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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wusste, dass es zwecklos war, sich mit Sorgen zu zermürben, und war dennoch ratlos. Sie und Lucy hatten ein großes Problem. Und zwar mehr als eins.
      »Wenn man eine Datei in einem aktiven System löscht, sind die Chancen normalerweise gut, dass man die Daten zurückbekommt, sofern die Wiederherstellung rasch erfolgt«, verkündete Lucy.
      Berger setzte sich wieder neben sie. Leuchtend weiße Textfragmente, Satzbruchteile und Wörter gingen auf dem schwarzen Bildschirm erneut eine Verbindung ein. Berger überlegte, ob sie ihre Sonnenbrille aufsetzen sollte, glaubte aber, dass das nicht viel nützen würde. Der Stein war nun einmal ins Rollen geraten. Sie würde ihn nicht mehr aufhalten.
      Wenn das wirklich ihre Absicht gewesen wäre, hätte sie heute Abend kein Taxi nach Greenwich Village genommen, ganz gleich, wie groß die Krise auch war. Ganz gleich, wie drängend und logisch Lucy am Telefon geklungen hatte, als sie vorschlug, Berger solle sich die neuen Ergebnisse selbst ansehen. Sie war zwar schon früher mit Lucy allein gewesen, allerdings vor vielen Jahren, als Scarpettas so ausgesprochen komplizierte und risikofreudige Nichte noch zu jung und Berger noch zu verheiratet gewesen war. Dass sie gegen Vertragsbedingungen verstieß oder wegen eines Formfehlers einen Prozess verlor, kam nicht in Frage.
      Nun war sie nicht mehr an einen Vertrag gebunden, Lucy war älter, und einen Formfehler würde es nur geben, wenn Berger beschloss, einen herbeizuführen.
      »Allerdings sah Terri offenbar keinen Grund, einmal gelöschte Dateien wiederherzustellen«, sagte Lucy. »Und deshalb haben wir es mit ziemlich langen Passagen vollständiger Texte, vermischt mit Bruchstücken von verschiedener Länge, zu tun, von denen manche nur noch Splitter sind. Je länger man damit wartet, gelöschte oder defekte Dateien zu retten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass neue Daten die durch das Löschen auf der Festplatte frei gewordenen Stellen überschreiben. Und deshalb hat die Software mehr Mühe, das wiederzufinden, was ursprünglich dort gestanden hat.«
      Bei dem Text handelte es sich um Bruchstücke einer Abschlussarbeit, die sich mit den historischen Aspekten der Forensik, Medizin und Psychiatrie befasste. Das war nicht weiter überraschend, denn die Recherchen und die Befragung von Terri Bridges' Eltern hatten ergeben, dass sie am Gotham College studierte, dessen Rektor ihr Vater war, und dass sie gerade ihren Magister in forensischer Psychologie machte. Berger sah zu, wie forensische Fachbegriffe und Sätze an ihr vorbeiliefen, während sich an ihren Schläfen der altbekannte Schmerz meldete und sich in Richtung Augenhintergrund vorarbeitete.
      Die Body Farm, das Bellevue und die psychiatrische Klinik Kirby wurden ebenso erwähnt wie eine große Anzahl anerkannter Experten auf diesem Gebiet, einschließlich Dr. Kay Scarpetta. Ihr Name fiel sogar sehr häufig. Deshalb auch Lucys Bemerkung von vorhin, Berger könnte sich versucht fühlen, sie zu feuern. Inzwischen fühlte sie sich mehr als versucht, und es wäre aus einer ganzen Reihe von Gründen auch das Klügste gewesen.
      Erstens machte es den Eindruck, als hätte Terri - oder der Benutzer dieses Laptops - Hunderte von Artikeln, Videoclips, Fotos und anderen Veröffentlichungen zum Thema Scarpetta gesammelt. Die Folge davon war ein Interessenkonflikt, und zwar ein ziemlich schwerer, zusätzlich kompliziert durch ein anderes Problem, das vermutlich von Anfang an bestanden hatte.
      Berger erinnerte sich, wie sehr Lucy sie bei ihrer ersten Begegnung in Richmond vor acht Jahren fasziniert hatte, und zwar auf eine Weise, die sie zwar als erregend, aber angesichts der Umstände als bedauerlich empfunden hatte. Damals, mit Ende dreißig, war sie noch so naiv gewesen, sich vorzumachen, sie sei gegen gewisse Versuchungen gefeit. Schließlich bewies das Leben, für das sie sich entschieden hatte, dass sie auch nein sagen konnte. Heute, mit sechsundvierzig, war ihr eines klar geworden: Was sie sagte oder nicht, spielte nicht die geringste Rolle, da es nichts an den Tatsachen änderte.
      »Die Laptops sind ab Werk mit einer handelsüblichen Sicherheitssoftware ausgestattet.« Lucy war nicht von ihrem Thema abzubringen. »Nichts, was ich verwenden würde, da derartige Programme nur bekannte Viren, Spionagesoftware und so weiter identifizieren, also nicht die, vor denen man sich fürchten muss. Außerdem hatte Terri Schutzprogramme gegen Viren,

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