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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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      Wenn der Chef herausfand, dass der Wurm durch das Foto von Marilyn Monroe auf dem Autopsietisch eingeschleust worden war, würde Shrew bestimmt ihren Job verlieren. Sie hatte keinerlei Absicherung und würde wieder vor derselben Situation stehen wie vor anderthalb Jahren, nur dass ihr diesmal kein namenloser Fremder eine Stelle anbieten und sie damit retten würde. Dann würde sie die Wohnung tatsächlich aufgeben müssen und damit auch das wenige, was von ihrem früheren Leben noch übrig war. Eine Katastrophe stand ihr bevor. Schließlich herrschten wirtschaftlich schlechte Zeiten. Sie war ratlos.
    Shrew bedankte sich bei dem Techniker und legte auf. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle Vorhänge zugezogen waren, schenkte sie sich noch einen Bourbon ein, kippte ihn hinunter, lief, halb verrückt vor Angst und den Tränen nah, in der Wohnung hin und her und grübelte darüber nach, was nun wohl geschehen würde.
      Der Chef würde sie vermutlich nicht selbst feuern, sondern diese Aufgabe seinem Agenten in Großbritannien überlassen, der kaum Englisch sprach. Falls der Chef wirklich einer Terrorgruppe oder einer Sekte angehörte, war sogar Shrews Leben in Gefahr. Ein Attentäter würde in ihre Wohnung eindringen, während sie schlief und ihn nicht hören konnte.
    Sie musste sich einen Hund anschaffen.
      Je mehr Bourbon Shrew trank, desto niedergeschlagener, verängstigter und einsamer wurde sie. Sie erinnerte sich an eine Kolumne, die sie einige Wochen vor Weihnachten ins Netz gestellt hatte. Darin war es um die Kette von Zoohandlungen gegangen, die Terri nach Ivys Tod erwähnt und sich anerboten hatte, ihr dort einen neuen Hund zu kaufen.
    Shrew recherchierte im Internet.
      Die Hauptfiliale von Tell-Tail Hearts befand sich zufällig ganz in der Nähe und hatte bis neun geöffnet.
    Das Loft war ein riesiger, offener Raum mit frei liegenden Balken, Backsteinmauern und einem Boden aus poliertem tabakfarbenem Holz. Alles war makellos restauriert und modernisiert worden. Außer den Arbeitstischen, schwarzen Drehstühlen und einem Konferenztisch aus Glas gab es keine Möbel. Nirgendwo war auch nur ein einziges Blatt Papier zu sehen.
      Lucy hatte Berger aufgefordert, sich wie zu Hause zu fühlen. Außerdem hatte sie betont, dass niemand Berger belauschen oder bedrohen könne. Alle Telefone seien schnurlos und mit Verzerrern ausgestattet. Die Alarmanlage sei vermutlich besser als die im Pentagon. Bestimmt bewahrte Lucy irgendwo in diesem Büro Pistolen oder andere Waffen auf, die so streng verboten waren, dass man sie vermutlich wie eine Piratin an der Tappan-Zee-Bridge über dem Hudson aufgehängt hätte, wenn man sie damit erwischte. Berger fragte lieber nicht nach. Allerdings fühlte sich weder sicher noch geborgen und versuchte auch gar nicht erst, ihr Unbehagen zu verscheuchen. Stattdessen grübelte sie und überlegte.
      Im Hintergrund lief eine CD von Annie Lennox. Lucy saß in ihrem gläsernen Cockpit, umgeben von drei Monitoren, die so groß waren wie Flachbildschirmfernseher in einem Wohnzimmer. Im gedämpften Licht war ihr Profil gut zu erkennen. Ihre Stirn war glatt, ihre Nase gerade, und ein konzentrierter Ausdruck malte sich auf ihrem Gesicht, als gäbe es nichts Schöneres für sie, als sich in eine Sache zu vertiefen, die Berger Kopfschmerzen bereitete. Echte Kopfschmerzen. Solche, die stets damit endeten, dass sie sich, heiße Kompressen auf den Augen, in ein dunkles Zimmer legen musste.
      Sie stand neben Lucys Stuhl und wühlte in ihrem Aktenkoffer, in der Hoffnung, dass sich irgendwo eine Zomig-Tablette versteckte, das einzige Medikament, das in solchen Fällen half. Doch das Folienpäckchen, das sie zwischen den Seiten eines Notizblocks fand, war leer.
      Lucy erklärte mehr, als Berger eigentlich über die Daten wissen wollte, die das neurale Netzwerkprogramm - dessen Funktionsweise sie auch nicht interessierte - aus einem der in Terri Brigdes' Wohnung sichergestellten Computer herausgezogen hatte. Sie ärgerte sich, weil Lucy sich weigerte, mit dem zweiten Laptop anzufangen - dem, der offenbar ausschließlich für den Internetzugang verwendet worden war. Außerdem wartete sie ungeduldig auf Marinos Anruf wegen der E-Mail-Passwörter. Die Frage war, ob sie noch hier sein würde, wenn er sich meldete. Und die noch wichtigere Frage lautete, was sie überhaupt hier wollte. Sie

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