zu werden. Vielleicht lag das auch daran, weil Moran zu sehr mit seinen Sorgen beschäftigt war. Auch vom Flugplatz bis Lange-

nau fuhr er im gleichen Zug. Als der Zug in Langenau hielt, wartete er eine geraume Zeit, bis er annehmen konnte, daß Mo-ran den Bahnhof verlassen hatte. Dann ging er auf die Sperre zu und schritt durch die Bahnhofshalle. Moran noch weiter zu folgen, hielt er für überflüssig. Und doch wäre es besser gewesen, wenn er ihm auf den Fersen geblieben wäre. Denn so passierte ihm etwas, was nicht ohne Folgen sein sollte.
    Moran hatte keineswegs die Bahnhofshalle verlassen. Er stand vor den ausgehängten Fahrplänen und notierte sich die besten Verbindungen nach Triest. Gerade als Wittebold die Tür der Bahnhofshalle hinter sich zufallen ließ, drehte Moran sich um. Da fiel sein Blick auf Wittebold. Der hatte sich vor der Abfahrt des Zuges in Berlin wieder umgezogen und war in seiner alten, Moran wohlbekannten Kleidung.
    »Verflucht!« zischte Moran vor sich hin. »Der Kerl war auch in Berlin! Ist mir gefolgt – ganz bestimmt! So muß es sein!«
    Nervös lief er in der Halle des Bahnhofs hin und her. Was sollte er tun? In seiner Erregung benahm er sich wohl etwas auffallend. Er merkte, daß man ihn verwundert ansah. Durch einen Seitenausgang der Halle trat er ins Freie. Hier schaute er sich vorsichtig nach allen Seiten um. Von Wittebold war nichts zu sehen. Durch stille Nebenstraßen auf Umwegen, sich immerfort scheu umblickend, erreichte er seine Wohnung.
    Trotz der vorgerückten Stunde konnte er sich in solch aufgeregtem Zustand nicht ins Bett legen. Seine Gedanken jagten sich. Tausend Möglichkeiten ... erwogen ... verworfen. Immer wieder klammerte er sich an die Hoffnung, daß der Zufall da stark im Spiel gewesen sei. Er wußte von dem Gemunkel, ein geheimer Detektiv sei von der Werkleitung angestellt ... Wirtebold dieser Detektiv? ... Gewiß, es war möglich. Aber dann wären doch zum mindesten auch Dr. Wolff und Kampendonk im Bilde.

Mit Kampendonk war er gerade in den letzten Tagen öfters zusammengekommen. Dabei hatte der Generaldirektor sich in seiner gewohnten freien, ruhigen Art gezeigt. Wäre dem irgendeine Verdächtigung seiner Person zu Ohren gekommen, er würde sich, wie Moran dessen gerades, offenes Wesen kannte, sicherlich nicht so harmlos mit ihm unterhalten haben. Immerhin: diesen Wittebold leicht zu nehmen, wäre falsch. Da mußte irgend etwas geschehen.
    Auch Wittebold fand in dieser Nacht wenig Schlaf. Als er vom Bahnhof in die

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