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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Geräusche aus dem Autopsiesaal vernehmen. »Bis jetzt noch nichts«, antwortete er. »Letzte Nacht gab es einen Mord. Einen sehr ungewöhnlichen.«
      Er scrollte durch die flimmernden Zeilen auf seinem Computermonitor.
      »Heißt das etwa, die Untersuchung wurde nicht gerichtlich angeordnet? «
    »Noch nicht. Aber jemand muss ihn sich sofort ansehen.« »Das hätte längst geschehen sollen. Und zwar gleich bei der Einlieferung. Falls es anhaftende Spuren gab, sind die inzwischen vermutlich zerstört oder verloren gegangen.«
      Benton starrte auf den Monitor und fragte sich, wie er es ihr am besten beibringen sollte. An ihrem Tonfall erkannte er, dass sie noch ahnungslos war, und er hoffte inständig, sie würde es nicht von jemand anderem erfahren. Wehe, wenn ihre Nichte Lucy Farinelli sich nicht an seine Anweisung hielt, die Sache ihm zu überlassen. Was nicht bedeutete, dass er sich bisher sehr geschickt angestellt hatte.
      Bei ihrem Telefonat vor wenigen Minuten hatte Jaime Berger sehr professionell geklungen, woraus er schloss, dass sie diese üble Website im Internet ebenfalls nicht kannte. Er war nicht sicher, warum er die Gelegenheit nicht genutzt hatte, es ihr endlich zu sagen. Inzwischen bereute er es, so lange geschwiegen zu haben. Er hätte Berger längst reinen Wein einschenken müssen, und zwar schon vor einem knappen halben Jahr.
      »Seine Verletzungen sind nur oberflächlich«, meinte Benton zu Scarpetta. »Er sitzt in einer Einzelzelle, spricht nicht und will mit niemandem reden, außer mit dir. Berger möchte verhindern, dass jemand Druck auf ihn ausübt, und hat deshalb beschlossen, mit der Untersuchung zu warten, bis du hier bist. Und da er so darauf besteht ... «
    »Seit wann tanzen wir nach der Pfeife von Gefangenen?« »PR, politische Gründe. Außerdem ist er kein Gefangener. Niemand in dieser Abteilung gilt nach seiner Aufnahme als Gefangener. Es sind Patienten.« Benton bemerkte selbst, wie angespannt er klang, anders als sonst. »Wie ich bereits sagte, wird ihm bisher kein Verbrechen zur Last gelegt. Es gibt keinen Haftbefehl. Es handelt sich eher um eine freiwillige Einweisung. Wir können ihn also nicht die vorgeschriebenen zweiundsiebzig Stunden hier behalten, weil er keine Einverständniserklärung unterschrieben hat. Er wird keiner Straftat beschuldigt, zumindest noch nicht. Vielleicht ändert sich das ja, nachdem du ihn untersucht hast. Aber im Moment steht es ihm jederzeit frei zu gehen.«
      »Du erwartest also, dass ich etwas finde, das der Polizei einen plausiblen Grund gibt, ihn des Mordes anzuklagen? Und was bedeutet es, dass er nicht unterschrieben hat? Noch mal von vorn. Der Patient hat sich selbst in den Gefängnistrakt eingewiesen, und zwar unter der Bedingung, dass er verschwinden kann, wann er will?«
      »Ich erkläre dir alles, wenn wir uns sehen. Außerdem verlange ich nicht von dir, dass du etwas findest. Du weißt doch, keine Erwartungen, Kay. Ich bitte dich nur zu kommen, weil die Situation ausgesprochen heikel ist und weil Berger sehr viel daran liegt.«
    »Obwohl er bei meiner Ankunft schon fort sein könnte.« Benton konnte sich denken, welche Frage ihr auf der Zunge lag. Er verhielt sich nämlich ganz und gar nicht wie der gelassene, durch nichts aus der Ruhe zu bringende forensische Psychologe, den sie nun schon seit zwanzig Jahren kannte.
    »Er wird warten, bis du hier bist«, erwiderte Benton.
      »Ich verstehe nicht, was er überhaupt dort will.« Scarpetta ließ nicht locker.
      »Das wissen wir auch nicht so genau. Kurz zusammengefasst, hat er darauf bestanden, ins Bellevue gebracht zu werden, als die Polizei am Tatort eintraf.«
    »Wie heißt er eigentlich?«
      »Oscar Bane. Außerdem hat er gefordert, dass nur ich allein die psychologische Untersuchung durchführen darf. Also riefen sie mich an, und ich bin, wie du ja weißt, sofort nach New York geflogen. Er hat Angst vor Ärzten. Bekommt Panikattacken.« »Woher weiß er, wer du bist?« »Weil er weiß, wer du bist.« »Er weiß, wer ich bin?«
      »Die Polizei hat seine Kleidung sichergestellt. Aber er beharrt darauf, dass nur du die Spuren an seinem Körper - und ich betone noch einmal, dass kein Haftbefehl vorliegt - abnehmen darfst. Wir haben gehofft, er würde sich beruhigen und sich von einem Arzt vor Ort untersuchen lassen. Doch da ist nichts zu wollen. Er wird nur immer sturer. Angeblich hat er eine Todesangst vor Ärzten und außerdem Odynephobie und Dishabiliophobie.«
     

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